»feine adressen – finest« – Reutlingen 2 19
People: Dieter Baumann · Automobile: Luxus-Cabrios · Gourmet: Sternekoch Gerd Windhösel · Arts: van Gogh
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Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
© Foto: Petra Rolinec<br />
als ich die Chance bekam, für ein regionales Lifestyleund<br />
Business Magazin ein Vorwort zu schreiben, gingen bei<br />
mir zunächst mal die Alarmlampen an: Ich bin nämlich gar<br />
kein guter Schreiber.<br />
Und so suche ich bei allen derartigen Angeboten erstmal<br />
nach Ausreden. Im Fall <strong>»feine</strong> <strong>adressen</strong>« wollte ich zunächst<br />
behaupten, dass ich das Magazin ja gar nicht lese. Aber in<br />
der ersten Ausgabe war ein Artikel über mich drin. Gut, ich<br />
hätte sagen können, ich hätte nur mein eigenes Interview<br />
gelesen. Das aber wäre so glaubwürdig gewesen wie wenn<br />
Männer sagen, sie würden den Playboy nur lesen, weil so<br />
interessante Artikel drin stehen.<br />
Und dann gibt es da noch ein anderes Problem: Da ich<br />
seit ein paar Jahren als Schwaben-Comedian bekannt bin,<br />
erwartet man von mir, ich würde unverhohlene Lobeshymnen<br />
über den schwäbischen Lifestyle schreiben. Bei mir denken<br />
alle, ich würde ausschließlich Linsen mit Spätzle oder<br />
Maultaschen essen, täglich den gelben Sack rausstellen und<br />
den ganzen Tag auf der schwäbischen Alb umherwandern.<br />
Aus Marketing-Gründen müsste ich das einfach behaupten,<br />
aber ich kann halt so schlecht lügen.<br />
Daher sag ich’s jetzt einfach: Ich esse ganz viel italienisch,<br />
asiatisch, orientalisch, afrikanisch, kreolisch und sowieso<br />
gesamtdeutsch. Und ich bin halt aus beruflichen Gründen<br />
nur selten auf der schwäbischen Alb unterwegs. Deswegen<br />
kann ich immer gar nicht so viel über das Urschwäbische<br />
schreiben, ohne vorher auf Wikipedia zu kucken. Verrückt!<br />
Jetzt fragen mich die Leute, warum ich dann immer<br />
noch hier lebe? Verzieh dich doch dahin, wo die Saltimbocca<br />
wächst! Nein, das mache ich nicht, und der Grund ist ganz<br />
einfach: Weil’s mir hier im Schwäbischen saugut gefällt und<br />
weil es alles Nicht-Schwäbische, das ich interessant finde, in<br />
unserer Region auch gibt. Was ist spannender, als beim Alejandro<br />
auf der Alb eine Paella zu essen, und dann im Café<br />
zum Nachtisch einen Kuchen mit Alb-Dinkelmehl? Die<br />
Mischung macht’s. Deswegen wüsste ich keinen Grund,<br />
warum ich hier wegziehen soll. Oder den Playboy nicht<br />
lesen. Oder <strong>»feine</strong> <strong>adressen</strong>«.<br />
Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen, Ihr<br />
Dominik »Dodokay« Kuhn<br />
Comedian und Regisseur