Profiwissen 1x1 der Holzprodukte Mobauplus
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E. Hausbau<br />
E3. Konstruktionsholz<br />
Vollholz und daraus hergestellte Produkte<br />
Der Begriff „Konstruktionsholz“ wird in diesem Handbuch vereinfachend<br />
verwendet. Er steht stellvertretend für „Vollholz und daraus hergestellte<br />
Produkte“. Gemeint sind Bauholz (inkl. keilgezinktes),<br />
Brettschichtholz und an<strong>der</strong>e stabförmigen Querschnitte. Eben alles, was<br />
nicht „Platte“ ist.<br />
Zurzeit wird Konstruktionsholz noch uneinheitlich nach europäischen<br />
o<strong>der</strong> deutschen Produktregeln geregelt. Es gibt Produkte mit CE-Kennzeichnung<br />
(Euronorm) und Ü-Zeichen (deutsche Produktnorm o<strong>der</strong><br />
Zulassung). Die in Deutschland relevanten Produktnormen müssen in<br />
einer <strong>der</strong> Bauregellisten (BRL) aufgeführt sein. Zudem ist <strong>der</strong> Musterliste<br />
<strong>der</strong> technischen Baubestimmungen (MLTB) zu entnehmen, ob für die<br />
Anwendung dieser Holzbauprodukte eine nationale Anwendungsnorm<br />
(hier DIN 20000 Teil 5 o<strong>der</strong> Teil 7) zur Verfügung steht, o<strong>der</strong> ob eine allgemeine<br />
bauaufsichtliche Zulassung erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Fristen für die europäische Notifizierung enthalten BRL und<br />
MLTB nicht immer die aktuellsten Fassungen <strong>der</strong> Produkt- und Anwendungsnormen.<br />
Die Einführung ist ein behördlicher Prozess, Fristen sind<br />
zu wahren. In den nächsten Jahren ist mit regelmäßigen Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Regelwerke zu rechnen.<br />
„Kantholz“ war früher – Bauholz ist heute ein Bauprodukt!<br />
Holz im heimischen Wald gewachsen, geerntet, vom örtlichen Sägewerk<br />
eingeschnitten, vom Zimmermann verarbeitet – so hat es Jahrzehnte /<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te funktioniert. Im Grunde bietet sich Holz geradezu an, in <strong>der</strong><br />
lokalen Wirtschaft verarbeitet zu werden. Auch ökologisch betrachtet,<br />
wäre diese Vorgehensweise heute sehr zeitgemäß. Aber dieses Modell<br />
„Holz-aus-<strong>der</strong>-lokalen-Wirtschaft“ ist recht lohnintensiv. Lei<strong>der</strong> ist es so,<br />
dass alles was lohnintensiv produziert wird, in Deutschland einer Großindustrie<br />
weichen muss. Die Ziegeleien gibt es ebenfalls nicht mehr in den<br />
Dörfern, so hat es auch das Holzgewerbe erwischt.<br />
Der Zimmerer wusste zur früheren Zeit recht genau, welche Qualität er<br />
aus welchem Forst von welcher Sägerei bekommen konnte, o<strong>der</strong> hat<br />
eine eigene Sägerei betrieben. Vorteil: Der Zimmerer war Herr über die<br />
Qualität.<br />
Der Autor hat in so einem Betrieb am Anfang <strong>der</strong> 1980er Jahre seine<br />
Ausbildung zum Zimmerer in Nie<strong>der</strong>sachsen absolviert, das Arbeiten im<br />
Sägewerk gehörte noch dazu.<br />
Schon zur besagten Zeit war es üblich, dass Standardquerschnitte und<br />
Längen aus Großsägewerken geliefert wurden. Die Arbeit in den Kleinsägewerken<br />
wurde weniger o<strong>der</strong> eingestellt.<br />
Kantholz war früher<br />
Es wurde „Kantholz“ produziert. Natürlich gab es die Sortierkriterien (erst<br />
Güteklassen, später Sortierklassen). Jedoch wurde vielmehr nach Erfahrung<br />
entschieden und „Kantholz“ verbaut.<br />
Allerdings: In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des letzten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden äußerst geringe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an das Baumaterial Holz bei Dachstühlen gestellt<br />
– nass, baumkantig, untermaßig, unsortiert.<br />
Die Qualität eines hochwertigen Bauproduktes wurde<br />
viel zu wenig eingefor<strong>der</strong>t.<br />
Bild: Nordlam<br />
Abb. E3.4<br />
angeboten.<br />
Konstruktionsholz wird heute in großer Vielfalt<br />
Bild: Ing.-Büro Meyer<br />
Abb. E3.5 Nass, untermaßig, baumkantig, unsortiert, imprägniert:<br />
dies waren die Merkmale des „unterentwickelten“ Kantholzes.<br />
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