Berliner Kurier 24.03.2019

34 REISE BERLINER KURIER, Sonntag, 24.März2019
GenussfürdenGaumen
La Vialla in der Toskana ist ein malerisches Feinschmecker-Paradies für die ganze Familie
Es fühlt sich an, als käme man
nach Hause. Die Fattoria La
Vialla bei Arezzo in der Toskana
ist mehr als nur ein Bauernhof
mit Weinbergen und Olivenhainen.
Hier gehört dazu,
wer sich mit an den reich gedeckten
Tisch unter Zöpfe getrockneter
Peperoni, Maiskolben,
Zwiebeln und Knoblauch
setzt. Und man will dann
eigentlich gar nicht mehr aufstehen:
Traubensaft, Penne
mit rotem Pesto, Salat mit Ziegenkäse
und Schinken, frisch
gebackenes Weißbrot, noch
ofenwarme Cantucci ... Die La
Viallaner kredenzen alles, was
ein deutsches toskana-sehnsuchtsvolles
Herz begehrt.Ein
perfekter Mittagstisch eben.
Es kommen zwar auch viele
Briten und andere Touristen,
die dort agrotouristischen Urlaub
machen. Aber die Deutschen
sind doch seit Bestehen
des Hofes das Haupt-Klientel.
Um eines der Ferienhäuser auf
dem rund 1600 Hektar großen
Gelände von La Vialla zu ergattern,
muss man schon mindestens
im Vorjahr buchen. Die
Häuser liegen vereinzelt im
Wald, auf dem Berg versteckt,
oder in der Ebene, in der Nähe
der Felder. Wer seinem eigenen
Auto die teils sehr kurvigen,
holprigen und engen, in jedem
Fall unausgebauten Wege nicht
antun will, dem stehen kleine Fiats
zur Verfügung. Am Haus angekommen,
hat man wirklich,ja
tatsächlich, seine Ruhe. Weit
und breit nur toskanische Natur.
Für die Selbstverpflegung, falls
man die hier bei all dem Angebot
überhaupt in Anspruch nehmen
wollte,stehtschon ein Korb mit
einer herrlichen Auswahl an
Hofprodukten bereit, der Spumante
im Kühlschrank.
Die Häuser sind landestypisch
und gemütlich eingerichtet und
sehr sauber. Am sommerlichlauen
Abend spätestens trifft
man sich aber schon wieder unten
im Kernbereich von La Vialla,
dort, wo für alle und den Vertrieb
den ganzen Tag über gekocht
und gebacken wird. Eine
lange Tafel,wie zu erwarten mit
einer karierten Tischdecke, lädt
wieder ein, dieses Mal gibt es
mehrere warme Gerichte und
Vorspeisen und Weine und
überhaupt. Dann aber, nicht wie
mittags für alle, sondern nur für
die Hausgäste der Fattoria La
Vialla.
Mehrere Kinder spielen auf
dem Spielplatz und die etwa 30
Erwachsenen lernen sich kennen
und stoßen miteinander an.
Weit und breit keine richtige
Straße und kein Lärm. Nur die
Grillen zirpen laut. Die perfekte
Kulisse für ein perfektes köstliches
Mahl. Und schon wieder
möchte man einfach nur sitzen
bleibenund genießen.
Die Familie Lo Franco hat in
der Toskana Bio-Geschichte geschrieben.
Schon die Eltern der
jetzigen Geschäftsführer, die
drei Brüder Gianni, Antonio,
Bandino, fingen in den frühen
70er-Jahrendamit an nach ökologischen
Richtlinien, gar nach
dem Mondkalender, ihr Land zu
bestellen. Was idealistisch begann,
ist heute ein ständig wachsender
Betrieb mit mehr als 160
festen Mitarbeitern. Vor Ort ist
die biologisch-dynamische Massenherstellung
und -vermarktung
nicht zu spüren.
Die Atmosphäre, obgleich sie
sich, wenn man genauer hinschaut,
als inszenierte Idylle erweist,
ist dabei so stressfrei und
familiär, dass daran gar nichts
falsch erscheint. Wie auf einem
normalen Bauernhof schlafen
Katzen an sonnigen Stellen, ein
Pfau stolziert ruhig umher, Hühner
gackern, Mehl- und Ölmühle
sind in Betrieb.
Berühmt ist La Vialla aber
auch vor allem für sein Olivenöl
und seine Weine, die regelmäßig
für ihre Spitzenqualität ausgezeichnet
werden, so zum Beispiel
wieder 2017 von der Berliner
Wein-Trophy als „Bester
Produzent ökologisch“. Aber
auch die verschiedenen Tomatensoßen
und Nudeln sind Verkaufsschlager.
Und sie werden
nicht nur im Dorfladen oder in
der großen kühlen Weinhalle
nebenan an die Touristen vor
Ort verkauft: 80 Prozent aller
Produkte werden in Deutschland
konsumiert. La Vialla versendet
auch per Internet und betreibt
„Verkaufsstellen in Frankfurt
am Main und in Horb am
Neckar. Für den Geschmack
müsste man also eigentlich gar
nicht weit reisen, aber wer
möchte schon auf den Geruch
der Zypressen und das Zirpen
der Grillen verzichten, wenn
sich der Chianti Superiore auch
in der toskanischen Abendsonne
genießen lässt?
Heidi Friedrich
Diese Reportage wurde unterstützt von
La Vialle.Infos: www.lavialla.it
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