SERIE Im Osten geht der Sommer auf: Teil 9
SEITE13 BERLINER KURIER, Sonntag, 18. August 2019 Nächste Abfahrt Einsamkeit WerRuhe sucht,der ist in Lederhose richtig. Besuch in einem Ort, bei dem man sich zuerst fragt,wie er zu seinem Namen kam Willkommen in Lederhose! VonBerlin-Alexanderplatz bis hierher sind es mit Bahn und Bus zirka3,5 Stunden. Der Orthat 262 Einwohner. Fotos: Volkmar Otto Frau Müller,unterwegs mit Pudel, ist eine Zugezogene und hat sich noch nicht an das Landleben gewöhnt. Ach, Lederhose, kenne ich! Das hörte ich oft, wenn ich von meinem geplanten Sommer-Trip nach Thüringen erzählte. Anfangs erwartete ich noch erhellende Anekdoten über den Ort. Doch schon bald hatte ich begriffen, dass niemand jemals in Lederhose war. Alle kannten den Namen nur von dem Schild an der A9, der Autobahn, die Berlin mit München verbindet. Immer schon habe man dort abfahren und sich Lederhose ansehen wollen, wurde mir versichert. Auf nach Lederhose also, einer muss es ja tun. Mit dem Auto benötigt man von Berlin aus rund drei Stunden für die 217 Kilometer, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ein wenig länger. Es geht über Leipzig nach Gera und von dort aus dann mit dem Linienbus durchs Grüne nach Großebersdorf, das ist ein Ortsteil von Harth-Pöllnitz, der Gemeinde, die an Lederhose grenzt und mit rund 2800 Einwohnern rund zehnmal so groß ist wie das Ausflugsziel. Lederhose, das zum Landkreis Greiz gehört, ist also eher klein, und es gibt dort leider keine Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste, also habe ich in Großebersdorf, einem Ort mit einem ebenfalls sehr interessanten Namen, ein Zimmer in einem Tagungshotel reserviert, dessen einziger Gast ich sein werde, wie ich erfahre. Aber das sei gar kein Problem, sagt man mir am Telefon, und wann ich denn frühstücken wolle. Ich beginne zu ahnen, dass ich in eine stille Region reisen werde, vielleicht sogar an einen Ort, den sich der gehetzte Großstädter immer so sehr wünscht, ein Sehnsuchtsziel der Ruhe. Dass der Ortsname Lederhose so gar nichts zu tun hat mit einer Art der lauten Raubeinigkeit, wie man sie vielleicht in Bayern erwartet. Und dass Thüringen nah und ja nicht so unähnlich ist. Die Fahrt beginnt früh und laut und ist das Gegenteil zu kontemplativer Ruhe: Der Zug nach Leipzig ist voll mit Ausflüglern, Studenten und Reisegruppen. Im Großraum sitzt eine Abordnung aus China, nach Leipzig will man, um sich schweres Gerät zum Eisenbahnbau anzusehen. Die Gruppe aus Fernost sieht sich auf einem Tablet Eisenbahn-Erklärvideos an. Esfallen Begriffe wie Stopfaggregat, Schwellenwechsler und Schienenknacker. Von Leipzig aus geht es dann mit der Regionalbahn in Richtung Gera, die Orte am Weg tragen Namen wie Zwenkau-Großdalzig, Wetterzeube und Bad Köstritz. Das kennt der <strong>Berliner</strong>, Köstritzer, so heißt das Bier. Keine Frage, man ist auf dem Land. Der Bahnhof in Gera ist blitzsauber, der Busbahnhof gefegt. Die Sparkasse hat ihre Filiale geräumt bis auf einen einsamen Automaten. Ein Matratzendiscounter wirbt mit Wasserbetten, und man kann sich bei den „Hairchitekten“ oder bei „Haireinspaziert“ die Haare schneiden lassen, bevor man den Bus nach Großebersdorf besteigt. Der Busfahrer hat keine Ahnung, wie viele Stationen es bis nach Großebersdorf sind, er hält aber ohnehin nur nach Aufforderung. Der vorletzte Teil der Etappe führt durch den Wald, vorbei an Feldern und einem Großklinikum, das auf der Hälfte zwischen Großebersdorf und Gera liegt, einer Stadt mit 100000 Einwohnern, der drittgrößten Thüringens. Das Hotel liegt an einer Hauptstraße, die befahren zu nennen eine wirkliche Untertreibung ist, unablässig rasen Autos vorbei, von Kleinwagen bis zum Lkw. Wer hier wohnt, braucht starke Nerven, doch das Zimmer liegt nach hinten und ist ruhig, hier kann man schon durchatmen und bekommt einen ersten Eindruck davon, was Thüringen und besonders diese Region zu einem beliebten Ausflugsziel macht: die wunderbar sanfthügelige Landschaft Thüringens, Stille, Grün und –ich vermute mal – Ruhe. „Sehr viel Ruhe“, bestätigt Bitte umblättern
- Seite 1 und 2: 5:1 2:1 3:2 1:3 3:0 B 0:0 Postvertr
- Seite 3 und 4: SEITE3 BERLINER KURIER, Sonntag, 18
- Seite 5 und 6: Clan-Fehde Großeinsatz in Neuköll
- Seite 7 und 8: BERLIN 7 Berlins Mitte Mitte Dasgep
- Seite 9 und 10: BERLIN 9 Einsatzkräfte am Ort des
- Seite 11: BERLINER KURIER, Sonntag, 18. Augus
- Seite 15 und 16: 15 Nachmittags stehen die Chancen g
- Seite 17 und 18: SEITE17 BERLINER KURIER, Sonntag, 1
- Seite 19 und 20: 19 Stalin, hier bei einer Feier zu
- Seite 21 und 22: * SEITE21 BERLINER KURIER, Sonntag,
- Seite 23 und 24: * SPORT 23 „Sorry,dieser Elfmeter
- Seite 25 und 26: hat den Bestpreis FOCUS im Focus al
- Seite 27 und 28: * SPORT 27 NACHRICHTEN Aufatmen bei
- Seite 29 und 30: 29 Im Trikot der Weltmeister: Werne
- Seite 31 und 32: Bei Kajakausflügen kann man die be
- Seite 33 und 34: REISE 33 TRAUMTAGE AMMEER • 7ÜFi
- Seite 35 und 36: AlteTradition ... „Besuchen Sie d
- Seite 37 und 38: Wersein Motorrad liebt,sucht immer
- Seite 39 und 40: FERNSEHEN 39 KABEL 1 RBB MDR RTL 2
- Seite 41 und 42: * PANORAMA SEITE41 BERLINER KURIER,
- Seite 43 und 44: PANORAMA 43 Lkw steckt tagelang auf