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E. Hausbau<br />
E7. Fenster<br />
0. Einführung, Hinweise<br />
Für den Nutzer eines Wohngebäudes definiert sich eine Außenwand<br />
stärker durch <strong>der</strong>en Öffnungen als durch das opake Bauteil selbst.<br />
Schon in <strong>der</strong> Erscheinung dominiert das transparente Fenster über die<br />
Fassade. Die Stimmigkeit über Anordnung, Größe und Proportionen<br />
kann je<strong>der</strong> Laie beurteilen. Die Fassade ist <strong>der</strong> Anzug des Hauses, die<br />
Fenster aber das Gesicht. Der „Charakter“ wird beim ersten Betrachten<br />
wahrgenommen.<br />
Funktionen von Fenstern<br />
Kein Bauteil eines Wohn- o<strong>der</strong> Bürogebäudes erfüllt <strong>der</strong>art viele Funktionen,<br />
wie das Fenster. Die Befensterung dient in erster Linie dem Einlass<br />
des natürlichen Lichtes und klassisch dem Luftaustausch. Allerdings ist<br />
das Fenster ein massiver Eingriff in die bauphysikalischen Funktionen<br />
<strong>der</strong> Außenwand. Die „Angriffspunkte“ werden in <strong>der</strong> rechten Spalte<br />
erläutert.<br />
Bei <strong>der</strong> Planung stehen Licht, Luft und Bauphysik im Vor<strong>der</strong>grund. Bei<br />
<strong>der</strong> Auswahl des Materials dürfen allerdings die Aspekte <strong>der</strong> Wartung<br />
nicht fehlen.<br />
Bild: Rekord Fenster<br />
Abb. E7.1 Das Fenster ein Bauteil mit vielen Funktionen. Auf die<br />
Planung und die durchdachte Ausführung kommt es an.<br />
Im Anschluss des Fensters treffen sich viele Gewerke.<br />
Die gebaute Qualität hängt von <strong>der</strong> sorgfältigen<br />
Abstimmung <strong>der</strong> beteiligten Fachfirmen ab.<br />
Licht und Luft<br />
Das erfor<strong>der</strong>liche Flächenmaß an Belichtungsfläche wird in den<br />
Landesbauordnungen in unterschiedlicher Art vorgegeben und kann<br />
von <strong>der</strong> Nutzung abhängen. Der Bauherr kann zusätzliche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen stellen.<br />
Glas und Rahmen sollten in einem guten Verhältnis stehen. Beträgt<br />
<strong>der</strong> Glasanteil über 70% ist <strong>der</strong> Lichteinfall und <strong>der</strong> Wärmeschutz<br />
optimal. Bei kleingliedrigen Fenstern (Sprossenteilungen) kann <strong>der</strong><br />
Glasanteil weit weniger als 50% betragen, eine schlechte<br />
Energiebilanz.<br />
Die Außenlaibungen verschatten das Fenster. Das kann gewollt sein.<br />
Für einen möglichst großen Lichteinfall sollten die Fenster jedoch weit<br />
außen liegen.<br />
Der sommerliche Hitzeschutz ist bei <strong>der</strong> Planung zu berücksichtigen.<br />
Der Nachweis ist gemäß EnEV (Energieeinsparverordnung) zu<br />
führen. Dadurch soll <strong>der</strong> Einsatz von Kühlenergie weitmöglichst<br />
vermieden werden. Eine außen liegende Verschattung kann<br />
notwendig sein.<br />
Für den Schutz vor Blicken von außen genügen innen liegende<br />
Verschattungselemente.<br />
Das Fenster ist im klassischen Gebäudekonzept das<br />
Lüftungselement, um eine bedarfsgerechte Lüftung sicherzustellen.<br />
Diese Funktion wird zunehmend durch mechanische Lüftungsanlagen<br />
ersetzt. In DIN 1946-6 werden Grundlagen für das Aufstellen eines<br />
Lüftungskonzeptes dargestellt. Dies ist individuell auf das einzelne<br />
Gebäude auszurichten. Dabei werden manuelle (Fenster) und<br />
mechanische (ventilatorgestützte Anlage) Luftzufuhr berücksichtigt.<br />
Die Lufthygiene kann für Allergiker von Bedeutung sein. Eine<br />
Verbesserung kann z. B. mit Pollenfiltern in Lüftungsanlagen<br />
erreicht werden.<br />
Bauherren könnten sich Insektenschutzgitter z. B. für Küchen, Wohnund<br />
Schlafräume wünschen.<br />
Bauphysikalische Funktionen<br />
Nie<strong>der</strong>schläge müssen sicher abgeführt werden. Beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit ist <strong>der</strong> Fensterbrüstung zu geben. Hier ist die<br />
Belastung sehr hoch und lei<strong>der</strong> werden ausgerechnet an dieser<br />
sensiblen Stelle vielfach ungeeignete Materialien eingesetzt, o<strong>der</strong> es<br />
fehlt die zweite Wasser ableitende Schicht unter <strong>der</strong> Fensterbank.<br />
Weiter muss die seitliche Einbaufuge mit Dichtbän<strong>der</strong>n vor kapillar<br />
eindringendem Wasser geschützt werden.<br />
An den Wärmeschutz wird meist in erster Linie gedacht. Hinweise<br />
siehe Seite 101.<br />
Der Schallschutz eines Fensters ist geringer als <strong>der</strong> einer Wand.<br />
Das Glas, <strong>der</strong> Randverbund, die Rahmenart, die Dichtungen und die<br />
Art des Einbaus bestimmen das tatsächliche Schutzmaß.<br />
Das erfor<strong>der</strong>liche Brandverhalten einer Außenwand gilt nicht<br />
automatisch für das Fenster. Grund ist, dass die Außenwand zur<br />
tragenden Konstruktion des Gebäudes gehört. Liegt das Fenster<br />
allerdings im Bereich von Brandüberschlagszonen, so können<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt werden.<br />
Die Verformungen von Bauwerk und Fenster sind unterschiedlich.<br />
Insofern muss die Einbaufuge die Bewegungen aufnehmen können.<br />
Die Luftdichtung verhin<strong>der</strong>t ungewollten Durchgang von Raumwärme,<br />
sommerlicher Hitze und Schall. Der Einbau muss auf <strong>der</strong> Raumseite<br />
luftdicht hergestellt sein.<br />
Der Einbruchschutz wird klassifiziert nach den Wi<strong>der</strong>standsklassen<br />
(DIN EN 1627) RC 1 bis RC 6 (höchste Wi<strong>der</strong>standszeit).<br />
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