Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aus vergangenen Tagen<br />
Vom Sachsenkönig, der vor 165 Jahren starb<br />
Erinnerung an Friedrich August II.<br />
Am Freitag dieser Woche jährt sich der Todestag des sächsischen<br />
Königs Friedrich August II. zum 165 Mal. Seinen Tod fand er bekanntlich<br />
am 9. August 1854 bei einem Kutschenunfall in der<br />
Nähe des heutigen Imster Bahnhofs, wo an der Unglücksstelle die<br />
darauffolgend errichtete sogenannte Königskapelle an ihn erinnert.<br />
Die neugotische, in Sichtsteinmauerwerk erbaute Kapelle ist<br />
aber nicht nur Gedächtnisstätte für den Sachsenkönig, sondern<br />
seit 1960 auch Grablege der Albertinischen Linie des ehemals königlich<br />
sächsischen Hauses der Wettiner.<br />
Von Ewald Krismer<br />
Der beim Volk beliebt gewesene<br />
Friedrich August wurde nach dem<br />
Tod seines Onkels Anton „der Gütige“<br />
1836 dritter König von Sachsen, nachdem<br />
er schon als Prinz ab 1830 Mitregent<br />
an dessen Seite gewesen war.<br />
Obwohl er einige zukunftsweisende<br />
Gesetze erließ, sollen sowohl seine politischen<br />
als auch militärischen Ambitionen<br />
eher mäßig ausgeprägt gewesen<br />
sein. Viele Entscheidungen soll er seinen<br />
Ministern überlassen haben.<br />
DIE WISSENSCHAFT WAR<br />
SEINE PASSION. Vielmehr galt<br />
Friedrich Augusts Interesse der Wissenschaft,<br />
im Besonderen der Botanik<br />
der Mineralogie und der Geologie.<br />
Das war auch der Grund, weswegen er<br />
immer wieder die Alpenländer bereiste.<br />
Dort ging er nicht nur seiner Passion<br />
nach, sondern fand in der freien<br />
Natur der Alpen stets Entspannung<br />
und Erleichterung von seinen immer<br />
stärker werdenden depressiven Zuständen,<br />
die ihn mit zunehmendem Alter<br />
quälten. Besonders Tirol hatte es ihm<br />
angetan, wo er seinem botanischen<br />
Hobby nachging und Gebirgspflanzen<br />
sammelte.<br />
DER TOD DES KÖNIGS.<br />
Schließlich führte ihn sein Forschungsdrang<br />
1854 wieder nach Tirol. Friedrich<br />
August ahnte wohl nicht, dass es<br />
seine letzte Reise werden würde. Abermals<br />
nahm er Quartier im damaligen<br />
Mayrischen Gasthof (heute Hotel<br />
Gasthof Neuner) in Brennbichl. Zum<br />
Verhängnis wurde Friedrich August<br />
schließlich eine am 9. August 1854 beabsichtigte<br />
Kutschenfahrt ins Pitztal,<br />
die aber kurz hinter Imst ihr abruptes<br />
Ende fand. Zwischen dem besagten<br />
Gasthaus und der Brücke über den Inn<br />
kam es zum folgenschweren Unglück,<br />
bei dem seine Kutsche außer Kontrolle<br />
geriet, umkippte, der Monarch aus<br />
dem Gefährt geschleudert wurde und<br />
hinter einem der scheuenden Pferde<br />
Das „Gasthaus des Rudolf Mayr“– dort<br />
wo Friedrich August II. König von Sachsen<br />
die Nacht vor dem Unfall verbrachte<br />
und wohin er danach, lebensgefährlich<br />
verletzt, zurückgebracht wurde und<br />
schließlich seinen Verletzungen erlag.<br />
zu liegen kam, welches ihm schließlich<br />
einen Huftritt gegen den Kopf<br />
versetzte. Lebensgefährlich verwundet<br />
brachte man den Monarchen zurück<br />
in den Mayrischen Gasthof, wo er,<br />
ohne das Bewusstsein wiedererlangt<br />
zu haben, schließlich verstarb, nachdem<br />
er von Pfarrer Stephan Krismer –<br />
im Volksmund „Karrer Stöffele“ – die<br />
Sterbesakramente gespendet bekommen<br />
hat.<br />
Das Sächsische Königspaar: Friedrich<br />
August II. König von Sachsen und seine<br />
zweite Frau Maria Anna Prinzessin von<br />
Bayern und Königin von Sachsen.<br />
Die sich seit 1960 an der Rückseite der Königskapelle befindende Familiengruft der<br />
Wettiner mit Platz für zehn Särge. Bisher darin beigesetzt sind Friedrich Christian<br />
Markgraf von Meißen Herzog zu Sachsen (†1968), seine Gattin Elisabeth Helene<br />
Markgräfin von Meißen Prinzessin von Thurn und Taxis (†1973) und ihre beiden<br />
Kinder Maria Emanuel Markgraf von Meißen Herzog zu Sachsen (†2012) und Maria<br />
Josefa Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen (†2018). <br />
Foto: Krismer<br />
DIE NÄHE ZUM HAUSE<br />
HABSBURG. Bestattet wurde der<br />
Sachsenkönig am 16. August in der<br />
katholischen Hofkirche in Dresden,<br />
wohin er überführt wurde, nachdem<br />
er bis zum 13. August im besagten<br />
Gasthof in Brennbichl aufgebahrt war.<br />
An der Unglücksstelle erinnert heute<br />
noch die von Joseph Rokita entworfene,<br />
im neugotischen Stil erbaute<br />
Königskapelle an Friedrich August<br />
II.. Diese Gedenkstätte entstand auf<br />
Veranlassung seiner, aus dem Hause<br />
Wittelsbach stammenden, Witwe Maria<br />
Anna von Bayern und wurde am<br />
8. August 1855 wiederum von Pfarrer<br />
Stephan Krismer, im Rahmen der<br />
Seelenmesse zum ersten Todestag des<br />
Königs, eingeweiht. Später soll auch<br />
der Großneffe der Königswitwe, Bayernkönig<br />
Ludwig II., oftmals – wenn<br />
er sich wieder einmal in Fernstein aufhielt<br />
– zur Königskapelle gekommen<br />
sein, um seinem Amtsbruder im Gebet<br />
zu gedenken. Eine Seelenmesse<br />
zum 165. Todestag des Königs gibt es<br />
Die Seelenmesse und Einweihung der<br />
Königskapelle am 8. August 1855 zeigt<br />
das Bild von Andreas Ziegler aus demselben<br />
Jahr. Der Weg verlief damals so,<br />
wie auf der Abbildung dargestellt. <br />
übrigens am Freitag, dem 9. August,<br />
um 11 Uhr in der Imster Pfarrkirche<br />
– und auch für Friedrich Christian,<br />
der am selben Tag 1968 verschied.<br />
Königswitwe Maria Anna war die<br />
Zwillingsschwester von Erzherzogin<br />
Sophie, der Mutter Kaiser Franz Josefs<br />
und auch Schwester von Ludowika,<br />
der Mutter Kaiserin Elisabeths und<br />
somit eine Tante des österreichischen<br />
Kaiserpaares.<br />
Das Sterbebett mit dem mit Blut verschmierten Kopfkissen, in dem der Sachsenkönig<br />
verstarb, nachdem er von Pfarrer Stephan Krismer die Sterbesakramente<br />
empfangen hatte. <br />
Repros: Krismer<br />
RUNDSCHAU Seite 30 7./8. August 2019<br />
Foto: Archiv Museum im Ballhaus