Berliner Kurier 25.06.2019
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14 BERLIN BERLINER KURIER, Dienstag, 25. Juni 2019 *<br />
Diagnose: BER-Syndrom<br />
Zu spät fertig, zu teuer: Die Bauprojekte des Bundestags haben<br />
dieselben Probleme wie der Pannenflughafen. Jetzt will<br />
DP-Vize Kubicki das Bauamt entmachten<br />
Streiten: Gesine Lötzsch (Linke) und<br />
Wolfgang Kubicki (FDP).<br />
Von<br />
ULRICH PAUL<br />
Berlin – Nach Verzögerungen<br />
und Kostensteigerungen bei<br />
Bauprojekten des Deutschen<br />
Bundestags will Parlamentsvizepräsident<br />
Wolfgang Kubicki<br />
(FDP) das zuständige<br />
Bundesamt für Bauwesen<br />
und Raumordnung (BBR)<br />
entmachten. Kubicki, zugleich<br />
Vorsitzender der Bauund-Raumkommission<br />
des<br />
Bundestags (BRK), schlägt<br />
vor, für anstehende Bauprojekte<br />
eine neue Gesellschaft<br />
privaten Rechts zu gründen.<br />
„Nicht nur die derzeitigen<br />
(Neu)-Bauvorhaben für den<br />
Bundestag, sondern auch die<br />
zahlreichen Erneuerungsbaumaßnahmen<br />
an und in den Bestandsgebäuden<br />
weisen inzwischen<br />
massive Überschreitungen<br />
des Zeit-und-Kostenrahmens<br />
auf“, beklagt Kubicki in<br />
einem Brief an die Fraktionschefs<br />
aller Bundestagsparteien.<br />
Sämtliche acht Neubau- und<br />
Sanierungsprojekte, die der<br />
Bundestag dem BBR in den<br />
Jahren 2003, 2007 und 2010<br />
übertragen habe, überschritten<br />
den Terminrahmen um mehrere<br />
Jahre –mitunter belaufe sich<br />
die Überschreitung sogar auf<br />
„ein Mehrfaches der ursprünglich<br />
geplanten Projektdauer“.<br />
Etwa beim Erweiterungsbau<br />
des Marie-Elisabeth-Lüders-<br />
Hauses an der Luisenstraße<br />
und beim geplanten Neubau<br />
des Elisabeth-Selbert-Hauses<br />
Unter den Linden 62–68. Um<br />
den Projektstau zu bewältigen,<br />
komme aus Sicht der Bau-und-<br />
Raumkommission „nur eine<br />
Gesellschaft in Form einer<br />
Foto: Friedel, kleyer.koblitz.letzel.freivogel, markus schietsch architekten,<br />
Geplanter Neubau des<br />
Besucher-und-Informationszentrums<br />
des<br />
Bundestags.<br />
Dauerbaustelle: der Anbau<br />
des Marie-Elisabeth-Lüders-<br />
Hauses (rechts).<br />
GmbH“ in Betracht, wie sie<br />
1993 mit der Bundesbaugesellschaft<br />
Berlin (BBB) für den<br />
Umzug von Parlament und Regierung<br />
gegründet worden war.<br />
Übertragen werden könnten<br />
der GmbH neben den Bauten<br />
für den Bundestag auch der Erweiterungsbau<br />
für das Bundeskanzleramt.<br />
Doch Kubicki<br />
stößt mit seinen Plänen auf Protest.<br />
„Der Vorschlag von Bundestagsvizepräsident<br />
Kubicki<br />
ist offensichtlich in der FDP-<br />
Parteizentrale geschrieben<br />
worden“, sagt die <strong>Berliner</strong> Bundestagsabgeordnete<br />
Gesine<br />
Lötzsch (Linke). „Die untaugliche<br />
Zauberformel der FDP ist<br />
immer die Privatisierung von<br />
öffentlichen Einrichtungen<br />
und Aufgaben, koste es was es<br />
Geplanter Neubau des<br />
Bundestags Unter den<br />
Linden 62–68(Elisabeth-<br />
Selbert-Haus)<br />
wolle.“ Natürlich seien die Verzögerungen<br />
bei Baumaßnahmen<br />
des Bundestages sehr ärgerlich<br />
und teuer, doch bekanntlich<br />
stinke der Fisch immer<br />
vom Kopf her, so Lötzsch.<br />
„Bundesinnenminister Seehofer<br />
(CSU) hat eine ganze Schar<br />
von Staatssekretären, die offensichtlich<br />
alle nicht in der Lage<br />
sind, eine Behörde ordentlich<br />
zu leiten.“ Das Bundesamt für<br />
Bauwesen und Raumordnung<br />
weist die Darstellung zu den<br />
Terminüberschreitungen zurück.<br />
Die Angaben bei sechs<br />
von acht Projekten in der Anlage<br />
zum Kubicki-Brief stimmten<br />
nicht mit den Daten der Haushaltsunterlagen<br />
überein. Die<br />
Gründe für die Verzögerungen<br />
würden verkürzt dargestellt.<br />
Taxi-Räuber vorGericht<br />
Bekommt er jetzt die Quittung?<br />
Foto: PressefotoWagner<br />
Eldin M. warals Räuber unterwegs. VorGericht versteckte er sein Gesicht.<br />
Moabit – Er versetzte Berlins<br />
Taxifahrer in Angst: Eldin M.<br />
(27) war als fieser Räuber unterwegs.<br />
Drei Monate trieb<br />
er vor allem in Friedrichshain<br />
sein Unwesen. Nun soll<br />
er in den Knast fahren ...<br />
Sechs Überfälle auf Taxifahrer<br />
gab Eldin M. vor Gericht zu.<br />
Seine Anwältin: „Er hatte keinen<br />
Job mehr und benötigte<br />
Geld.“ Um es für Drogen oder<br />
im Spielcasino zu verballern.<br />
Die Serie begann am 10. August.<br />
An einem Taxistand an<br />
der Greifswalder Straße stieg<br />
M. in ein Taxi. Kaum hatte er<br />
dem Fahrer ein Ziel angesagt,<br />
zückte er schon ein Messer,<br />
verlangte: „Gibt mir dein Geld.“<br />
Und drohte: „Wenn du zur Polizei<br />
gehst, töte ich dich.“<br />
Zwei Wochen später in der<br />
Friedenstraße. Es war 3.55 Uhr,<br />
als M. in einem Taxi saß. Doch<br />
der Gast zeigte bald sein wahres<br />
Gesicht. Die Anklage: „Er holte<br />
ein Pfefferspray aus seiner Tasche.“<br />
Er habe dem Opfer auch<br />
gedroht, dass er noch ein Messer<br />
mit sich führe. Bis November<br />
weitere Taten. Die Beute<br />
gering: Zwischen 60 Euro und<br />
350 Euro. Es waren insgesamt<br />
gerade einmal um die 1000 Euro.<br />
Seine Opfer zitterten um ihr<br />
Leben und zahlten. Die Angst<br />
blieb. Bis M. am 21. Dezember<br />
gefasst wurde.<br />
Ein gelernter Koch, der schon<br />
lange nicht mehr am Herd<br />
steht. Drogensucht habe alles<br />
zerstört. Die Verteidigerin: „Sogar<br />
die Wohnung verlor er.“<br />
Jetzt muss er mit etwa fünf Jahren<br />
Gefängnis rechnen.<br />
Fortsetzung: 4. Juli. KE.