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Berliner Zeitung 20.03.2019

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10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 66 · M ittwoch, 20. März 2019<br />

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Berlin<br />

<strong>Berliner</strong> Bärlauch<br />

Wunder im<br />

Unterholz<br />

Jetzt zieht wieder dieser Knoblauchgeruch durchs<br />

feuchte Unterholz und führt andie Fundstellen der<br />

herrlichen Pflanze: Wunder-Lauch, Seltsamer Lauch oder<br />

<strong>Berliner</strong> Bärlauch genannt, weil er hier häufig vorkommt.<br />

Ursprünglich ein Kaukasier, wurde er ab Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts im Botanischen Garten angesiedelt, vonwo<br />

er seitdem verwildert. Ausdauernd siedelt er teils rasenartig<br />

und massenhaft. Allium paradoxum schmeckt wie der<br />

verwandte Bärlauch (Allium ursinum), nur etwas milder,<br />

ist –wie dieser –sehr gesund und darf–anders als dieser –<br />

großzügig gesammelt werden. Der wunderbareWunderlauch<br />

gehört zuden ersten Grünpflanzen, die nach dem<br />

Winter hervorkommen. Ab März wuchert eranschattigen,<br />

meist feuchten Stellen auf <strong>Berliner</strong> Bärlauchwiesen<br />

(Krumme Lanke, Treptower Park, Plänterwald) und im<br />

Brandenburger Umland. Am besten sammelt man, bevor<br />

die weißen, sternenförmige Blüten hervortreten. Im Mai<br />

ist er wieder weg. Es gibt gute Gründe, ihn wunderbar zu<br />

finden. Er schmeckt herrlich und wirkt gegen Verkalkung.<br />

Trotzdem eine Warnung: Nicht verwechseln mit giftigen<br />

Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen, und waschen –denn<br />

was Tierefallen lassen, ist bäh. Maritta Adam-Tkalec<br />

Bewegung<br />

Zu Fuß<br />

um die Welt<br />

Esist doch immer dasselbe: Den ganzen Winter über<br />

hängt man rum, rostet ein, legt an Kilos zu und wirtschaftet<br />

bei der Fitness ab.Geht mir genau so,doch sobald<br />

die Temperaturen etwas steigen, meine ich, mich wie ein<br />

Irrer bewegen zu müssen, und latsche los in kompletter<br />

Überschätzung meiner Muskelgeschmeidigkeit. Ich lief<br />

also kürzlich elangetrieben den Tempelhofer Damm entlang<br />

und bog hinter dem Flugfeld links ein in die Germaniastraße.<br />

Die ist lang und wird zuOberlandstraße. Mittlerweile<br />

ging ich nur noch erlahmt und schwitzend –das<br />

Dumme an dieser Strecke ist die Tatsache, dass, ist man<br />

einmal auf der Höhe des Flugfeldes, man nicht mehr zurückkommt.<br />

Man muss das komplette Rund des Feldes<br />

entlanglaufen, gefühlt rund 80 Kilometer.Quer rüber,zurück<br />

nach Kreuzberg? Fehlanzeige. Ich hätte es wissen<br />

müssen, ich fahrediese Strecke regelmäßig mit dem Rad,<br />

um dann in Höhe der Leinestraße wieder zurück auf das<br />

Feld zu kommen. Mitdem Radist das alles kein Problem,<br />

zu Fuß ist es eine Weltreise. Ich habe rund drei Stunden<br />

nach Hause gebraucht. Das muss aber nun wirklich reichen<br />

für diesen Frühling. Marcus Weingärtner<br />

Fahrradfahren<br />

Für Körper<br />

und Seele<br />

Noch quietschen die Bremsen, noch ist das Licht kaputt.<br />

Das muss sich ändern. Mein blaues Fahrrad<br />

braucht dringend einen Frühjahrsputz. DenWinter über<br />

hat es auf dem HofimFreien gestanden. Dortsteht es immer<br />

noch, ich habe am Morgen extranachgesehen. Denn<br />

ab jetzt wirdlosgeradelt! Dann kann man die Nase in die<br />

Sonne halten, der Wind weht leicht durch die Haare, und<br />

man kommt sogar noch schneller zum Ziel als mit der<br />

Bahn. Schluss mit stickiger Luft und Gedränge in der U-<br />

Bahn. Dieist zwischen Heidelberger Platz und der Uniin<br />

Dahlem nämlich immer rappel voll, weil sich in den Wagen<br />

sämtliche Studierenden quetschen und man Mühe<br />

hat, mitzukommen. Ab heute wird frische Luft geschnappt,<br />

bevor man den TaginVorlesungssälen und Bibliotheken<br />

verbringt –einfach herrlich! Da werden die<br />

20 Minuten Fahrt bis zur Uni glatt zu einem Highlight.<br />

Diese elf Kilometer Bewegung, die bei Hin- und Rückfahrt<br />

täglich rausspringen, sind schließlich nicht nur gesund<br />

für den Körper, sondern auch noch gut für die Seele. Da<br />

stört esauch nicht, wenn es zwischendurch mal regnet.<br />

Mein Rucksack mit dem Laptop drinnen ist auf alle Fälle<br />

wasserdicht. Hannah Spät<br />

Nichts<br />

wie raus!<br />

Heute ist Frühlingsanfang. Und dieser<br />

wartet auch gleich mit Hoch<br />

Hannelore auf. Die Temperaturen<br />

steigen bis Ende der Woche auf<br />

17 Grad an, auch die Sonne lässt sich<br />

blicken. Ein Grund zum Jubilieren<br />

Hormone<br />

Licht macht<br />

gute Laune<br />

Puh, geschafft. DieTage, andenen die Dunkelheit früh<br />

kommt und spät geht, sind vorbei. Jetzt gibt es wieder<br />

Licht, Licht, Licht. Morgens müssen die Schulkinder nicht<br />

mehr im Dunkeln starten, mittags ist es möglich, unter<br />

freiem Himmel zu essen, und nach Feierabend ist es noch<br />

hell. Berlin und seine Bewohner sind endlich wieder ins<br />

rechte Licht gerückt. Denn eigentlich müsste es immer so<br />

sein, dass wir aufstehen, wen,n es hell ist. Dann dringen<br />

Lichtreize über die Netzhaut der Augen und den Sehnerv<br />

in ein winziges Zentrum im Gehirn, das als zentraler Taktgeber<br />

der inneren Uhr fungiert. Die innere Uhr bewirkt,<br />

dass man nachts müde und tagsüber wach ist. Siehat etliche<br />

Körperfunktionen im Griff, zum Beispiel den Blutdruck.<br />

Über Hormone wie Serotonin und Melatonin steuert<br />

Licht auch unsere Befindlichkeit mit. Bei Tageslicht<br />

wird die Produktion des Wachhormons Serotonin ausgelöst,<br />

bei Dunkelheit dominiertdas Schlafhormon Melatonin.<br />

Das Tolle am Serotonin: Es macht nicht nur wach,<br />

sondernauch glücklich. Denn es wirkt entspannend, hebt<br />

die Stimmung und hemmt Schmerzen. Das macht den<br />

Frühlingsanfang so fantastisch. Anne Brüning<br />

Faulsein<br />

Schwach,<br />

aber glücklich<br />

Der Winter in Berlin ist wie der Winter in Game of<br />

Thrones: Manfürchtet ihn –und die einzige Chance,<br />

ihn zu überleben, ist, die eigenen vier Wände für Monate<br />

nicht zu verlassen. Netflix läuft in Dauerschleife, Kontakt<br />

zur Verwandtschaft wird nur noch per Videochat oder<br />

Brieftaube gehalten, die Muskeln müssen mit Übungen<br />

auf dem mit großer Abscheu angeschafften Stepper davon<br />

abgehalten werden, zu pulverisieren. Ab sofort heißt es:<br />

Wegmit den Schals,den Stiefeln, dem Stepper! Licht und<br />

Wärme! Leben! Zumindest mehr als ein Einzeller! Damit<br />

beginnt auch das nicht unaufwendige,aber lohnenswerte<br />

Spiel „Bordstein, wechsel’ dich“. Denn Städte sind fies zu<br />

Sonnenanbetern, ihreGebäude werfen zu viele Schatten.<br />

Man muss gut vorbereitet sein auf die wirklich wichtigen<br />

Fragen: Zu welcher Uhrzeit scheint die Sonne auf die<br />

Dachterrasse des Büros? Ab wann raucht man lieber vor<br />

dem Haus? Perfekt für freie Tage: das Paul-Lincke-Ufer.<br />

Hier kann man vonmorgens bis abends in der Sonne liegen<br />

–und sich, wenn der Schatten kommt, einfach ein<br />

paar Meter weiter rollen. VomUfer in die Grube der Boccia-Spieler<br />

und dann in den Biergarten. DenMuskeln hilft<br />

das nicht. Aber der Laune ungemein. Annika Leister<br />

Tiere<br />

Zeit für<br />

Purzelbäume<br />

Noch nicht so recht in Frühlingsstimmung? Dann hilft<br />

eines garantiert, um gute Laune zu bekommen: Ein<br />

Besuch im Tierpark. Denn was ist unterhaltsamer, als die<br />

tapsige kleine Eisbärin im Gehege herumtollen zu sehen?<br />

Freilich würden sich ihre Artgenossen über hiesige Temperaturen<br />

in der freien Wildbahn ganz schön wundern.<br />

Denn Frühling bedeutet bei den Eisbären eigentlich mindestens<br />

minus 20 Grad Celsius.Soklirrend kalt ist es in der<br />

Arktis, der Heimat des größten Landraubtieres der Welt,<br />

wenn dortder Winter endet. Demkleinen Eisbären dürfte<br />

das alles schnuppe sein. Er braucht keine dicken Eisschollen,<br />

um Robben zu jagen. DieKleine jagt lieber Bällen und<br />

Holzklötzen hinterher.Für ausreichend Nahrung ist ja gesorgt.<br />

In Form von fettreicher Muttermilch –und das bis<br />

zum zweiten Lebensjahr.Und die zusätzlichen gekochten<br />

Möhrchen und Rindfleischhappen liefern die Tierparkpfleger<br />

frei Haus.Eine Garantie,den rund dreieinhalb Monate<br />

alten Nachwuchs zu beobachten, gibt es allerdings<br />

nicht. Ab und zu müssen sich Mutter und Kind im Stall<br />

ausruhen. So ein Frühling ist eben auch für kleine Eisbärenanstrengend.<br />

NorbertKoch-Klaucke<br />

Grillen<br />

Fisch, Fleisch und<br />

fette Wurst<br />

Endlich ist es wieder soweit. Die aktive Grillzeit beginnt.<br />

Nicht dass man auch im Winter brutzeln<br />

könnte, aber das macht bei Kälte weniger Spaß. Mir jedenfalls.Und<br />

ich habe mir schon lange meine Gedanken<br />

über das erste Grillen gemacht und nach Rezepten gesucht:<br />

Der Auftakt für die Bratsaison soll in diesem Jahr<br />

Thunfisch sein! Da ist die Marinade kein Problem, habe<br />

ich gelesen. Sojasoße, Olivenöl, Zitrone, Rosmarin, Chiliflocken,<br />

Salz und Pfeffer. Das war’s.Gegrillt wird bei uns<br />

pünktlich zum Frühlingsanfang im Bötzowviertel auf einem<br />

Hof. Mittwoch ab 17 Uhr fängt die Kohle an zu glühen.<br />

Allerdings ist derjenige, der den Grill betreuen wird,<br />

noch nicht gefunden. Dasist immer ein Problem, weil keiner<br />

Lust hat, den Schmutz des Winters an dem Metallteil<br />

zu beseitigen und das Gitter zu schrubben. Das ist kein<br />

guter Frühlingsbeginn, weil es anstrengend ist. Jedes Jahr<br />

zum Winterende nehmen wir uns vor, das Putzen rechtzeitig<br />

zu erledigen. Aber auch dieses Jahr hat das nicht geklappt.<br />

Inzwischen ist schon der Thunfisch im heimischen<br />

Kühlschrank angekommen. Übrigens: blühende<br />

Blumen im Frühling sind auch schön. Lutz Schnedelbach

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