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Berliner Zeitung 17.07.2019

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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 163 · M ittwoch, 17. Juli 2019<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

17.4.19<br />

17.4.19<br />

MÄRKTE<br />

▲ 12430,97 (+0,35 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

17.4.19<br />

Stand der Daten: 16.07.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

16.7.19<br />

▼ 64,90 (–1,95 %)<br />

16.7.19<br />

▼ 1,1223 (–0,41 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom16.07.zum Vortag<br />

16.7.19<br />

DeutscheBank NA 7,18 +4,33 WWWWWWWWWWW<br />

Lufthansa vNA 15,26 +2,62 WWWWWWW<br />

Commerzbank 6,64 +2,58 WWWWWWW<br />

MorphoSys 94,95 +2,43 WWWWWWW<br />

Carl Zeiss Meditec 95,30 +1,82 WWWWW<br />

Siltronic NA 63,52 +1,79 WWWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 16.07. zumVortag<br />

Nemetschek 53,70 WWWWWWWW –3,24<br />

Dt. EuroShop NA 25,00 WWWWWW –2,04<br />

LEG Immobilien 103,60 WWWWWW –2,03<br />

Wirecard 146,95 WWWWW –1,80<br />

TAGImmobilien 20,84 WWWW –1,51<br />

Aroundtown 7,39 WWWW –1,47<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 16.07. ±% z. 15.07.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +0,55<br />

3549/2909 3521,36<br />

CAC 40(FR) +0,65<br />

5630/4556 5614,38<br />

S&P UK(UK) +0,62<br />

1569/1323 1531,77<br />

RTS (RU) – 0,32<br />

1414/1033 1382,09<br />

IBEX (ES) +0,57<br />

9924/8286 9377,10<br />

Dow Jones (US) +0,01<br />

27399/21713 27363,13<br />

Bovespa (BR) +0,40<br />

106650/74275104219,40<br />

Nikkei (JP) – 0,69<br />

24448/18949 21535,25<br />

Hang Seng (HK) +0,15<br />

30280/24541 28587,66<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,66<br />

1643/1350 1639,93<br />

Ratenkredite 10.000 Euro<br />

Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />

Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />

Deutsche Skatbank<br />

skatbank.de 2,89 2,89 2,89<br />

PSD Bank Nürnberg<br />

psd-nuernberg.de 2,93 2,93 2,93<br />

EthikBank<br />

ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />

DKB Deutsche Kreditbank<br />

dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />

SWK Bank<br />

couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />

Targobank<br />

targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 3,74 4,98 4,74<br />

Postbank<br />

postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />

ING<br />

ing.de 3,99 3,99 3,99<br />

PSD Berlin-Brandenburg<br />

psd-bb.de 3,49 3,69 3,69<br />

ABK Allgemeine Beamten Bank<br />

030/28535200 4,49 4,49 3,39<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />

BBBank<br />

030 202480 5,82 5,61 5,40<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />

Mittelwert von 70 Banken 4,21 4,28 4,36<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Der Bayer-Konzernhat weiterhinvielÄrger mitseiner teuer erworbenenTochterMonsanto.<br />

US-Richter: Monsanto verdient Strafe<br />

Bei einer der vielen Glyphosat-Klagen wegenKrebsrisiken fälltdas Urteil aber nun milder aus<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Von Marina Kormbaki<br />

Die Ärztegewerkschaft Marburger<br />

Bund warnt vor den Folgen des<br />

Antibiotikaeinsatzes in der Fleischproduktion<br />

für die menschliche Gesundheit.<br />

„Der massive Einsatz von<br />

Reserveantibiotika in der GeflügelmastmachtunsÄrztengroßeSorgen.<br />

Wir brauchen diese Arzneimittel für<br />

die Therapie schwerer Infektionen,<br />

die mit konventionellen Substanzen<br />

nicht mehr behandelt werden können“,<br />

sagte Rudolf Henke,Vorsitzender<br />

des Marburger Bundes, dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland<br />

(RND).<br />

Henke wies darauf hin, dass durch<br />

den Gebrauch hochwirksamer Antibiotika<br />

in Ställen die Heilungschancen<br />

vonPatientenverringertwürden.<br />

Wertverlust: Bayerhatte<br />

Monsantovor einem<br />

Jahr für 63 Milliarden<br />

Dollarerworben.Durch<br />

die Glyphosat-Klagen<br />

haben Bayer-Aktien gut<br />

ein Drittel an Wert verloren.<br />

Das entspricht<br />

Einbußen von28Milliarden<br />

Euround liegt weit<br />

über den erwarteten<br />

Kosten für außergerichtliche<br />

Vergleiche.<br />

Eine geringere Strafe, aber<br />

weiter viel Ärger für Bayer.<br />

So lässt sich die Entscheidung<br />

eines Bezirksgerichts<br />

in San Francisco in Sachen Krebsgefahren<br />

durch Glyphosat zusammenfassen.<br />

Der Leverkusener Konzern<br />

soll nach der Entscheidung vonRichter<br />

Vince Chhabria noch 25,3 Millionen<br />

Dollar (rund 22 Millionen Euro)<br />

Schadensersatz an Edwin Hardeman<br />

zahlen. Er hatte viele Jahre das Produkt<br />

Roundup mit dem Wirkstoff<br />

Glyphosat benutzt, um Unkraut auf<br />

seinem Grundstück zu bekämpfen.<br />

Der Mann ist an Lymphdrüsenkrebs<br />

erkrankt. Bayer begrüßte das Urteil,<br />

kündigte aber an, gegen die Entscheidung<br />

Widerspruch einzulegen.<br />

DieAngelegenheitkämedannvorein<br />

Berufungsgericht.<br />

Ursprünglich war die Bayer-Tochter<br />

Monsanto im Märzvon Geschworenen<br />

sogar zur Zahlung von rund<br />

80 Millionen Dollar verurteilt worden.<br />

Wobei sich die Gesamtsumme<br />

aus 5Millionen Dollar reinem Schadenersatz<br />

und 75 Millionen Dollar<br />

Strafschadenersatz zusammensetzte.<br />

Letzteres gibt es im deutschen<br />

Recht nicht. In den USA wird Strafschadenersatz<br />

als abschreckende<br />

Zusatzsanktion verhängt, wenn das<br />

Gericht der Ansicht ist, dass es sich<br />

um ein besonders schweres Vergehen<br />

handelt. Chhabria schreibt in<br />

seiner Begründung, der Strafschadenersatz<br />

liege im Verhältnis zum regulären<br />

Schadenersatz zu hoch. Verfassungsrechtlich<br />

sei maximal das<br />

Neunfache erlaubt. Mit den 75 Millionen<br />

lag der Faktor bei 15. DerRichter<br />

hat ihn jetzt auf etwa das Fünffache<br />

reduziert.<br />

Ein Bayer-Sprecher betonte, die<br />

Entscheidung sei zwar „ein Schritt in<br />

die richtige Richtung“. Aber der<br />

Schuldspruch entspreche nicht der<br />

Beweislage. Deshalb wollen die Leverkusener<br />

nun die nächsthöhere<br />

Instanz anrufen. Der deutsche Konzern<br />

vertritt den Standpunkt, dass<br />

Glyphosat bei richtiger Anwendung<br />

keinerlei Krebserkrankungen hervorruft.<br />

Die Manager berufen sich<br />

dabei auf mehrerewissenschaftliche<br />

Ärzte besorgt über Antibiotika in Ställen<br />

MarburgerBund sieht die Heilungschancen vonPatienten bedroht<br />

„Wenn mehr und mehr Bakterien<br />

selbst gegen Reserveantibiotika wie<br />

Colistin Resistenzen entwickeln, ist<br />

das Spektrum der therapeutischen<br />

Möglichkeiten in vielen Fällen weitgehend<br />

aufgebraucht.“<br />

Es ergebe keinen Sinn, Reserveantibiotika<br />

aus der Humanmedizin<br />

in der Tiermast, insbesondereinder<br />

Geflügelmast, immer wirkungsloser<br />

werden zu lassen. DiePolitik seihier<br />

gefragt: „Wenn es keinen freiwilligen<br />

Verzicht gibt, muss man den Verbrauch<br />

verbieten oder zumindest auf<br />

klar umgrenzte Einzelfälle gesetzlich<br />

einschränken“, forderte Henke.„Resistente<br />

Bakterien, die in der Tiermast<br />

entstehen, treffen früher oder<br />

später auch uns Menschen. Deshalb<br />

muss die Politik jetzt handeln“, so der<br />

Ärztefunktionär.<br />

AKTIE UNTERBEWERTET?<br />

Kosten: MichaelLeacock<br />

vomInvestmenthaus<br />

Mainfirst schätztdie<br />

Kosten für außergerichtliche<br />

Vergleicheauf<br />

maximal 10 Milliarden<br />

Dollar. Holly Froum vom<br />

FinanzdienstBloombergkalkuliertmit<br />

maximal<br />

7Milliarden. Diese<br />

Relationen legen nahe,<br />

dassdie Bayer-Aktie<br />

unterbewertet ist.<br />

Investor: Derberüchtigte<br />

US-Investor Paul Singer<br />

istbei Bayermit 1,1Milliarden<br />

Euroeingestiegen,<br />

weil er die Aktie offenbar<br />

für unterbewertethält.<br />

Es kursiertdie<br />

Vermutung, dassSinger<br />

bald Druckauf den Vorstand<br />

machen könnte,<br />

um Einigungen bei den<br />

Glyphosat-Klagen zu<br />

erreichen.<br />

Studien. Unter anderem vertritt auch<br />

die US-Umweltbehörde EPA diese<br />

Position. Kläger und deren Anwälte<br />

verweisen hingegen auf die Krebsforschungsagentur<br />

der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO), die Glyphosat<br />

schon 2015 als „wahrscheinlich<br />

krebserregend“ eingestuft hatte.<br />

Chhabria macht indes in seiner<br />

schriftlichen Begründung darauf<br />

aufmerksam, dass Monsanto aufgrund<br />

der in der Hauptverhandlung<br />

vorgelegten Beweise eine Bestrafung<br />

verdiene. Der Richter teilt die<br />

Schlussfolgerung der Geschworenen,<br />

für die erwiesen ist, dass das<br />

Unternehmen mehr auf das Herunterspielen<br />

der gesundheitlichen<br />

Bundesweit ist der Einsatz von<br />

Antibiotika in der gesamten Tiermast<br />

seit 2014 um rund 30 Prozent zurückgegangen.<br />

Im selben Zeitraum stieg<br />

jedoch der Einsatz von Reserveantibiotika<br />

in der Geflügelmast. Hier liegt<br />

er bei 40 Prozent. „Das ist nicht hinnehmbar,<br />

da müssen wir runter“,<br />

hatte Bundeslandwirtschaftsministerin<br />

Julia Klöckner (CDU) jüngst<br />

dem RND gesagt. Diese Mittel sind<br />

eigentlich nur für Notfälle vorgesehen.<br />

Für den heutigen Mittwoch hat<br />

Klöckner gemeinsam mit ihrem Kabinettskollegen<br />

Jens Spahn (CDU)<br />

Vertreter der Geflügelwirtschaft zu<br />

einem Gespräch einbestellt. „Wir<br />

wollen klären“, so Klöckner, „worin<br />

der breite Einsatz dieser Mittel begründet<br />

ist. Undwowir bei der Hal-<br />

FOTO: MARKUS SCHREIBER/AP<br />

Risiken bedacht gewesen sei als auf<br />

eine Aufklärung der Kunden.<br />

Der Fall Hardeman ist einer von<br />

drei, in denen es erste Urteile gibt.<br />

AuchbeieinerweiterenKlagewardas<br />

Strafmaß deutlich reduziertworden.<br />

Im dritten Fall hat ein an Krebs erkranktes<br />

Ehepaar in der ersten Instanz<br />

eine Entschädigung von umgerechnet<br />

fast 1,8 Milliarden Euro zugesprochen<br />

bekommen. Auch hiergegen<br />

ist Bayer indie Berufung gegangen.<br />

Insgesamt sind in den USA rund<br />

13400 Klagen anhängig. Allein bei<br />

Chhabria sind mehrerehundertVerfahren<br />

zusammengekommen. Der<br />

Richter hat das Abarbeiten weiterer<br />

Schriftsätze zunächst einmal ausgesetzt.<br />

Er forderte Bayer auf, sich mit<br />

den Klägernaußergerichtlich zu einigen.<br />

Solche Vergleiche sind in den<br />

Vereinigten Staaten bei Schadenersatzfällen<br />

üblich.<br />

Michael Leacock vom Investmenthaus<br />

Mainfirst macht darauf<br />

aufmerksam, dass es Bayer bislang<br />

nicht gelungen sei, die Ungefährlichkeit<br />

von Glyphosat nachzuweisen.<br />

Geschworene werteten dies im Umkehrschluss<br />

als Beweise dafür, dass<br />

von dem Unkrautvernichter Gefahrenfür<br />

die Gesundheit ausgingen.<br />

Derweil erwarten einige Analysten,<br />

dass der Leverkusener Konzern<br />

in die Verhandlungen für einen<br />

außergerichtlichen Deal solange<br />

nicht ernsthaft einsteigen will, bis ein<br />

Urteil eines Berufungsgerichts vorliegt.<br />

Bis essoweit ist, kann es noch<br />

viele Monate dauern.<br />

tungsdichte,der Hygiene und bei der<br />

Zulassung einzelner Mittel nachsteuernmüssen.“<br />

Die Grünen fordern eine Abkehr<br />

von der jetzigen Fleischproduktion.<br />

„Wir müssen weg von einer Tierhaltung,<br />

die Tiere systematisch krank<br />

macht, dass sie nur vollgepumpt<br />

durch Medikamente bis zur Schlachtung<br />

überleben, und voneiner Hochleistungszucht,<br />

die Tiere anfällig für<br />

Krankheiten macht“, sagte Fraktionschef<br />

Anton Hofreiter dem RedaktionsNetzwerkDeutschland.<br />

Alle<br />

Masttiere benötigten mehr Platz,<br />

Auslauf, Einstreu und Beschäftigung.<br />

„Wir erwarten von den Ministern<br />

Spahn und Klöckner, dass sie sich<br />

nicht nur über das Thema informieren,sondernauchGesetzevorlegen“,<br />

betonteHofreiter.<br />

Der<br />

letzte<br />

Ruhrbaron<br />

Werner Müller ist im Alter<br />

von 73 Jahren gestorben<br />

Von Rolf Schraa und Claus Haffert<br />

Werner Müller konnte auf vielen<br />

Klaviaturen spielen –der des<br />

Politikers, des Managers und vor allem<br />

auf der echten, der des Musikinstruments.<br />

Denn Müller hatte an<br />

der Musikhochschule Klavier studiert.<br />

Es habe ihn deutlich mehr erfüllt<br />

als die parallel belegte Volkswirtschaftslehre,<br />

berichten Wegbegleiter.<br />

Dennoch machte er Karriereals Manager,<br />

wurde Wirtschaftsminister<br />

und organisierte den Ausstieg aus<br />

dem Steinkohlebergbau.<br />

In der Nacht zu Dienstag ist Werner<br />

Müller im Alter von73Jahren an<br />

den Folgen einer Krebserkrankung<br />

gestorben. Er hinterlässt seine Frau<br />

und zwei erwachsene Kinder.<br />

Müller wurde gern als der letzte<br />

große Ruhrbaron traditioneller Prägung<br />

beschrieben. In der Energiebranche<br />

machte dem promovierten<br />

Sprachwissenschaftler niemand so<br />

schnell etwas vor. Er arbeitete für<br />

RWE und den Konkurrenten Veba,<br />

eine der Vorgängerinnen des heutigen<br />

Eon-Konzerns. Kernkraft und<br />

Kohle waren seine Themen.<br />

1998 holte ihn der frisch gewählte<br />

Bundeskanzler GerhardSchröder als<br />

Wirtschaftsminister ins Kabinett.<br />

Schröder habe ihn überraschend zu<br />

Hause angerufen und eilig nach<br />

Bonn bestellt, erzählte Müller einmal.<br />

Aufder Autobahn habe er dann<br />

aus dem Radio den Grund der überstürzten<br />

Fahrt erfahren: Der eigentlich<br />

vorgesehene Quereinsteiger Jost<br />

Stollmann war abgesprungen. Für<br />

die rot-grüne Bundesregierung verhandelte<br />

der parteilose Müller den<br />

ersten Anlauf zum Kohleausstieg.<br />

Intellektuell undtraditionsbewusst<br />

Seine wichtigste Lebensleistung<br />

bleibt, über die Stiftungslösung<br />

einen Ausstieg aus der Kohle ohne<br />

Massenproteste und dramatische<br />

Kündigungswellen organisiertzuhaben.<br />

Müller, der seit 2003 Chef der<br />

RAG(früher Ruhrkohle AG)war,spaltete<br />

Nicht-Kohleunternehmen und<br />

formte aus der Chemiesparte den<br />

Evonik-Konzern. Aus den Einnahmen<br />

und Zinseinkünften sammelt<br />

die RAG-Stiftung Geld für die dauerhaften<br />

Lasten des Bergbaus.<br />

Bei aller Tatkraft passte Müller<br />

nicht in das Klischee der harten Malocherbranche<br />

Steinkohle. Bei der<br />

Arbeit hörteergernklassische Musik,<br />

am liebsten Bach. Müller sprach leise<br />

undwägteseineWortegenau–einintellektueller<br />

und traditionsbewusster<br />

Querdenker im korrekten Dreiteiler,<br />

der selbst ungern Handys nutzte<br />

und DuzenimBüroablehnte.<br />

An der Spitze der Stiftung wollte<br />

Müller noch lange die Kultur im<br />

Ruhrgebiet fördern. Doch schon Ende<br />

Februar vergangenen Jahres<br />

zwangihndieErkrankung,denRücktritt<br />

vom Stiftungs- und Evonik-Aufsichtsratsvorsitz<br />

anzukündigen.<br />

Im April2018 erhielt Müller in der<br />

Düsseldorfer Staatskanzlei einen der<br />

höchsten Orden des Landes, der auf<br />

2500 lebende Ordensträger begrenzt<br />

ist. „Ich bin etwas heftiger erkrankt“,<br />

sagte er, wie immer mit leiser Stimme.<br />

„Ich hoffe, dass ich ihn (den Orden)<br />

einige Zeit tragen kann. Aufder<br />

anderen Seite weiß ich aber auch,<br />

dass ich den Platz in absehbarer Zeit<br />

wieder frei machen kann für andere<br />

Ordensträger.“<br />

Werner Müller<br />

FOTO: TSCHAUNER/DPA

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