Procycling 03.19
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INSIDER<br />
RICK ZABEL<br />
DIE UMSTELLUNGEN ZAHLEN SICH AUS<br />
Der Katusha-Alpecin-Profi berichtet von seinem Saisoneinstand auf Mallorca.<br />
Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Jojo Harper/Team Katusha-Alpecin (Porträt), Justin Setterfield/Getty Images<br />
Endlich geht es wieder los! In<br />
den letzten Monaten habe ich<br />
das Rennen-Fahren richtig<br />
vermisst. Deshalb war es ein extrem<br />
gutes Gefühl, bei der Mallorca Challenge<br />
Ende Januar wieder Rennluft<br />
zu schnuppern. Die Geschwindigkeit,<br />
die Positionskämpfe im Feld<br />
– selbst die Windkanten und der<br />
Schlussanstieg am ersten Tag machten<br />
Spaß. Und mit dem ersten Sieg<br />
für unser Team durch Marcel Kittel<br />
gab es sogar noch einen Grund zum<br />
Jubeln: Nach fast einem Jahr ohne<br />
Erfolg ist der Knoten in unserem<br />
Sprintzug wieder geplatzt!<br />
Das Trofeo Palma bildet traditionell<br />
den Abschluss der Ende Januar<br />
ausgetragenen, viertägigen Mallorca<br />
Challenge. Und gewöhnlicherweise<br />
endet dieses Rennen auch im Massensprint.<br />
Für uns war deshalb von<br />
Anfang an klar, dass wir hier unsere<br />
Chance nutzen und Marcel im Finale<br />
in eine gute Ausgangsposition<br />
bringen wollen. Doch ganz so einfach<br />
war die Angelegenheit nicht:<br />
Rund 50 Kilometer vor dem Ziel<br />
bauten die Organisatoren einen längeren<br />
Anstieg ein – vor allem bergfeste<br />
Sprinter wie John Degenkolb<br />
spekulierten hier darauf, die reinrassigen<br />
Sprintasse wie Marcel abzuhängen.<br />
Wir schafften es trotzdem<br />
mit der Spitzengruppe über den<br />
Berg. Und auch der Rest des Rennens<br />
lief wie am Schnürchen: Nils<br />
Politt und ich zogen am Ende den<br />
Sprint für Marcel an. 350 Meter vor<br />
dem Ziel war ich noch an der Spitze,<br />
ehe Alexander Kristoff einen langen<br />
Spurt eröffnete. Marcel blieb in seinem<br />
Windschatten, nur um am<br />
Ende vorbeizuziehen – der erste Saisonsieg<br />
für Katusha-Alpecin!<br />
Ihr könnt mir glauben: Uns allen<br />
fiel ein riesiger Stein vom Herzen.<br />
Nach der schwierigen letzten Saison<br />
mit den vielen Niederlagen und den<br />
wenigen Siegen brauchten wir genau<br />
so ein Erfolgserlebnis. Dabei merkt<br />
man schon jetzt, dass sich die Umstellungen,<br />
die bei Katusha-Alpecin<br />
über den Winter vorgenommen worden<br />
sind, bezahlt machen. Unser<br />
neuer Sportdirektor Dirk Demol ist<br />
ein alter Hase im Geschäft und<br />
überlässt nichts dem Zufall. Und<br />
„SCHON JETZT MERKT MAN, DASS SICH DIE<br />
UMSTELLUNGEN, DIE BEI KATUSHA-ALPECIN<br />
ÜBER DEN WINTER VORGENOMMEN WORDEN<br />
SIND, BEZAHLT MACHEN.“<br />
auch mein Vater als Performance<br />
Manager bringt frischen Wind in<br />
unsere Mannschaft. In Mallorca<br />
konnte man das schon ganz gut erleben:<br />
So fuhren wir den Kurs genau<br />
ab, um Marcel sicher über den Berg<br />
bringen zu können. Und mein Vater<br />
gab im Finale sehr gute Anweisungen<br />
aus dem Auto. Besonders Marcel<br />
profitiert von seiner Erfahrung als<br />
Sprinter enorm – und hat das direkt<br />
in ein Ergebnis ummünzen können.<br />
Für mich selber war die Mallorca<br />
Challenge eine gute Standortbestimmung<br />
nach dem langen, trainingsintensiven<br />
Winter. Dabei bin<br />
ich mit meiner Form durchaus zufrieden:<br />
Schon bei der ersten Etappe<br />
der Rennserie mit der Bergankunft<br />
in Salvador ging ich an den Start.<br />
Dabei überstand ich nicht nur die<br />
Windkantenstaffel zur Rennmitte<br />
ohne Probleme, sondern konnte<br />
auch im Finale bergauf gut im Feld<br />
mithalten. Auch am vierten Tag hat<br />
meine Leistung gepasst und ich<br />
Hochkonzentriert zum ersten Saisonerfolg:<br />
Rick Zabel (links) war der<br />
letzte Anfahrer für Marcel Kittel (Mitte)<br />
bei dessen Sieg beim Trofeo Palma<br />
im Rahmen der Mallorca Challenge.<br />
konnte meine Arbeit im Sprintzug<br />
bis zum Ende erledigen. Das freut<br />
mich besonders, da mich der<br />
Schlüs selbeinbruch, den ich mir<br />
im November zugezogen hatte,<br />
nicht groß zurückgeworfen hat.<br />
Trotz Pause habe ich in diesem<br />
Winter definitiv mehr trainiert als<br />
in den letzten zwei Jahren, alleine<br />
im Januar kam ich auf deutlich über<br />
3.000 Kilometer.<br />
Ich hoffe, dass wir nun alle in<br />
der Mannschaft an diesen super<br />
Start anknüpfen können. Gelegenheiten<br />
dafür gibt es im Februar<br />
einige: Ich fahre die Valencia-Rundfahrt,<br />
das Clásica de Almería und<br />
die UAE Tour, anschließend geht<br />
es über die UAE Tour dann bereits<br />
mit der Klassiker-Saison los. Und<br />
wie schon vor der Mallorca Challenge<br />
gilt auch hier: Ich kann es kaum<br />
erwarten, bis die Frühjahrsklassiker<br />
endlich beginnen!<br />
Geboren am 7. Dezember 1993,<br />
zog es den Sohn von Erik Zabel<br />
schon früh zum Radsport. Nach<br />
guten Platzierungen bei den<br />
Junioren wechselte er 2012 zum<br />
Rabobank Development Team.<br />
2014 wurde Rick Zabel Profi<br />
bei BMC und fuhr drei Jahre bei<br />
der US-amerikanischen Equipe.<br />
2017 wechselte er zu Katusha-<br />
Alpecin und bestritt erstmals<br />
die Tour de France und die Straßen-WM.<br />
8 PROCYCLING | MÄRZ 2019