Berliner Zeitung 24.04.2019

Berliner Zeitung · N ummer 94 · M ittwoch, 24. April 2019 – S eite 28 **
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Panorama
LEUTE
NACHRICHTEN
Patrick Schwarzenegger (25) möchte
ein guter und also braver Sohn sein.
Eben deshalb ist es ihm ein Anliegen,
uns per Instagram darüber zu informieren,
dass er vorvier Jahren den
Ratvon Papa Arnold befolgt und mit
dem Rauchen vonMarihuana aufgehörthabe.Aber
warum erzählt uns
Schwarzenegger junior solche alten
Geschichten? Weil er mittlerweile
vier Jahredrogenfrei ist? Mitnichten.
Dergar übermächtige Vater,der erfolgreiche
Schauspieler und Ex-Gouverneur,lehrte
dem Sohn eine neue
Droge: Er solle „High on life“ werden
–also das Leben in jedem Moment
genießen und sich vomÉlan vital berauschen
lassen.
Zeig her deine
Zähnchen
AP/DUCHESS OF CAMBRIDGE
Prinz Louis feierte am Dienstag seinen
ersten Geburtstag. Undweil schon
seit Monaten keine Fotos des jüngsten
Sohns vonHerzogin Kate (37) und
PrinzWilliam (36) veröffentlicht wurden,
man bei den britischen Hoheiten
aber wohl der
Meinung ist, die
Untertanen mit
solchen Bildnissen
erfreuen zu
können, gab es
zur Feier des Tages
ein paar goldige
Schnappschüsse
zu sehen.
Geknipst
hat sie,wie es ja
beinahe schon gute Tradition ist, die
Mutter.Kate fotografierte den Kleinen
übrigens im Garten der Familienresidenz,
einem Landhaus in Norfolk.
Schön.Wirmöchten an dieser Stelle
noch ergebenst auf Louis’beiden
neuen Zähnchen hinweisen.
Salvador Sobral (29) nimmt Abstand
vonseinem früherem Leben. So will
der Gewinner des Eurovision Song
Contest vorzweiJahren „ganz bestimmt
nicht“ zum diesjährigen ESC
in Israel reisen, wie er den Zeitungen
der Funke Mediengruppe anvertraute:
„Meine Geschichte mit dem
ESC endete voreinem Jahr,als ich
noch einmal in Lissabon auftrat, als
Sieger des vorangegangenen Jahres.“
Er wolle nun als Musiker und nicht
als Promi weitermachen. „Die meisten
Menschen kennen mich als den
zerbrechlichen Jungen, der mit der
traurigen Ballade ,Amar Pelos Dois‘
den ESC gewonnen hat. Ichwill zeigen,
dass ich noch mehr zu bieten
habe.“ (schl./mit dpa)
TIERE
Fühlt sich in Niedersachsen wohl:
der Eisvogel. DPA/JULIAN STRATENSCHULTE
Haben Sie schon mal etwas vomNiedersächsischen
Landesbetrieb für
Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
(NLWKN) gehört? Nee?
Also,der Landesbetrieb gehörtzum
Niedersächsischen Umweltministerium
und hat die Funktion einer Behörde.Zuihren
Aufgaben gehörtunter
anderem der Ausbau der Naturschutzgebiete.Deren
Fläche,soteilte
uns das NLWKN jetzt mit, wuchs in
Niedersachsen binnen eines Jahres
um rund zehn Prozent von219000
auf 242000 Hektar an. Dasheißt auch:
Mehr Platz für den streng geschützten
Eisvogel.Womit war dann auch die
lange Geschichte zu unserem tollen
Bild erzählt hätten. (schl.)
In einer Bluse von Saint Laurent vor Gericht: Anna Sorokin denkt schon an die Zeit nach ihrem Gefängnisaufenthalt, sie könnte dann 43 Jahre alt sein.
Der Wegzum Erfolg
In New York geht der Prozess um die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin in die letzte Runde
VonSebastian Moll, New York
Der Sinn für das Geschäft
ist Anna„Delvey“ Sorokin
auch in ihren anderthalb
Jahren in Untersuchungshaft
nicht abhandengekommen.
So gelang es Sorokin, 28, in den
vergangenen Wochen den Gerichtssaal
in Manhattan, wo sie des Betrugs
in Höhe von275 000 Dollar angeklagt
wurde, ineinen Laufsteg zu verwandeln.
Sehr zum Unmut vonRichterin
Diane Kiesel präsentierte Sorokin jeden
Tagein neues Ensemble,zusammengestellt
von einer Promi-Stylistin.
Vor dem als sicher geltenden
Schuldspruch, der im Lauf dieserWoche
erwartet wird, dürfte das Sorokin
sicher ebenso wenig bewahren wie
vor der mutmaßlichen Ausweisung
nach Deutschland. Im Gegenteil: Den
Geschworenen und der Richterin
wirddie Haltung der Angeklagten als
völliger Mangel an Reue aufstoßen.
Doch Sorokin denkt schon längst
zwei Schritte weiter.
Schon jetzt ist es ihr gelungen, aus
ihrer unglaublichen Geschichte Kapital
zu schlagen. Der Streamingdienst
Netflix plant eine Seriemit Lena Dunham
in der Hauptrolle über sie. Die
Titelseiten von Vanity Fair und New
York Magazine hat sie bereits geziert.
Undsokönnte es durchaus sein, dass
Sorokin doch noch das erreicht, was
sie schon immer angestrebt hatte:
Reichtum und Ruhm und ein Leben
in Luxus.
Der Prozess gegenAnna Sorokin
geht in die Schlussphase.
Am Montag begannen
in NewYork die Schlussplädoyers
im Fall der 28-Jährigen,
die sich eine falsche
Identität als reiche Erbin zugelegt
hatte.
Es ist schwer zu sagen, wann Anna
Sorokin, die sich den Nachnamen
„Delvey“ zugelegt hatte,ihresozialen
Aufstiegsfantasien entwickelt und
Pläne geschmiedet hat, sie zu verwirklichen.Vielleicht
war es schon als
Gymnasiastin in Eschweiler, wosie
als 16 Jahrealte russische Auswanderin
mit ihrer Familie gelandet war.
Vielleicht war es aber auch in Paris,
wo sie nach einem Zwischenspiel bei
einer PR-Firma in Berlin ein begehrtes
Praktikum bei der In-Zeitschrift
Purple angetreten hatte. Fest steht,
dass Sorokin, als sie 2013 nach New
York kam, den Plan hatte,Teil der Society
zu werden.
Sorokins großer Traum, das wiederholte
ihr Anwalt Todd Spodek
während des Prozesses immer wieder,
war es, einen exklusiven Social-
Club nach dem Vorbild des SoHo-
House zu eröffnen. Er sollte das neue
DIE FRAU, DER FALL
Auf diese Weise gelang es
ihr laut Anklage, ihre Opfer
um eine Summe voninsgesamt
275 000 Dollar zu betrügen
und einem luxuriösen
Lifestyle zu frönen. Netflix
und HBOwollen Sorokins
Geschichte verfilmen.
Die in Russland geborene
und in Deutschland aufgewachsene
Frau kam 2013 in
die USA und schleuste sich
unter dem Namen Anna Delvey
in wohlhabende Kreise
ein. Nun droht ihr eine Haftstrafe
vonbis zu 15 Jahren.
„Ein großer Verlust für Europa“
AP /RICHARD DREW
Zentrum des New Yorker Gesellschaftsuniversums
sein, ausgestaltet
von Künstlern von Damien Hirst bis
Jeff Koons.
DasProblem dabei waren die dazu
nötigen 22 Millionen Dollar. Die Versuche
von Spodek, Sorokins Praxis,
sich so lange zu große Schuhe anzuziehen,
bis sie hineinpasst, kleinzureden,
zeigen, warum dieser Prozess
eine derartige Faszination ausübt.
Die Kunst der Hochstapelei und des
Blendens ist ein beliebtes Gesellschaftsspiel
nicht nur in New York
und in der Kardashian-Ärakein seltener
Wegzugesellschaftlichem und finanziellem
Erfolg. Sorokins Fehler
war lediglich, dass sie sich krimineller
Mittel dazu bediente.
So gab sich Sorokin/Delvey als
Millionenerbin aus, ihr Vater war
wechselweise Öl-Magnat oder Fabrikant
für Solarzellen. Tatsächlich arbeitete
er als Lkw-Fahrer und war
später Teilhaber in einem kleinen
Transportunternehmen. Seine Tochter
überzeugte währenddessen in ihrer
Rolle und vagabundierte von Luxushotel
zu Luxushotel. Sie verbrachte
dieVormittage mit ihrem Personal-Trainer
und speiste in den
angesagtesten Restaurants der Stadt.
Sorokin wirkte so echt, dass sie zu all
den richtigen Partys eingeladen
wurde und hatte bald ein Netzwerk
unter den Reichen und Einflussreichen
aufgebaut hatte,jenen„200 Leuten,
die man überall trifft“, wie es eine
Zeugin ausdrückte.
Zwei Jahre lang gelang es ihr, diesen
Lifestyle durch Lügen zu finanzieren.
Sienahm betrügerische Bankkredite
auf, lieh sich Geld vonFreunden,
das sie niemals zurückzahlte. Nicht
alle forderten es zurück, „viele Leute
in New York können es sich leisten,
ein paar Tausend Dollar einfach zu
vergessen“, sagte Rachel Williams,
eine ehemalige Vanity-Fair-Redakteurin,
die eine Zeit lang zu Sorokins
Kreis gehörte.
Doch irgendwann passierte, was
passieren musste: Es stellte sich heraus,
dass ihre Vermögensangaben
falsch waren. Und als sich Sorokin
60 000 Dollar von Williams für eine
Hotelrechnung in Marrakesch leihen
musste, gingen bei der Journalistin
die Alarmglocken los. Sozerplatzten
Sorokins Träume.Der Ruhm im Netz
ist ihr jedoch gewiss. Sie wäre nicht
die erste, der es gelingt, daraus eine
einträgliche Karrierezubasteln.
Luxemburgs Großherzog Jean genoss wegen seines Kampfs gegen die Nazis großes Ansehen. Nun ist er gestorben
Beim Volk beliebt: Luxemburgs Ex-
Staatsoberhaupt Großherzog Jean
DPA
Luxemburgs langjähriges Staatsoberhaupt
Großherzog Jean ist
im Alter von98Jahren gestorben. Mit
„großer Trauer“ müsse er den Tod
seines Vaters bekanntgeben, erklärte
der amtierende Großherzog Henri
am Dienstag.
Jean hatte bei den Luxemburgern
auch wegen seiner Beteiligung am
Kampf gegen die Nazis im Zweiten
Weltkrieg Ansehen genossen. Der
98-Jährige sei „friedlich“ im Kreise
seiner Familie gestorben. Die Trauerfeier
soll am 4. Mai inder Kathedrale
von Luxemburg stattfinden.
Jean war von 1964 an 36 Jahre lang
das Staatsoberhaupt des 600 000-
Einwohner-Landes, bevor er zugunsten
seines Sohnes Henri abdankte.
Zuletzt öffentlich aufgetreten
war Jean Ende März anlässlich
einer von seiner Schwiegertochter
Maria Teresa organisierten Veranstaltung
zu sexueller Gewalt in Konfliktgebieten.
Mitte April wurde er wegen einer
Lungeninfektion in ein Krankenhaus
eingeliefert. EU-Kommissionspräsident
und Luxemburgs Ex-Regierungschef
Jean-Claude Juncker würdigte
den verstorbenen Monarchen,
der als bescheiden und freundlich
galt. Sein Todsei „ein großer Verlust
für das Großherzogtum und für Europa“,
schrieb Juncker im Kurzbotschaftendienst
Twitter. Jean von Luxemburg
wurde am 5. Januar 1921
als Sohn von Großherzogin Charlotte
vonLuxemburgund Prinz Felix
von Bourbon-Parma geboren. Nach
seinem Studium in Luxemburg und
Großbritannien meldete er sich 1942
freiwillig zum Dienst in der britischen
Armee.
Als Mitglied der Irischen Garde
nahm er im Juni 1944 an der Landung
der Alliierten in der Normandie
teil. 1964 bestieg er nach der Abdankung
seiner Mutter den Thron. 1953
hatte Jean Prinzessin Joséphine-
Charlotte vonBelgien, Schwester der
ehemaligen Könige Baudouin und
Albert II., geheiratet. Sie starb im Januar
2005. Das Paar hatte neben
Henri vier weitere Kinder: Marie-
Astrid, Jean, Margaretha und Guillaume.
(AFP)
Schiffswrack aus Zweitem
Weltkrieg entdeckt
Vorder Küste Australiens haben Forscher
das gut erhaltene Wrack eines
im Zweiten Weltkrieg versenkten
Frachters entdeckt. DashundertMeter
lange Schiff sei rund hundertKilometer
vorder Küste des australischen
Bundesstaats Victoria geortet
worden und scheine „relativ intakt“
zu sein, teilten die Wissenschaftler
am Dienstag mit. Es befinde sich 700
Meter unter der Wasseroberfläche
auf dem Meeresgrund. Die„SS Iron
Crown“ war am 4. Juni 1942 voneinem
Torpedo eines japanischen U-
Boots getroffen worden. DerFrachter
mit EisenerzanBordsank binnen
einer Minute; 38 der 43 Besatzungsmitglieder
kamen ums Leben. (AFP)
Riesenfeuer an Festival-Ort
am Bleiloch-See in Thüringen
Am Bleiloch-Stausee in Thüringen
kämpften am Dienstag Einsatzkräfte
gegen ein riesiges Feuer.Wojährlich
viele tausend Menschen das sommerliche
Elektronik-Festival „SonneMondSterne“
feiern, standen den
Behörden zufolge am Dienstag rund
13 Hektar Wald in Flammen. Landrat
Thomas Fügmann rief am Nachmittag
den Katastrophenfall aus.Der am
Ostersonntag erstmals ausgebrochene
Brand galt eigentlich schon als
gelöscht, flammte aber an mehreren
Stellen wieder auf. Am Abend wurde
abermals gemeldet, der Brand sei
unter Kontrolle. (dpa)
In Emden sollen Ampeln von
Otto Waalkes blinken
Otto als Hasenhoppler (l.) hätte wohl eine
Chance als Ampelmotiv.
DPA/WAALKES
Derbekannteste Ostfriese derWelt
bekommt vielleicht bald eine eigene
Ampel. DieStadt Emden will ihren
Ehrenbürger OttoWaalkes mit speziellen
Lichtzeichenanlagen würdigen.
Als Motivefür Rotlicht- und Grünlichtphasen
sind die berühmten Rüsseltiere(„Ottifanten“)
des Komikers
und Musikers im Gespräch. Niedersachsens
Ministerpräsident Stephan
Weil (SPD) findet die Idee„richtig gut
und hoch sympathisch“, sagte er der
„Emder Zeitung“.Weil allerdings die
Straßenverkehrsordnung dieVerwendung
vonTiermotiven verbietet,
könnte statt der Rüssel-Tierenun
Otto selbst als Comic-Figur das Ampel-Motiv
sein –inder vonihm bekannten
Pose eines wartenden und
eines hoppelnden Häschens. (dpa)
Polizei verfolgt Pferde und
Esel mit Linienbus
Miteinem Linienbus haben Polizisten
in Aachen eine ausgebüxte Pferdeherde
und einen Esel verfolgt.
Demnach war die Herdeinder Nacht
zum Ostersonntag voneinerWeide
im OrtKornelimünster ausgebrochen
und rund drei Kilometer bis
nachWalheim getrabt, wie die Polizei
am Dienstag mitteilte.Man habe zunächst
zu Fußversucht, ein Kreuzund
Querlaufen über die Straße zu
verhindern. Die„recht sportlichen“
Beamten seien aber nicht hinterher
gekommen und daher in den vorbeifahrenden
Busgestiegen.WeitereKollegen
rückten an und trieben dieTiere
in einen Vorgarten. (dpa)