10.04.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 09.04.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Kleiner kaufen<br />

und weniger fahren<br />

Von<br />

Stefan<br />

Winter<br />

Eine Zahl ist schnell in die<br />

Welt gesetzt –nehmen<br />

wir also einfach 2030. Das ist<br />

schon länger derTermin, den<br />

sich die Grünenals Ausstieg<br />

aus dem Verbrennungsmotor<br />

wünschen. Jetzt hat Fraktionschef<br />

AntonHofreiter<br />

das Datum wieder in die Debatte<br />

gebracht. Das kann man<br />

fordern, niemand wird etwas<br />

gegen saubere Mobilität haben,<br />

und natürlich braucht es<br />

dafür Druck auf die Autoindustrie.<br />

Man sollte aber auch dazusagen,<br />

was es bedeutet: Mobilität<br />

würde vorerst teurer, und<br />

einige Autohersteller würden<br />

einen so radikalen Umbruch<br />

nicht überstehen. Dem Klima<br />

brächte es wenig, solange die<br />

Hälfte des Stroms aus Kohle<br />

und Öl stammt. Der Umbau<br />

der Autoindustrie auf Elektroantrieb<br />

hat –erzwungen<br />

durch schärfere Abgasvorschriften<br />

–mit Machtbegonnen.<br />

Ein Erfolg wird er nicht<br />

durch markig in die Welt gesetzte<br />

Jahreszahlen, sondern<br />

durch Kunden,die die neuen<br />

E-Mobile kaufen. Oder vorher<br />

schon anders entscheiden.<br />

Im Moment hat der<br />

durchschnittliche Neuwagen<br />

150 PS. Wer sich um die Umwelt<br />

sorgt, hat es oft ganz<br />

leicht: kleiner kaufen und<br />

weniger fahren.<br />

MANN DESTAGES<br />

George Clooney<br />

Für seinen Boykottaufruf<br />

gegen Luxushotels, die dem<br />

Sultan von Brunei gehören,<br />

hat der Oscar-Preisträger<br />

George<br />

Clooney (57,<br />

„Syriana“)<br />

global viele<br />

Unterstützer<br />

gefunden.<br />

Unternehmen<br />

wie<br />

die Deutsche<br />

Bank,<br />

die Zeitung<br />

„Financial<br />

Times“ und viele Immobiliengesellschaften<br />

kündigten<br />

inzwischen an, die neun Hotels<br />

zu meiden. Grund für<br />

den Boykott: Homosexuellen<br />

droht in Brunei die Todesstrafe<br />

durch Steinigung.<br />

Foto: Andrew Milligan/dpa<br />

RND-Montage, Fotos: Arnulf Hettrich/Imago, Frank Rumpenhorst/dpa<br />

In sieben Schritten<br />

gegen die Wohnungsnot<br />

Es müssen nicht gleich Enteignungen sein: Wasdie Parteienfür alternative Maßnahmen diskutieren<br />

Berlin – Die Mieten eilen bundesweit<br />

von Rekord zu Rekord.<br />

Nun tobt ein Streit um<br />

die Enteignung von großen<br />

Wohnungsbaugesellschaften<br />

(wir berichteten). Welche Alternativen<br />

gibt es zu einem<br />

einfachen „Weiter so“ und<br />

dem radikalen Mittel der Enteignungen?<br />

Ein Überblick.<br />

▶ Befreiung von der Grundsteuer<br />

für Mieter: Bisher müssen<br />

Mieter über Nebenkosten<br />

die Grundsteuer mitbezahlen.<br />

Die Grünen wollen Mieter davon<br />

befreien, Eigentümer sollen<br />

ihren bisherigen Anteil weiter<br />

zahlen. „So könnte man 36 Millionen<br />

Menschen entlasten“,<br />

sagt Grünen-Fraktionschefin<br />

Katrin Göring-Eckardt. In der<br />

SPD gibt es Sympathien für den<br />

Vorschlag, die Union ist skeptisch.<br />

Die Grundsteuer wird gerade<br />

neu geregelt.<br />

▶ Wohngeld erhöhen: Der<br />

wissenschaftliche Beirat des<br />

Wirtschaftsministeriums empfiehlt<br />

das. Bislang werde es nur<br />

von einem Bruchteil derjenigen<br />

in Anspruch genommen, die ein<br />

Recht darauf hätten. Sowohl<br />

Wohngeld als auch die Mietgrenze,<br />

bis zu der es gezahlt<br />

werde, sollten angehoben werden,<br />

forderte der Konstanzer<br />

Professor Friedrich Breyer.<br />

▶ Mieten vorübergehend<br />

einfrieren: SPD-Generalsekretär<br />

Lars Klingbeil in „Bild“: „In<br />

den Ballungsgebieten, dort wo<br />

es Schwierigkeiten mit den<br />

Mieten gibt, soll die Miete fünf<br />

Jahre nicht erhöht<br />

werden. Das würde den Wohnungsmarkt<br />

entlasten.“ Auch<br />

Experten fordern Mietkontrollen<br />

auf Zeit<br />

– bis sich die Lage auf dem<br />

Markt wieder entspannt.<br />

▶ Höher bauen/Nachverdichtung:<br />

Gerade in Metropolen<br />

kann es helfen, in die Höhe<br />

bzw. enger zu bauen (nachverdichten).<br />

Doch oft regt sich Widerstand:<br />

In München verhinderte<br />

ein Bürgerentscheid, dass<br />

höher gebaut werden darf. In<br />

Berlin verhinderte eine Initiative,<br />

dass das Tempelhofer Feld –<br />

einer der größten innerstädtischen<br />

Freiflächen der Welt –<br />

bebaut werden kann.<br />

▶ Bauvorschriften lockern:<br />

Die FDP-Politikerin Nicola<br />

Beer argumentiert, der Staat<br />

treibe durch übertriebene Bauvorschriften<br />

im Energie- oder<br />

im Brandschutzbereich selbst<br />

die Baukosten und damit auch<br />

die Mieten in die Höhe. Sie<br />

fordert eine „Entrümpelung“.<br />

Die Wohnungswirtschaft<br />

schlägt eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes<br />

fürs Bauen<br />

von 19 auf 7Prozent vor.<br />

▶ Quoten einführen: Neubauten<br />

sind meistens Luxuswohnungen.<br />

Um die Quote an erschwinglichen<br />

Wohnungen zu<br />

erhöhen, könnte man die Erteilung<br />

einer Baugenehmigung für<br />

größere Einheiten standardmäßig<br />

daran knüpfen, dass ein bestimmter<br />

Anteil von Sozialwohnungen<br />

gebaut wird.<br />

▶ Sozialen Wohnungsbau ankurbeln:<br />

Die Zahl von Sozialwohnungen<br />

lag inden frühen<br />

80er-Jahren noch bei vier Millionen,<br />

2017 waren es nur noch<br />

1,2 Millionen. Die GroKo hat<br />

sich vorgenommen, bis 2021 1,5<br />

Millionen Wohnungen neu zu<br />

bauen. Eine Quote für Sozialwohnungen<br />

hat sie aber nicht<br />

festgelegt. Experten fordern<br />

deshalb u.a., dass öffentliche<br />

Wohnungsgesellschaften freie<br />

Flächen vermehrt selbst bebauen<br />

sollen. Bisher gehen freie<br />

Flächen in der Regel an<br />

den Meistbietenden.<br />

Überall in Deutschland<br />

(Teilnehmer aus Berlin)<br />

gehen Menschen gegen<br />

den Mietnotstand auf<br />

die Straße.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!