Berliner Kurier 09.04.2019

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12 BERLIN BERLINER KURIER, Dienstag, 9. April 2019 Mensch, Else, Sie ist die einzige noch betriebsfähige Normalspur-Dampflok in Berlin. Jetzt geht die 75-Jährige wieder auf Tour –und jeder darfmitfahren du schnaufst ja wieder! 1300 PS unter Kontrolle: Sven Hesse rangiert. Von PETER NEUMANN Berlin – Sie ist 75 Jahre alt und 140 Tonnen schwer. Doch Else ist äußerst beweglich. Nun geht die einzige betriebsfähige Normalspur-Dampflok Berlins wieder auf Tour. Es dürfte nicht viele Rechtsanwälte mit Kesselwärterlizenz geben. Wahrscheinlich ist Jens Berger sogar weltweit der einzige Jurist, der Dampfloks mit Rostfeuerung anheizen darf. Er gehört zu den vielen Menschen, die sich um Else kümmern. „Ein schönes Stück Technik, nicht wahr?“, sagt Berger. Dann hüllt Else auch ihn in graue Dampfschwaden ein. Else–soheißt dasPrachtstück des Vereins Dampflokfreunde Berlin. Nach mehr als 3000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden und Ausgaben von über 600 000 Euro darfsie nun wieder Züge ziehen. Am Sonnabendbringt sie einen Sonderzug zum Dampflokfest nach Dresden, am 28. April steuert sie den Spreewaldan-mit dem „Gurkenzug“. Am 1. Mai steht ein Ausflug nach Bad Freienwalde auf dem Programm. Tickets gibtesunter „Berlin macht Dampf“ im Internet. Else ist im alten Bahnbetriebswerk Schöneweide zu Hause. Rund 160 Mitglieder hat der Verein, der das vierHektar große Gelände von der Deutschen Bahn gekauft hat. Eswäre eine Untertreibung, sie Eisenbahn-Enthusiasten zu nennen. Fast schon zärtlich hat Lokführer Sven Hesse die Dampflok Nummer 528177 zum Halten gebracht, damit sie fotografiert werden kann. Sein Heizer ist Frank Rust, der sich beruflich normalerweise mit Heizungs- und Sanitärtechnik befasst. Das Eisenbahn-Virus hat auch ihn infiziert. Rust spricht ganz offen von Liebe –Liebe zu diesem schweren schwarz-roten Stück analoger Technik, das er vor und unter sich hat. „DerTenderfasst zehn Tonnen Steinkohle,das reicht für 800 bis 900 Kilometer“, erklärt Rust. Der Ein schönes Stück Technik! Else präsentiertsich vorder Kulisse des Wasserturms. Der Mann am Regler: Sven Hesse fährt auch in seiner Freizeit Loks.
BERLIN 13 Sie warder Star beim Frühlingsfest in Schöneweide: 8000 Menschen kamen und bestaunten Else, 2500 nahmen an Rundfahrten teil. Linkeund Grüne gehen auf die Polizei los Behörde für Vorgehen bei Räumung kritisiert Berlin –Nach den Tumulten am Sonnabend in Kreuzberg mehrensich Vorwürfe gegen die Polizei. „Wie mit den Menschen umgegangen wurde, steht in keinem Verhältnis zum Anlass“, sagt Linken-Landesvorsitzende Katina Schubert. Das habe nichts mit Deeskalation zu tun. Benedikt Lux (Grüne) erwartet von Innensenator und Polizeipräsidentin, dass sie die rot-rotgrünen Leitlinien, besonnen und deeskalierend in solchen Situationen umzugehen, umsetzen. AmRandederDemogegenhohe Mieten waren mehrere Personen in einen leerstehenden Gemüseladen ander Wrangelstraße eingedrungen. Hunderte Menschen hatten sich vor dem Geschäft versammelt. Bei den Tumulten wurden 14 Personen B. Dregger kritisiertdie Kritiker Fotos: RubyImages/PM Cheung, Wächter festgenommen, neun Polizisten verletzt. „Angesichts dieser Umstände ist mir unbegreiflich, wie Grüne und Linke sich mit denen gemein machen, die die Polizei angegriffen haben“, sagt der CDU-Fraktionschef Burkard Dregger dem KURIER. Und erfindet drastische Worte: „Grüne und Linke sindauf einem staatsfeindlichen Abweg.“ Bei dem Einsatz am Sonnabend eskalierte die Gewalt. Internet-Rüpel schwänzt Prozess Ibrahim Al-A. pestete online gegen Neuköllns Jugendstadtrat –Richter verhängt Geldstrafe Frank Rust ist der Heizer.Sein Metier ist normalerweise Heizung und Sanitär. Wassertank, in dem 30 Kubikmeter Platz haben, muss spätestens nach 250 Kilometern nachgefüllt werden. Um Else zu bewegen, müssen viele Menschen schwer arbeiten. Aber auchElse hat eine Persönlichkeit. Sie hat schon einige Hauptuntersuchungen hinter sich. Jedes Mal wurde sie dabei größtenteils zerlegt, und jedes Mal war etwas anders, nachdem sie wiederzusammengebaut worden war. Aber warum heißt die 1300PSstarke, Tempo 80 schnelle Lok Else?VereinssprecherHolger Bajohra verrät: „Lokführer verbringen mehr Zeit mit ihren Loks als mit der Ehefrau. Da ist es zwangsläufig, dass man für sie Frauennamen findet.“ Der 46- jährige Jurist, der bei der DB arbeitet, kennt auch eine Mathilde und eine Barbara. Er hat sich das Virus bei Spaziergängen zwischen Wannsee und Grunewald eingefangen. Männer und Loks: eine vielschichtigeBeziehung. Fast immer laufen die Schwärmereien auf dasselbe hinaus: Diese Kraft! Der Geruch! Die Geräusche! Doch Else hat auch Frauen in ihren Bann geschlagen. „Sehen Sie sich das an!“, ruft Josi Sommerfeld. „Irgendwann werde ich so eine Lok auch einmal fahren. Ganz bestimmt!“ Sommerfeld arbeitet in Schöneweide, wo die Lokführerin als Dozentin Berufsnachwuchs ausbildet. Mittlerweile gehören dem Verein mehr als 30 Frauen an, sagt Bajohra. Es ist eine kostspielige Leidenschaft, eine Dampflok zu unterhalten. Seit einigen Jahren ist vorgeschrieben, dass auch Oldtimer moderne Sicherungstechnik wie Zugfunk und das Sicherungssystem PZB 90 an Bord haben müssen. Um die Kosten der Hauptuntersuchung um 200000 Euro zu senken, packten Vereinstmitglieder mit an. Kann Technik ohne Stecker, ohne Display begeistern? „Ein Drittelunserer12000 Fahrgäste pro Jahr sind Kinder“, sagt Bajohra. „Diese Technik hat ihre Faszination nicht verloren.“ Fotos: Bernd Friedel Moabit – Hass-Attacken im Internet: Nach Beleidigungen gegen Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke (46, CDU) sollte Ibrahim Al-A. (18) vor Gericht. Er drückte sich. Geldstrafe gab es trotzdem. DerNeuköllner Al-A. fühlte sich wohl angesprochen, als der Stadtrat im Kampf gegen Kriminelle aus arabischen Clans vorschlug, ihnen nicht nur Autos und Immobilien wegzunehmen, sondern auch den Nachwuchs aus bestimmten Zweigen solcher Großfamilien zu nehmen. Foto: dpa Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke(46, CDU). „Kohle und Kinder sind die Schwachpunkte krimineller Clans“, so Liecke. „Wenn Eltern Kinder zu Kriminellen erziehen oder so überfordert sind, dass diese nahezu zwangsläufig in kriminelle Karrieren starten, muss der Staat frühzeitig eingreifen.“ Als wütende Retourkutsche soll Ibrahim Al-A. am 24. September gegen den Jugendstadtrat gehetzt und ihn in zwei Facebook- Kommentaren als „Bastard-Sohn“ beschimpft haben. Und: „Ich hoffe, ihreKinder werden weggenommen.“ Kurz hintereinander soll Al-A. die Pöbeleien abgesetzt haben. Liecke erstattete Anzeige. Im Februar erhielt Al- A. eine Ladung zum Prozess. Doch er fehlte nun ohne Entschuldigung. Die Staatsanwältin beantragte Erlass eines Strafbefehls. Der Richter folgte dem: 750 Euro Strafe (50 Tagessätze zu je 15 Euro). Sollte Al-A. dagegen Einspruch einlegen, würde es einen neuen Prozesstermin geben. KE.
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