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JOURNAL<br />
Aufmarsch des<br />
Rotfrontkämpferbundes<br />
in Berlin,<br />
vermutlich 1927.<br />
Ernst Thälmann<br />
(vorne links) ist<br />
Vorsitzender des<br />
paramilitärischen<br />
Kampfverbandes<br />
der KPD.<br />
Teddys<br />
dys<br />
Tragödie<br />
Alles wird gut, jetzt, da<br />
Berlin und Moskau<br />
einen Pakt geschlossen<br />
haben. Der Mann,<br />
der Teddy genannt wird, ist<br />
sich dessen sicher. Er sei „felsenfest<br />
überzeugt“, dass Stalin<br />
und Molotow –der sowjetische<br />
Außenminister –bei den Verhandlungen<br />
„die Frage der<br />
Freilassung der politischen Gefangenen<br />
einschließlich die von<br />
Thälmann irgendwo und irgendwie<br />
gestellt und aufgeworfen<br />
haben“, schreibt er. „Alles,<br />
aber auch alles, spricht für meine<br />
baldige Freilassung.“<br />
Seit etwas mehr als sechs Jahren<br />
ist Ernst „Teddy“ Thälmann,<br />
populär geworden als<br />
Führer der Kommunistischen<br />
Partei Deutschlands (KPD),<br />
Hitlers Gefangener. Ungebrochen<br />
scheint er, wie aus seinen<br />
KPD-Führer Ernst Thälmann:<br />
VonStalin im Stich gelassen,<br />
auf Hitlers Befehl in der Haft<br />
erschossen –vor 75 Jahren<br />
Briefen zu lesen ist. Demgegenüber<br />
sind auch Zeilen überliefert,<br />
aus denen Enttäuschung<br />
und Wut sprechen.<br />
Nichts wird gut, nachdem die<br />
Deutsche Reichsregierung und<br />
die Regierung der UdSSR am<br />
23. August 1939 einen Nichtangriffsvertrag<br />
unterzeichnet<br />
haben. Thälmann wird fünf<br />
weitere Jahre Hitlers Gefangener<br />
sein; Stalin hat ihn längst<br />
fallengelassen, seine Parteigenossen<br />
im Exil ebenso. Seine<br />
Gefangenschaft endet vermutlich<br />
kurz nach Mitternacht des<br />
18. Augusts 1944 –vermutlich<br />
durch drei Schüsse in den Rücken<br />
und einen Schuss ins Genick.<br />
Wer war Ernst Thälmann?<br />
Ein Kommunist und Antidemokrat,<br />
beides durch und durch.<br />
Ein Verehrer Stalins und Verächter<br />
der Sozialdemokraten.<br />
Ein Held und Märtyrer der Arbeiterklasse.<br />
Auch, ja, auch ein<br />
Wegbereiter Hitlers.<br />
Ein Bauer auf dem Schachbrett<br />
der Geschichte.<br />
Das Leben, in das Ernst Thälmann<br />
am 16. April 1886 in Hamburg<br />
geboren wird, ist ein entbehrungsreiches.<br />
Mit seiner<br />
Schwester lebt er zunächst in<br />
einer Pflegefamilie. Er hilft später<br />
im Gemischtwarenladen<br />
der Eltern. Wegen anhaltender<br />
Streitereien mit seinem Vater<br />
entschließt er sich, sein Elternhaus<br />
zu verlassen. Er schlägt<br />
sich durch als Hafenarbeiter,<br />
Seemann und –inden USA –<br />
Landarbeiter, als Transportarbeiter<br />
und Kutscher. In die Politik<br />
zieht es ihn schon als Ju-