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Berliner Kurier 09.08.2019

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30 PANORAMA BERLINER KURIER, Freitag, 9. August 2019*<br />

Der Mord,<br />

den<br />

Amerika<br />

nie<br />

vergisst<br />

Vor50Jahren ließ Sekten-Guru<br />

Charles Manson Hollywood-Star<br />

Sharon Tate und weitereacht<br />

Menschen bestialisch ermorden<br />

Sharon Tate<br />

und Roman<br />

Polanski –als<br />

sie getötet<br />

wurde, warsie<br />

im 8. Monat<br />

schwanger.<br />

Fotos: dpa, AP<br />

Los Angeles – Der schmale<br />

Cielo Drive schlängelt sich steil<br />

durch die Hügel über dem Luxusviertel<br />

Beverly Hills. Die<br />

Villengegend mit Palmen und<br />

Schluchten bietet einen grandiosen<br />

Ausblick über Los Angeles.<br />

10050 Cielo Drive zählt<br />

aber auch zu den berüchtigtsten<br />

Adressen der Filmmetropole:<br />

In der Nacht zum 9. August<br />

1969 wurden hier die hochschwangere<br />

Schauspielerin<br />

Sharon Tate, drei Freunde der<br />

Ehefrau von Regisseur Roman<br />

Polanski sowie ein Student von<br />

Mitgliedern der „Manson Family“<br />

brutal ermordet.<br />

„Hier stellten sie ihren 1959er<br />

Ford ab, liefen die steile Straße<br />

hoch und schnitten die Telefonleitungen<br />

durch“, erzählt<br />

der Tour-Veranstalter Scott<br />

Michaels am Steuer seines<br />

Kleinbusses auf der „Helter<br />

Skelter“-Tour. Fast vier Stunden<br />

dauert die Fahrt zu den<br />

Tatorten einer der schlimmsten<br />

Mordserien in den USA, auf<br />

den Spuren des Sektenführers<br />

Charles Manson und seiner<br />

jungen Anhänger, die vor 50<br />

Jahren Angst verbreiteten. „Die<br />

Vorstellung, dass Manson junge<br />

Leute derart manipulieren<br />

und zum Töten anstiften konnte,<br />

ist so tragisch und traurig“,<br />

meint Deborah Stauder. Sie habe<br />

einmal die Schauplätze des<br />

Grauens mit eigenen Augen sehen<br />

wollen, so die 51-Jährige.<br />

Das hübsche Model Tate<br />

stand am Anfang der Karriere.<br />

Die 26-Jährige mit den langen<br />

blonden Haaren hatte in Filmen<br />

wie „Die schwarze 13“ und<br />

„Die nackten Tatsachen“ mitgespielt,<br />

als Roman Polanski sie<br />

für die Gruselkomödie „Tanz<br />

der Vampire“ vor die Kamera<br />

holte. Im Januar 1968 heiratete<br />

der Regisseur in London den<br />

jungen Star. Ein Jahr später<br />

mieteten sie das Ranch-Haus<br />

am Cielo Drive.<br />

Polanski war zu Dreharbeiten<br />

in London, als in der Tatnacht<br />

drei Frauen und ein Mann mit<br />

Bajonetten, Pistolen und Messern<br />

in die Villa eindrangen. Die<br />

im achten Monat schwangere<br />

Tate hatte an diesem Abend Besuch<br />

von ihrem Ex-Freund,<br />

Starfriseur Jay Sebring. Grausam<br />

verstümmelt und mit einer<br />

Schnur um den Hals wurde die<br />

Schauspielerin<br />

am nächsten<br />

Morgen neben<br />

Charles Manson 1969 –damals verbreitete seine Hippie-Sekte Angst<br />

und Schrecken. Nach fast fünf Jahrzehnten hinter Gittern starb<br />

Manson 2017 im Alter von83Jahren (kl. Foto).<br />

Sebrings Leiche gefunden.<br />

Auch die Kaffeefirma-Erbin<br />

Abigail Folger und ihr polnischer<br />

Freund waren bestialisch<br />

umgebracht worden. In der<br />

nächsten Nacht metzelte die<br />

Manson-Gang die Geschäftsleute<br />

Leno und Rosemary La<br />

Bianca nieder.<br />

Drei Monate lang hatte die<br />

Stadt der Engel Angst, bis Manson<br />

und vier<br />

junge Mitglieder<br />

seiner<br />

Hippie-Sekte<br />

verhaftet<br />

wurden.<br />

Während des<br />

neunmonatigen<br />

Prozesses<br />

behauptete<br />

Manson,<br />

selbst nie getötet<br />

zu<br />

haben. Tatsächlich<br />

war<br />

er bei den<br />

Bluttaten<br />

nicht dabei,<br />

doch Staatsanwalt Vincent<br />

Bugliosi stellte ihn als Monster<br />

und Drahtzieher dar, dem die<br />

jungen Anhänger wie „hirnlose<br />

Roboter“ gefolgt seien, von<br />

Drogen und seiner Ideologie<br />

abhängig.<br />

Mansons okkulte Botschaften<br />

bestanden aus Bibel- und Beatleszitaten.<br />

Mit den Morden<br />

wollte er einen Rassenkrieg<br />

zwischen Schwarzen und Weißen<br />

anstiften, um am Ende<br />

selbst als Anführer aufzutrumpfen.<br />

Seine Ideologie<br />

nannte er „Helter Skelter“<br />

(„Hals über Kopf“) nach dem<br />

gleichnamigen Song der Beatles.<br />

Er ließ sich als Satan oder<br />

Jesus verehren und schickte<br />

blutjunge Mädchen seiner Sekte<br />

zum Anschaffen und schließlich<br />

zum Morden aus.<br />

1971 wurde Manson wegen<br />

Anstiftung zu den Bluttaten<br />

zum Tode verurteilt, was später<br />

in lebenslange Haft umgewandelt<br />

wurde. Öffentlich zeigte er<br />

nie Reue. Nach fast fünf Jahrzehnten<br />

hinter Gittern starb er<br />

2017 mit 83 Jahren. Tex Watson<br />

(73), Patricia Krenwinkel<br />

(71) und Leslie van Houten (69)<br />

haben ihre Taten wiederholt<br />

bedauert. Sie sitzen eine lebenslange<br />

Strafe ab. Susan Atkins<br />

stellte 13 Gnadengesuche,<br />

bevor sie 2009 mit 61 Jahren im<br />

Gefängnis an Krebs starb.<br />

TourveranstalterMichaels, der<br />

eine Doku über die Manson-<br />

Morde drehte,wirkte zuletzt als<br />

Berater anQuentin Tarantinos<br />

Film„Once upon atime... in Hollywood“<br />

mit. Margot Robbie<br />

spielt SharonTate, Leonardo Di-<br />

Caprio einen abgehalfterten<br />

Westernstar, Brad Pitt dessen<br />

Stuntdouble und Freund: „Der<br />

Fall war immer berüchtigt, aber<br />

nun wird eine junge Generation<br />

Tarantinos Werk sehen, der damit<br />

Filmgeschichte schreibt.“

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