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18 JOURNAL BERLINER KURIER, Sonntag, 24.März2019<br />
Bei der Jugendsportlerwahl<br />
des <strong>Berliner</strong> KURIER<br />
2013 wurde Elisa Zweite.<br />
und Fleiß, dazu ein bisschen<br />
Extra-Zeit im Vergleich zu den<br />
Mitschülern, haben es ihr ermöglicht,<br />
in über sechs Stunden<br />
eine Englisch-Leistungskurs-Klausur<br />
zu schreiben, für<br />
die sie letztlich mit einer glatten<br />
Zwei belohnt wurde. Auch<br />
in ihrem zweiten Leistungsfach,<br />
Biologie, war sie eine der<br />
Besten.<br />
„Ich bin verdammt stolz darauf,<br />
wie sie das alles meistert“,<br />
sagt Heike Chirino, Elisas Mama.<br />
Ihre<br />
Familie<br />
gibt ihr<br />
Halt.<br />
Oft ist sie für ihre Tochter da,<br />
überbrückt auch Zeiten, in denen<br />
der Pflegedienst keine Arbeitskraft<br />
für Elisa hat.<br />
„Trotz aller Rückschläge hat<br />
sich Elisa durchs Abitur gekämpft<br />
und dabei sogar richtig<br />
gut abgeschnitten“, sagt Heike<br />
Chirino. „Es war nicht leicht,<br />
alles unter einen Hut zu bekommen.<br />
Und Elisa musste auch ein<br />
paar Abstriche bei den Therapiezeiten<br />
machen. Das hätte ich<br />
gern anders gesehen.“<br />
Ihre Tochter will aber eben<br />
nicht, dass sich alles nur um die<br />
Beeinträchtigung dreht. Im Gegenteil:<br />
Das, was geht, und das,<br />
was sie kann, will sie voll auskosten.<br />
Sie will reisen: Kalifornien,<br />
Südamerika und Australien<br />
stehen ganz oben auf der Liste<br />
der Wunschziele.<br />
Zum Geburtstag im Mai –das<br />
wünscht sich Elisa –wäre ein<br />
Kurztrip nach Spanien ein<br />
Traum. Es bedeutet eben viel<br />
mehr Organisation und verursacht<br />
auch höhere Kosten, die<br />
Welt im Rollstuhl zu entdecken.<br />
Je nach Dauer der Reise<br />
muss wenigstens eine Pflegekraft<br />
dabei sein, dazu Freunde<br />
oder die Familie. Aber möglich<br />
ist vieles.<br />
Als neues Hobby hat Elisa das<br />
Malen für sich entdeckt. Mit<br />
Pinsel und Farbe kann sie sich<br />
ausdrücken, kreativ sein. Vor<br />
allem aber kann sie abschalten,<br />
wenn sie einmal wieder zu viele<br />
Termine auf einen Schlag hatte.<br />
Auf ihrem Schreibtisch liegen<br />
Leinwände, manche schon teilweise<br />
bemalt. An der Wand<br />
hängen Bilder im selben Format,<br />
auf denen grüne Tannen<br />
vor hohen Bergen stehen. Der<br />
Himmel ist strahlend blau. Und<br />
als wolle die Künstlerin damit<br />
sagen „Wenn dich dein Leben<br />
nervt, streu Glitzer drauf“, hat<br />
jedes ihrer Bilder ein bisschen<br />
etwas von dem Funkel-Staub.<br />
Die Bergspitzen zum Beispiel.<br />
Mit ihrer Pflegerin<br />
Wiolettaschaut<br />
Elisa in einem<br />
Drogeriemarkt<br />
nach einem neuen<br />
Lippenstift.<br />
Glitzer ist ihr Markenzeichen<br />
geworden –zumindest in der<br />
Kunst.<br />
Zum Wintersemester will Elisa<br />
ein Psychologie-Studium beginnen,<br />
später will sie als Sportpsychologin<br />
arbeiten. Ein normaler<br />
Alltag? Normale Arbeit?<br />
„Die Schranken im Kopf<br />
haben meist die anderen, nicht<br />
ich. Ich kenne einen Mann, der<br />
auch im Rollstuhl sitzt, auf derselben<br />
Höhe querschnittsgelähmt<br />
ist wie ich –der hat sogar<br />
eine eigene Praxis. Und ich bin<br />
ziemlich sicher, dass ich aufgrund<br />
meiner Erfahrungen aus<br />
dem Leistungssport anderen<br />
Sportlern eine gute Beraterin<br />
sein kann. Ich kann mich in die<br />
Situation meines Gegenübers