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14 BERLIN BERLINER KURIER, Dienstag, 9. April 2019 *<br />
Werstellt unsereNerven<br />
unter Naturschutz?<br />
In Marienfelde fordern lärmgeplagte Anwohner und<br />
Politiker eine Straße durch ein Erholungsgebiet<br />
Von<br />
GERHARD LEHRKE<br />
Berlin – Stau, Radau und<br />
Mief – das will keiner vor<br />
der Tür. Doch wenn es Vorschläge<br />
gibt, Lkw-Ströme an<br />
überlasteten Kreuzungen<br />
mit Wohnbebauung zu verringern,<br />
geht das nicht ohne<br />
Krach, wie gerade in Marienfelde<br />
zu besichtigen ist.<br />
Die SPD in der BVV Tempelhof-Schöneberg<br />
wünscht<br />
sich nach Anwohner-Beschwerden,<br />
dass eine neue<br />
Straße gebaut wird – doch<br />
das stößt auf Widerstand.<br />
Es geht um die Kreuzung Friedenfelser<br />
Straße (B101)/Nahmitzer<br />
Damm, die teilweise<br />
von Wohnhäusern gesäumt<br />
wird. Hier herrscht häufig<br />
Stillstand. Christiane Faehte,<br />
die im Lokal „Zur Insel“ an der<br />
Ecke arbeitet, kennt das Elend:<br />
„Wenn ich zur Arbeit komme,<br />
warte ich ewig, ehe ich abbiegen<br />
kann.“ Das liegt vorwiegend<br />
an Lkw, die über die B101<br />
in die Stadt fahren oder sie verlassen.<br />
Ein großer Teil des<br />
Lkw-Verkehrs resultiert<br />
aus dem Industriegebiet Motzener<br />
Straße mit 200 Unternehmen.<br />
Die Laster müssen<br />
über das Nordende der Straße<br />
über den Nahmitzer Damm<br />
zur B101 beziehungsweise in<br />
Gegenrichtung fahren. Deshalb<br />
schlägt die SPD-Fraktion<br />
vor: Verlängert den Schichauweg<br />
vom südlichen Ende der<br />
Motzenener Straße entlang<br />
der Stadtgrenze und über<br />
brandenburgisches Land zur<br />
B101, dort sind nur Felder.<br />
Das allerdings finden die<br />
Grünen schlecht: Die Straße<br />
würde das Erholungsgebiet<br />
„Marienfelder Feldmark“ von<br />
Brandenburg abschneiden. Sie<br />
verlangen wiederum die Umsetzung<br />
eines BVV-Beschlusses,<br />
die ganze Gegend unter<br />
Landschaftsschutz zu stellen.<br />
Die Wirtschaft dagegen ist<br />
an der Straße interessiert. Das<br />
Unternehmensnetzwerk Motzener<br />
Straße ist mit der Situation<br />
unzufrieden. Rund 800<br />
Lkw passieren die Straße täglich,<br />
300 davon, so<br />
schätzt der<br />
Vorsitzende<br />
Ulrich Misgeld, bedienen<br />
die Firmen. Misgeld<br />
schlägt vor, dass die neue Straße<br />
von Elektro-Lkw genutzt<br />
werden soll, die im Pendelverkehr<br />
zwischen Güterverkehrszentrum<br />
(GVZ) Großbeeren<br />
an der B101 und Gewerbegebiet<br />
Lieferungen bündeln und<br />
schon so die Zahl der Lkw-<br />
Fahrten verringern könnten.<br />
Björn Lindner von der Naturwacht<br />
Berlin, als „Ranger“<br />
Betreuer der Feldmark, ist gegen<br />
die Straße: „Auch wenn<br />
die Straße nur von E-Lkw befahren<br />
werden soll, zerschneidet<br />
sie die Landschaft. Wir<br />
brauchen zusammenhängendes<br />
Grün und Erholungsflächen.<br />
Außerdem: Wer stellt sicher,<br />
dass nur die E-Lkw dort<br />
fahren?“ Lindner schlägt vor,<br />
an der Kreuzung Nahmitzer<br />
Damm /B101 Straße mehr Abbiegespuren<br />
einzurichten, um<br />
sie zu entschärfen. Christiane<br />
Faehte dagegen begrüßt den<br />
Plan, den Schichauweg zu verlängern.<br />
Unten lang<br />
über einen<br />
verlängerten<br />
Schichauweg<br />
(r.) statt oben<br />
rum durch den<br />
Stau: So soll<br />
der Verkehr<br />
entzerrt<br />
werden.<br />
B101<br />
BRANDENBURG<br />
Nahmitzer Damm<br />
MARIENFELDE<br />
BERLIN<br />
Vorschlang zur<br />
Durchgangsstraße<br />
Buckower Chaussee<br />
Motzener Str.<br />
Schichauweg<br />
Schichauweg<br />
Grafik/Galanty<br />
Fotos: Friedel. Grafik:Galanty<br />
Guck mal, werdasteht: Lkw und Pkw stauen sich stadteinwärts auf<br />
der B101 vorWohnhäusern. Viele Fahrzeuge biegen in den Nahmitzer<br />
Damm Richtung Motzener Straße ab, wo 5000 Menschen arbeiten.