Procycling 03.19
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Ein sehr junger Eisel<br />
2002 im unvergleichlich<br />
schrillen<br />
Mapei-Outfit.<br />
MAPEI–QUICK-STEP 2001–2002<br />
Ich bekam im Jahr 2000 einen Anruf buchstäblich<br />
einen Tag, bevor das Training anfing, unten<br />
in der Nähe von Varese. Das Lustige war, als<br />
ich die Tests und alles machte, waren sie super zufrieden,<br />
aber sie sagten: „Wir haben ein Problem.<br />
Wir wollen dich, aber du wärst der 41. Fahrer. Wir<br />
sind verrückt, wir können nicht über 40 gehen.“<br />
Ich hatte trotzdem Hoffnungen – wenn du 18,<br />
19 bist, setzt du große Hoffnungen in alles. Ich<br />
bekam den Anruf buchstäblich um halb zehn Uhr<br />
abends oder so: „Hör mal, wir haben eine gute<br />
und eine schlechte Nachricht – die gute ist: Du<br />
hast einen Vertrag, zwei Jahre. Die schlechte<br />
Nachricht ist: Wir brauchen dich morgen im Trainingslager.“<br />
Ich sagte: „Kein Problem, das bekomme<br />
ich hin.“ Pippo Pozzato hat mir geholfen, mich<br />
im Team einzuleben. Wir kannten uns alle schon,<br />
also habe ich ihn angerufen und gesagt: Wenn ich<br />
runterkomme, können wir uns ein Auto teilen. Ich<br />
bin nach Hause, habe meine Sachen gepackt und<br />
bin runtergefahren. Das war der Anfang.<br />
Sie hatten ein Programm für junge Fahrer. Da<br />
ging der Radsport in die richtige Richtung. Die<br />
UCI hatte einen Plan, Nachwuchsteams zu gründen<br />
und die Anzahl der Fahrer in den Teams in<br />
der … was war es vor der ProTour … im Weltcup zu<br />
begrenzen. Aber 2003 wollten sie es ändern, damit<br />
nur 25 Fahrer in einem Team waren. Sie sagen,<br />
ihr könnt mehr Fahrer haben, aber ihr müsst<br />
ein Nachwuchsteam aufmachen. 2001 habe ich<br />
einen normalen Vertrag unterschrieben, aber<br />
2002 haben wir die Teams getrennt, um ein<br />
Nachwuchsteam zu haben, und alle jungen Fahrer<br />
sind einen anderen Rennkalender gefahren.<br />
Ich glaube, das war das Beste, was mir und den<br />
anderen Jungs passieren konnte. Selbst wenn du<br />
Mapei mit den heutigen Teams vergleichst, würden<br />
sie noch führen. In puncto Organisation und<br />
Trainingspläne und allem wären sie eines der Top -<br />
teams. Mapei war den anderen zehn Jahre voraus.<br />
Tom Steels war da, ein großer Fahrer, Bramati,<br />
Fornaciari, Bartoli – ich habe mich immer sehr gut<br />
mit Michele verstanden –, Paolo Bettini, Óscar<br />
Freire, wir hatten alle. Du warst Teil des Teams.<br />
Wenn du jung bist, funktionierst du mental anders<br />
als sie, aber trotzdem: Wenn du deinen Job<br />
gemacht hast, waren alle dankbar. Ich war immer<br />
schnell. Ich wurde zu diesem Sprintanfahrer, und<br />
manchmal sprintete ich für mich selbst. Wir hatten<br />
schnellere Jungs. Ich erinnere mich, dass wir<br />
die Bayern-Rundfahrt bestritten, und Adriano<br />
Baffi sollte den Sprint für Graziano Gasparre anziehen,<br />
aber am Ende zogen wir den Sprint für ihn<br />
an, weil er stärker war. Er war fast 40 damals.<br />
© BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 39