Altlandkreis Ausgabe Juli/August 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
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ein kleines altes Haus wieder auf<br />
Vordermann gebracht. Und klar:<br />
Alle Vorzeichen der Zukunft können<br />
wir ohnehin nicht deuten. Wer<br />
weiß schon, was morgen ist? Aber<br />
diese Strukturen in Tutzing und auf<br />
Gut Dietlhofen baut man nicht am<br />
Montag auf, um sich daraus am<br />
Dienstag wieder zurückzuziehen.<br />
Peter Maffay mit Märchenfigur Tabaluga (aus Porzellan), „altlandkreis“-<br />
Herausgeber Peter Ostenrieder (re.) und Redakteur Johannes Schelle.<br />
fangen. <strong>Das</strong> beruhte immer auf Gegenseitigkeit,<br />
was übrigens grundsätzlich<br />
eine sehr wichtige Tugend<br />
<strong>für</strong> funktionierende Beziehungen<br />
ist – egal ob privat oder beruflich.<br />
Ganz entschei<strong>den</strong>d <strong>für</strong> meinen<br />
Weg waren sicherlich die 1980er<br />
Jahre, in <strong>den</strong>en unser Studio „Red<br />
Rooster“ in Tutzing entstan<strong>den</strong> ist,<br />
benannt nach dem Titel der Stones<br />
„Little Red Roosters“. Zusammen<br />
mit weiteren Studios haben wir<br />
eine gewisse Autarkie erreicht. Ich<br />
habe nämlich immer gesagt: Wenn<br />
wir es schaffen, eine eigene Werkstatt<br />
zu haben, kann uns niemand<br />
<strong>den</strong> Strom abschalten. Deshalb war<br />
der Bau eigener Studios bis heute<br />
eine sehr gute Entscheidung. Hinzu<br />
kam, dass ich in Tutzing ein kleines,<br />
wunderbar gelegenes Haus am See<br />
gefun<strong>den</strong> habe. All das würde ich<br />
als großes Glück bezeichnen.<br />
Leben Sie auch lieber auf dem Land<br />
als in der Stadt?<br />
Durch Waldkraiburg und meine<br />
bäuerlich geprägte Kindheit in<br />
Rumänien habe ich von klein auf<br />
Lust aufs Landleben bekommen<br />
und immer gesagt: Mich bekommt<br />
man in die Stadt, um ein Konzert<br />
zu spielen, um zu arbeiten, aber<br />
nicht, um dort zu wohnen. Ich bin<br />
schlichtweg ein Countryboy. Ich<br />
habe auch zwei Jahre in Kanada<br />
gelebt, fernab der Zivilisation, wo<br />
ich noch intensivere Berührungen<br />
gehabt habe mit der Natur. Und<br />
obwohl ich gerne im dunklen, miefigen<br />
Keller Musik mache, will ich<br />
meine Freizeit unbedingt draußen<br />
in der Natur verbringen. Kanada<br />
war mir damals zu weit weg, weshalb<br />
wir auf Mallorca heimisch<br />
wur<strong>den</strong> und dort eine Landwirtschaft<br />
betrieben haben. Aufgrund<br />
des Klimas nicht mit Rindern, sondern<br />
mit Ziegen. Tutzing ist letztlich<br />
ein guter Kompromiss zwischen<br />
Stadt- und richtigem Landleben.<br />
Heißt: Sie bleiben unserer Region<br />
langfristig treu?<br />
In <strong>den</strong> vergangenen Jahren habe<br />
ich eine so intensive Beziehung<br />
zu dieser Gegend hier aufgebaut.<br />
Nicht nur wegen Tutzing und Gut<br />
Dietlhofen, sondern auch wegen<br />
eines alten Gasthofes in Pähl, <strong>den</strong><br />
wir gekauft haben. Dort ist alles<br />
noch so schön geerdet. Aufgrund<br />
der Vielzahl an Projekten kann ich<br />
langsam wirklich davon sprechen,<br />
hier in der Region Wurzeln geschlagen<br />
zu haben.<br />
Obwohl Ihre Freundin aus Halle<br />
kommt und dort baut?<br />
<strong>Das</strong> ist richtig. Hendrikje kommt<br />
aus Halle, wo wir nicht auf Dauer<br />
im Hotel wohnen möchten, wenn<br />
wir ihre Familie und ihre Freunde<br />
besuchen. Deshalb wird dort<br />
Zu diesem Gefüge gehört inzwischen<br />
auch ein allmorgendliches<br />
Ritual.<br />
Wenn ich zuhause in Tutzing bin,<br />
komme ich speziell im Sommer<br />
je<strong>den</strong> Morgen nach Gut Dietlhofen,<br />
um <strong>den</strong> Hühnerstall zu plündern<br />
und mir frisch gelegte Eier zu holen.<br />
Wenn ich hier, ob mit Auto<br />
oder Motorrad ankomme, ist das<br />
<strong>für</strong> mich wie eine halbe Stunde<br />
Urlaub. Ich mag diese Atmosphäre,<br />
mag, was Thomas und Carola Patheymüller<br />
aus Gut Dietlhofen machen.<br />
Und so wächst und gedeiht<br />
da gerade eine kleine Lebensgemeinschaft<br />
mit Dorfla<strong>den</strong>, Kirche,<br />
Begegnungsscheune und unserem<br />
Kinderferienhaus, die mir sehr gut<br />
gefällt. Obendrein bekomme ich<br />
auch viel positives Feedback von<br />
<strong>den</strong> Leuten aus der Umgebung,<br />
was mich ungemein freut.<br />
Und trotzdem ist nach der Jubiläumstournee<br />
2020 nicht Schluss?<br />
Nein. Musik ist und bleibt meine<br />
große Lei<strong>den</strong>schaft. Ich wüsste<br />
nicht, was ich ohne sie machen<br />
soll.<br />
Sie könnten noch häufi ger Ihre<br />
Stiftungseinrichtungen besuchen.<br />
Oder mit <strong>den</strong> Zombies Elite MC auf<br />
Motorrad-Tour gehen?<br />
(lacht) Ich will immer gerne Motorrad<br />
fahren, das ist richtig. Und<br />
ich treffe auch immer wieder mal<br />
die Mitglieder der Zombies, vor<br />
allem die aus Nürnberg. Aber ich<br />
muss zugeben, dass ich mich immer<br />
häufiger zugunsten meines<br />
Mountainbikes entscheide. <strong>Das</strong> ist<br />
gesünder und macht auch richtig<br />
viel Spaß.<br />
js<br />
juli / august <strong>2019</strong> | 13