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Berliner Kurier 09.04.2019

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8 BERLIN BERLINER KURIER, Dienstag, 9. April 2019 *<br />

NACHRICHTEN<br />

Bums-Diplomaten<br />

Wir riechen<br />

Berlin –Autos auswärtiger<br />

Botschaften waren 2018 in<br />

79 Unfälle verwickelt. In 50<br />

Fällen gab es den Verdacht<br />

der Fahrerflucht, die wegen<br />

der diplomatischen Immunität<br />

nicht verfolgt werden<br />

kann. Das erklärte der Senat<br />

auf Anfrage des Abgeordneten<br />

Peter Trapp (CDU).<br />

Klau in der S-Bahn<br />

Berlin –Zivilfahnder der<br />

Bundespolizei erwischten<br />

morgens in einem S-Bahn-<br />

Zug am Westkreuz einen<br />

Rumänen (30) und einen<br />

Moldawier (27), als sie einem<br />

schlafenden Ukrainer<br />

(37) das Handy klauten.<br />

Festnahme.<br />

Kultur statt Münzen<br />

Mitte –Die Senatskulturverwaltung<br />

lädt für morgen<br />

zum 2. öffentlichen Forum<br />

ein, wie die Alte Münze am<br />

Molkenmarkt zu einem<br />

„Kulturort“ entwickelt<br />

werden kann. Am Krögel 2,<br />

Haus 3, 18 Uhr.<br />

Zeugen gesucht<br />

Tempelhof –Ein radelnder<br />

Junge (10) erlitt am<br />

Sonntag gegen 15.30 Uhr<br />

schwere Verletzungen, als<br />

er auf dem Tempelhofer<br />

Feld mit einem jugendlichen<br />

Radfahrer zusammenstieß,<br />

auf den Kopf fiel, das<br />

Bewusstsein verlor und stationär<br />

im Krankenhaus aufgenommen<br />

wurde. Der Jugendliche<br />

und sein erwachsener<br />

Begleiter entfernten<br />

sich. Die Polizei sucht Zeugen<br />

des Vorfalls: Tel.<br />

4664472800.<br />

ARCHE NOAH<br />

Lother ... ist ein freundlicher<br />

Herr, der seinen Menschen<br />

–nach einiger Zeit –<br />

lieb gewinnt und total verschmust<br />

ist. Als Herdenschutzhund<br />

braucht der<br />

Kangal (2) Auslauf, am besten<br />

einen großen Garten.<br />

Vermittlungs-Nr. 18/2996<br />

Tierheim Berlin,<br />

Hausvaterweg 39, 13057 Berlin,<br />

Telefon: 030/76888-220,<br />

www.tierschutz-berlin.de<br />

Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />

Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />

Foto: Imago<br />

Foto: Tierheim Berlin<br />

Von<br />

KERSTIN HENSE<br />

Berlin – Die Hausgemeinschaft<br />

im Steglitzer Hünensteig<br />

ist verzweifelt.<br />

Sie hat nicht nur einen netten<br />

Nachbarn verloren,<br />

sondern jetzt auch noch<br />

mit Verwesungsgeruch zu<br />

kämpfen. Seit Wochen<br />

riecht es entsetzlich im<br />

Hausflur –und mittlerweile<br />

auch in den Wohnungen.<br />

Was so makaber klingt, hat<br />

einen äußerst traurigen<br />

Hintergrund.<br />

Der Tod kam plötzlich. Anfang<br />

Februar machten sich<br />

Anwohner Sorgen um den<br />

pensionierten Nachbarn, der<br />

bis vor einem Jahr noch bei<br />

der Bundespolizei gearbeitet<br />

haben soll. „Wir hatten ihn<br />

drei Tage nicht gesehen. Es<br />

brannte kein Licht in seiner<br />

Wohnung und sein Briefkasten<br />

war sehr voll“, erinnert<br />

sich Claudia Nowigk (68).<br />

Das sei untypisch gewesen,<br />

jedenTag den Tod<br />

In einer Steglitzer Wohnung<br />

lag wochenlang die Leiche<br />

eines verstorbenen Mieters<br />

weil er nie länger weg gewesen<br />

sei. Die Anwohner riefen<br />

die Polizei. Doch die hätten<br />

nichts tun können.<br />

Am 7. Februar später baten<br />

sie die Beamten abermals um<br />

Hilfe. Doch die hätten nur<br />

das Styropor im Briefkastenschlitz<br />

der Haustür aufgestochen<br />

und seien wieder gegangen.<br />

„Sie sagten uns, dass<br />

wir uns wieder melden sollen,<br />

wenn es nach Kohl oder<br />

faulen Eiern riecht“, so eine<br />

Anwohnerin.<br />

Den Nachbarn ließ das keine<br />

Ruhe. Zwei Tage später<br />

schob Olaf Budick (53) mit<br />

einem Stock durch die Briefkastenöffnung<br />

den Vorhang<br />

der Eingangstür beiseite. „Da<br />

schlug mir ein übler Geruch<br />

entgegen. Ich dachte, ich<br />

kippe um“, so Budick. Er rief<br />

abermals die Polizei. Diesmal<br />

ließen sie die Tür öffnen<br />

und fanden die Leiche von<br />

Hartmut K. „Es gab vorher<br />

keine Anhaltspunkte, die uns<br />

berechtigt hätten, die Wohnung<br />

zu öffnen“, so eine<br />

Sprecherin der Polizei.<br />

Fotos: Sabine Gudath<br />

Hinter dieser Tür lebte der<br />

Rentner Hartmut K. bis vorseinem<br />

Todsehr zurückgezogen.<br />

Vor der Wohnungstür im 3.<br />

Stock hängt jetzt ein Tannenzweig,<br />

den die Nachbarn<br />

als letzten Gruß hinterlassen<br />

haben. Aber nicht nur der erinnert<br />

an den Tod. Im Treppenhaus<br />

hängt eine stark<br />

süßlich riechende, beißende<br />

Duftwolke, die nicht mehr<br />

Die Anwohner<br />

haben sich im<br />

Treppenhaus<br />

versammelt.<br />

Sie leiden unter<br />

dem starken<br />

Leichengeruch.<br />

verschwindet. „Er zieht<br />

schon in unsere Wohnung.<br />

Wir bekommen den Geruch<br />

nicht mehr aus der<br />

Nase“, berichtet ein Anwohner.<br />

Das Problem: Da<br />

es noch einen ungeklärten<br />

Erbfall gibt, kann die<br />

Wohnung nicht gereinigt<br />

werden. „Wir würden die<br />

Belastungen für die anderen<br />

Hausbewohner gerne<br />

so schnell wie möglich beenden.<br />

Wir dürfen aber<br />

erst in die Wohnung,<br />

wenn der Nachlasspfleger<br />

oder ein Erbe den Schlüssel<br />

von der Polizei geholt<br />

hat“, sagt Matthias Wulff<br />

von der Hausverwaltung<br />

Vonovia.<br />

Der einsame Tod von<br />

Hartmut K. beschäftigt die<br />

Hausgemeinschaft bis heute.<br />

Nicht nur des Geruchs wegen.<br />

Da ist auch noch der Gedanke,<br />

dass ihm niemand<br />

mehr helfen konnte. „Wenn<br />

ich nachts im Bett liege, muss<br />

ich immer an ihn denken. Er<br />

war ein lieber Mensch“, sagt<br />

Claudia Nowigk.

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