Procycling 03.19
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RENNKALENDER<br />
23. MÄRZ<br />
MAILAND–SAN REMO<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1907 AUFLAGEN 109<br />
it seinem Start im industriellen Norden<br />
Italiens und dem Ziel an der Riviera,<br />
M<br />
gerade wenn sich die erste Wärme der<br />
Frühjahrssonne über Südeuropa ausbreitet,<br />
erinnert uns Mailand–San Remo daran,<br />
dass der Winter und die Saisonpause endlich vorbei<br />
sind. Wir hatten bereits einige „erste“ Rennen<br />
der Saison. Die australische Meisterschaft (erstes<br />
Rennen), die TDU (erstes WT-Rennen) und Omloop<br />
Het Nieuwsblad (das erste Rennen für die<br />
Traditionalisten). Und jetzt kommt das erste Monument<br />
– der größte Tag der bisherigen Saison<br />
und einer der prestigeträchtigsten. Wir fragen uns<br />
am Jahresende vielleicht, wer die TDU oder Paris–<br />
Nizza gewonnen hat, aber niemand vergisst den<br />
Sieger von San Remo.<br />
Das Rennen erinnert uns daran, dass es ohne<br />
Fleiß keinen Preis gibt. Vor dem Triumph liegen<br />
über sieben Stunden Maloche: der graue Asphalt<br />
von Mailand, der Turchino-Pass, der abrupte Tonwechsel,<br />
wenn das Rennen auf das azurblaue<br />
Mittelmeer bei Genua trifft und über die gewundene<br />
Straße runter nach San Remo führt.<br />
Die Cipressa, der zweitletzte Anstieg, ist ein<br />
guter Indikator, wessen Beine gut und wessen<br />
schlecht sind. Es ist zu früh, um auf einen Sieger<br />
zu tippen, aber die Verlierer zeigen sich bald am<br />
PODIUM 2018<br />
1. Vincenzo Nibali<br />
2. Caleb Ewan<br />
3. Arnaud Démare<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
7<br />
Eddy Merckx<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Michał Kwiatkowski<br />
2016 Arnaud Démare<br />
2015 John Degenkolb<br />
2014 Alexander Kristoff<br />
Ende des Pelotons oder dahinter: Kittel 2018,<br />
Cavendish 2017 …<br />
Wenn die Cipressa überwunden und das Feld<br />
ausgedünnt ist, dreht sich alles um den Poggio.<br />
Einige Grand-Tour-Organisatoren würden einen<br />
so kurzen und flachen Anstieg nicht einmal kategorisieren,<br />
aber da die Fahrer an diesem Punkt<br />
fast 300 Kilometer in den Beinen haben, ist er<br />
genau schwer genug, um das Feld zu sprengen.<br />
Die Frage ist: Haben die Sprinter genug Teamkollegen,<br />
um die Lücke zu Ausreißern zuzufahren?<br />
In einigen Jahren ist die Antwort Ja, in anderen<br />
wie 2018, als Vincenzo Nibali ein paar Meter vor<br />
der heranstürmenden Sprintermeute über die<br />
Ziellinie segelte, war die Antwort Nein. So vorhersehbar<br />
der Parcours auf dem Papier aussehen<br />
mag, die Realität ist anders. Die „Primavera“ hat<br />
in den letzten 16 Jahren 13 verschiedene Sieger<br />
hervorgebracht. Wir glauben, wir haben bei Mailand–San<br />
Remo jedes Szenario erlebt, obwohl das<br />
natürlich heißt, dass sich irgendwann irgendjemand<br />
ein anderes einfallen lässt.<br />
Die Sprinter im Nacken, feiert Nibali<br />
seinen Sieg bei Mailand–San Remo 2018.<br />
© BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 63