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32 REISE BERLINER KURIER, Sonnabend, 18. Mai 2019<br />
Reisen mit Babybauch:<br />
Schwangeremüssen ein paar<br />
Dinge berücksichtigen, bevor<br />
sie in den Urlaub fahren.<br />
Urlaubmit<br />
BabyimBauch<br />
Noch mal Kraft tanken und die Zweisamkeit genießen, bevor das<br />
Kind da ist.Klingt verlockend? Wirhätten da ein paar Tipps ...<br />
Foto: dpa-tmn<br />
Bevor schlaflose Nächte und<br />
ein sperriger Kinderwagen<br />
den Alltag bestimmen, können<br />
sich Paare noch einmal<br />
entspannen. Das Ganze heißt<br />
„Babymoon“ –inAnlehnung<br />
an die Flitterwochen, also<br />
den „Honeymoon“.<br />
Ob an der Ostsee, in Bayern, Italien,<br />
der Schweiz oder Holland<br />
–europaweit haben sich Hotels<br />
auf werdende Eltern spezialisiert.<br />
„Das Angebot reicht von<br />
gesundem Essen über Massagen<br />
von speziell geschulten<br />
Therapeuten bis hin zu Atemübungen<br />
und Schwangerschafts-Fotoshootings“,<br />
erzählt<br />
die Niederländerin Ilonka Molijn<br />
van Ginkel, die mit ihrem<br />
Unternehmen Baby-Moon-<br />
Travel Reise-Arrangements für<br />
Schwangere vermittelt. Auch<br />
wer auf eigene Faust eine Reise<br />
in der Schwangerschaft organisiert,<br />
sollte diese fünf Tipps beachten:<br />
Der richtige Zeitpunkt: Als<br />
bester Zeitraum für Reisen in<br />
der Schwangerschaft gilt das<br />
zweite Trimester, also zwischen<br />
der 12. und der 24.<br />
Schwangerschaftswoche. „Die<br />
Übelkeit und die Müdigkeit der<br />
ersten Wochen sind weg, und<br />
der Körper ist mit der Schwangerschaft<br />
noch nicht zu sehr belastet“,<br />
erklärt Jan-Peter Siedentopf,<br />
Gynäkologe an der<br />
<strong>Berliner</strong> Charité.<br />
Im letzten Drittel der<br />
Schwangerschaft, oft ab der 28.<br />
Woche, lassen viele Airlines<br />
Schwangere nicht mehr an<br />
Bord oder verlangen ein ärztliches<br />
Attest. Kreuzfahrtreedereien<br />
nehmen Schwangere<br />
meist ab der 24. Woche nicht<br />
mehr mit. Sie argumentieren,<br />
dass sie die medizinische Versorgung<br />
bei Komplikationen<br />
nicht sicherstellen können.<br />
Die stressfreieste Anreise:<br />
„Die meisten deutschen Paare<br />
bleiben für den Babymoon am<br />
liebsten in Deutschland“, erklärt<br />
van Ginkel. Vorteile einer<br />
kurzen Anreise: Schwangere<br />
mit Venenbeschwerden sollten<br />
sich ausreichend bewegen. Bei<br />
Bahn- oder Autofahrten geht<br />
dies einfacher als im Flugzeug.<br />
Zudem vermeiden Schwangere<br />
so große Klimaveränderungen.<br />
Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit<br />
sind bei Kreislaufproblemen<br />
nicht ideal. Und im Zweifelsfall<br />
ist man eben schnell<br />
wieder zu Hause. Schwangere,<br />
die in den Süden wollen, sollten<br />
mit ihrem Arzt sprechen. Bei<br />
längeren Flügen ist unter Umständen<br />
eine Thrombosespritze<br />
sinnvoll.<br />
Das passende Reiseziel: Fernreisen<br />
sind in der Schwangerschaft<br />
nicht per se tabu: Ziele<br />
wie Kanada, Australien oder<br />
Japan können Paare problemlos<br />
ansteuern. Denn dort ist das<br />
Infektionsrisiko gering, und die<br />
medizinische Versorgung entspricht<br />
westlichen Standards.<br />
Subtropische oder tropische<br />
Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko<br />
eignen sich hingegen<br />
weniger für den Babymoon –<br />
zumal sich Schwangere gegen<br />
bestimmte Erreger nicht mehr<br />
impfen lassen können.<br />
Von Reisen in Malaria-Gebiete<br />
rät Siedentopf ab. Zwar sei<br />
Malaria auch in der Schwangerschaft<br />
behandelbar. Eine Infektion<br />
kann jedoch zu Komplikationen<br />
führen. Länder, die<br />
das Auswärtige Amt als Zika-<br />
Gebiete kennzeichnet, sollten<br />
sie ganz meiden. Ein Zusammenhang<br />
frühkindlicher Fehlbildungen<br />
gilt bei Infektion der<br />
Frau als sicher.<br />
Die beste Vorbereitung: Zur<br />
Sicherheit sollten Schwangere<br />
vorab mit dem Arzt klären, welche<br />
Medikamente unbedenklich<br />
sind. Und für den Notfall<br />
die medizinische Versorgung<br />
vor Ort klären. „Die deutschen<br />
Botschaften geben manchmal<br />
Vertrauensärzte an, dort kann<br />
man nachfragen“, erklärt Siedentopf.<br />
Ins Gepäck gehören<br />
zudem Mutterpass, Reiserücktritt-<br />
und Auslandsreisekrankenversicherung,<br />
die den Rücktransport<br />
einschließt.<br />
Die wichtigsten Regeln vor<br />
Ort: Die Tropenregel „cook it,<br />
peel it or leave it“, also: koch es,<br />
schäl es oder vergiss es, gilt<br />
auch für Schwangere. Siedentopf<br />
rät, um Magen-Darm-Infektionen<br />
zu vermeiden, auf<br />
halb gegartes Fleisch, ungeschältes<br />
Obst, Softeis und Süßspeisen<br />
mit rohem Ei zu verzichten.<br />
Zudem besser Wasser<br />
aus Flaschen statt Leitungswasser<br />
trinken.<br />
Ins Gepäck gehört auch gute<br />
Sonnencreme –Reizungen, Allergien<br />
oder Pigmentflecken<br />
können in der Schwangerschaft<br />
häufiger auftreten. „Beim<br />
Lichtschutzfaktor gilt: viel hilft<br />
viel“, rät der Gynäkologe.<br />
Auf Aktivitäten mit erhöhtem<br />
Unfallrisiko, wie Rafting oder<br />
Tauchen, sollten Schwangere<br />
verzichten. Nicht empfehlenswert<br />
sind zudem Wanderungen<br />
in mehr als 2500 Meter Höhe.<br />
„Da dort der Sauerstoffgehalt in<br />
der Atemluft deutlich niedriger<br />
ist“, erklärt Siedentopf. Besser<br />
sind kleine Besichtigungstouren,<br />
Spaziergänge in den kühlen<br />
Morgen- und Abendstunden<br />
oder Schwimmen. (dpa)