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Altlandkreis Ausgabe Juli/August 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel

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Musikalische Früherziehung<br />

Der Grundstein einer späteren Karriere<br />

Peiting | „Kinder haben von Geburt<br />

an einen Bewegungsdrang“,<br />

sagt Martina Kölbl. „Tanzen und<br />

klatschen gehören gewissermaßen<br />

zur Grundausstattung.“ Und<br />

genau deshalb sei musikalische<br />

Früherziehung auch <strong>für</strong> jedes Kind<br />

geeignet. Seit über 15 Jahren ist<br />

Martina Kölbl mittlerweile in der<br />

musikalischen Erziehung von Kindern<br />

tätig. Viele Jahre war sie beim<br />

Schongauer Musikinstitut Kirstein,<br />

wo es auch heute noch ein umfangreiches<br />

musikalisches Ausbildungsangebot<br />

gibt. Kölbl bietet<br />

musikalische Früherziehung heute<br />

einmal wöchentlich <strong>für</strong> Kinder der<br />

Peitinger St. Michael-Kindertagesstätte<br />

an, in der sie zudem als Erzieherin<br />

tätig ist, zusätzlich einmal<br />

die Woche <strong>für</strong> externe Kinder. Musikalische<br />

Früherziehung gibt es in<br />

der Region darüber hinaus unter<br />

anderem in der Musikschule <strong>Pfaffenwinkel</strong><br />

und ist vereinzelt in <strong>den</strong><br />

Alltag verschie<strong>den</strong>er Kindergärten<br />

integriert.<br />

Elementare<br />

Musikpädagogoik<br />

Generell muss bei musikalischer<br />

Erziehung <strong>für</strong> Kinder zwischen<br />

elementarer Musikpädagogik und<br />

musikalischer Grundausbildung<br />

unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Elementare<br />

Musikpädagogik ist dabei im<br />

vorschulischen Bereich angesiedelt.<br />

Neben der Möglichkeit von<br />

Baby- sowie Eltern-Kind-Gruppen<br />

gibt es hier die klassische musikalische<br />

Früherziehung. Babygruppen<br />

beginnen dabei häufig<br />

bereits mit neun Monaten, en<strong>den</strong><br />

mit anderthalb oder zwei Jahren,<br />

wobei insbesondere das Verhältnis<br />

zur Bezugsperson im Vordergrund<br />

steht. Intensiver Körperkontakt<br />

wird durch einen Rhythmus, Bewegungen<br />

oder das Singen – zumeist<br />

– der Mutter noch verstärkt.<br />

Die Eltern-Kind-Gruppen richten<br />

sich schließlich an Kinder von rund<br />

zwei bis dreieinhalb, vier Jahren.<br />

Musikalische Früherziehung findet<br />

im Alter von vier bis sechs Jahren<br />

statt, es ist das erste Mal, dass Kinder<br />

alleine in <strong>den</strong> Musikunterricht<br />

kommen. Die musikalische Grundausbildung<br />

beginnt mit dem Eintritt<br />

in die Grundschule und ist in<br />

<strong>den</strong> Jahrgangsstufen der ersten bis<br />

vierten Klasse angesiedelt.<br />

„Meist wer<strong>den</strong> solche Kinder angemeldet,<br />

die Zuhause gerne singen,<br />

tanzen oder einfach Musik hören“,<br />

erklärt Martina Kölbl. Sicherlich ist<br />

es auch einem Fördergedanken<br />

Immer mit Spaß dabei: Martina Kölbl und einige ihrer „Schüler“.<br />

in möglichst unterschiedlichen<br />

Bereichen geschuldet, der Eltern<br />

zunehmend wichtiger zu wer<strong>den</strong><br />

scheint, warum die Nachfrage in<br />

der musikalischen Früherziehung<br />

extrem hoch ist. Sobald es allerdings<br />

<strong>für</strong> Kinder in Stress mündet,<br />

sei das Angebot nicht das Richtige,<br />

das weiß auch Martina Kölbl: „<strong>Das</strong><br />

spüren die Kinder meist selbst und<br />

kommen dann auch nicht gerne.“<br />

Der weitaus höhere Prozentsatz<br />

sind allerdings Kinder, die gerne<br />

kommen und Spaß am spielerischen<br />

Begreifen von Musik haben.<br />

„Mein persönlicher Schwerpunkt<br />

ist es, die Freude an der Musik zu<br />

vermitteln“, sagt Martina Kölbl.<br />

Durch Klänge die Fantasie anregen,<br />

um dann zu einer bestimmten<br />

Musik eine Geschichte zu malen,<br />

steht beispielsweise auf dem<br />

Stun<strong>den</strong>plan musikalischer Früherziehung.<br />

„Kinder können das<br />

sehr gut“, berichtet Martina Kölbl.<br />

Mit verschie<strong>den</strong>sten Instrumenten<br />

eine bestimmte Stimmung auszudrücken<br />

oder ein persönliches<br />

Empfin<strong>den</strong> damit zu assoziieren,<br />

sind ebenso Bausteine des Unterrichts.<br />

Musikalische Früherziehung<br />

ist also weitaus mehr als das Erlernen<br />

von Noten, wobei auch das<br />

durchaus Teil einer Stunde sein<br />

kann – was allerdings ebenso<br />

spielerisch vermittelt wird. Neben<br />

motorischen Zielen, verfolgen Musiklehrer<br />

wie Martina Kölbl auch<br />

psychologische und soziale Ziele,<br />

leiten etwa gruppendynamische<br />

Prozesse ein. So trauen sich anfangs<br />

nur die wenigsten Kinder<br />

vor der Gruppe zu singen, zu trommeln<br />

oder ein Bild zu beschreiben.<br />

Erst mit der Zeit, wenn sie sich<br />

mehr und mehr wohlfühlen, tauen<br />

sie auf. „Wenn die Kinder fähig<br />

sind, Freude durch die Musik zu<br />

spüren, wird sie das durchs Leben<br />

tragen“, sagt Martina Köbl, die gerade<br />

deshalb die ganze Bandbreite<br />

der Musik vermitteln will. Was<br />

bestenfalls darin mündet, dass die<br />

Kinder von selbst Lust bekommen,<br />

ein Instrument zu erlernen.<br />

Ein musikalisches Ausnahmetalent<br />

müsse man <strong>für</strong> die Früherziehung<br />

in keinem Fall sein. Ganz im Gegenteil:<br />

„Ich würde in diesem<br />

Bereich niemals ein Talent voraussetzen“,<br />

so Martina Kölbl. Vielmehr<br />

kristallisieren sich Talente<br />

erst während der Stun<strong>den</strong> heraus,<br />

meistens jene Kinder, die es gerne<br />

machen und mit großem Eifer dabei<br />

sind. <strong>Das</strong> spiegelt sich häufig<br />

bei <strong>den</strong> kleinen „Hausaufgaben“<br />

wider, die Kölbl <strong>den</strong> Kindern über<br />

die Woche mitgibt. <strong>Das</strong> kann vom<br />

Malen eines Bildes über das Wiederholen<br />

eines Liedes mit Mama<br />

oder Papa sein. „Da merkt man<br />

gleich, wer es genau können will.“<br />

<strong>Das</strong> sind dann häufig auch die<br />

Kinder, die sich später beim Üben<br />

eines Instrumentes leichter tun.<br />

Wie Martina Kölbl, die ihre Weiterbildung<br />

zur Elementaren Musikpädagogin<br />

am Freien Musikzentrum<br />

in München genoss und im November<br />

die Ausbildung zur Musiklehrerin<br />

abschließt, die Stun<strong>den</strong><br />

gestaltet, hängt immer auch von<br />

der Gruppe ab. Von einem Kanon<br />

wurde ihr zum Beispiel stets abgeraten,<br />

bei einigen Jahrgängen<br />

sei das jedoch absolut möglich.<br />

Und wer weiß, vielleicht versteckt<br />

sich in genau diesen Gruppen der<br />

nächste Stern am Musikhimmel –<br />

nicht auszuschließen dank der<br />

vielen musikalischen Angebote im<br />

<strong>Altlandkreis</strong>.<br />

tis<br />

juli / august <strong>2019</strong> | 61

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