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Berliner Kurier 25.08.2019

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Nadine Schubert<br />

steht vor ihrem<br />

Esstisch und hält<br />

lächelnd eine NSto off-Einkaufstasche in<br />

die Kamera. Auf der<br />

steht: „Plastic is a<br />

killer“. Die Regale<br />

sind gefüllt mit Gläsern,<br />

darin befinden<br />

sich Nudeln, Soda,<br />

Nüsse. Viele Holzbretter<br />

tragen mit blinkendem<br />

Stahl und dekorativem<br />

Porzellan zur Atmosphäre<br />

einer moder-<br />

Landhaus-Küche<br />

nen<br />

bei. Es ist so ein Hygge-Stil,<br />

diesetypisch dänische, ge-<br />

Atmosphäre. Und<br />

mütliche<br />

dieser Stil setzt sich auch<br />

im Bad fort.<br />

Plastik sieht man nir-<br />

auch nicht beim ge-<br />

gends,<br />

nauen Hinsehen. Oder<br />

beim<br />

Öffnen der Schränke.<br />

Das Einfamilienhaus der<br />

Schuberts im fränkischen<br />

Dorf<br />

Oberaurach scheint<br />

nahezu plastikentsorgt. Es<br />

wirktaber überhaupt nicht<br />

so, als ob hier radikal-grüne<br />

Konsumverweigerer leben<br />

würden. Und Nadine Schu-<br />

die ein paar Jahre als<br />

bert,<br />

Radio-Reporterin gearbeihat,<br />

entspricht tet<br />

nicht<br />

dem Bild einer in Schafwolle<br />

gekleideten „Öko-Extrem-Tante“,<br />

wie sie selbst<br />

ironisch anmerkt; sie legt<br />

Wert auf ein modisches Äußeres.<br />

Aber sie ist eine Aktivistin,<br />

die es sehr ernst<br />

meint mit dem Verzicht auf<br />

Plastik und der Reduzierung<br />

von Chemikalien im<br />

Alltag.<br />

Das Engagement der 38-<br />

jährigen Mutter von zwei<br />

Kindern begann<br />

vor sechs<br />

Jahren. Voneinem<br />

Tag auf<br />

den anderen.<br />

„Als ich damals<br />

mit meiner<br />

Tochter<br />

schwanger<br />

war, habe ich<br />

eine Fernseh-<br />

Reportage über<br />

Plastikmüll gesehen“,<br />

beginnt<br />

sie zu erzählen. „Es wurden<br />

Tiere gezeigt, die an gefressenem<br />

Plastik gestorben<br />

sind. Mich hat das total erschüttert,<br />

und ich habe mir<br />

gesagt: Ab jetzt ist für mich<br />

Schluss damit!“<br />

Immer mehr Menschen<br />

ändern ihren täglichen<br />

Konsum: Sie verzichten<br />

„Der Anfang<br />

ist nicht schwer“,<br />

ermutigt<br />

Nadine Schubert<br />

Mitmenschen.<br />

„Am besten<br />

fängt man in<br />

der Küche an.“<br />

beim Einkauf auf Plastiktüten<br />

und -flaschen, bevorzugen<br />

beim Kleidungskauf<br />

Naturfasern. Dennoch ist<br />

am Ende der Woche der<br />

Gelbe Sack noch immer<br />

recht voll mit Verpackungsmüll.<br />

Statistisch<br />

produziert jeder Deutsche<br />

pro Jahr allein 37,6 Kilogramm<br />

an Müll aus Plastikfolien,<br />

-tüten und -flaschen;<br />

in Schweden sind es nur 24<br />

Kilogramm.<br />

Dass es ganz<br />

ohne Gelben<br />

Sack geht, ohne<br />

dabei auf<br />

Lebensqualität<br />

verzichten zu<br />

müssen –diesen<br />

Beweis<br />

wollte Nadine<br />

Schubert erbringen.<br />

„Alle<br />

sollten etwas<br />

dazu beitragen:<br />

Politik, Handel und<br />

Verbraucher“, sagt sie.<br />

„Und in unserem Alltag<br />

fängt es an. Schon mit wenigen<br />

Maßnahmen kann<br />

man in ein paar Wochen<br />

den anfallenden Müll im<br />

Gelben Sack locker um 50<br />

Prozent reduzieren.“ Wie<br />

sie das angestellt hat, demonstriert<br />

Nadine Schubert<br />

in Büchern („Besser leben<br />

ohne Plastik“, „Noch<br />

besser leben ohne Plastik“)<br />

und Vorträgen sowie auf<br />

ihrer Ratgeber-Website<br />

(www.besser-leben-ohne-plastik.de).<br />

Sie ist in Deutschland<br />

eine Pionierin auf diesem<br />

Gebiet und hat sich<br />

enormes Expertenwissen<br />

angeeignet. Ihr Anti-Plastik-Engagement<br />

betreibt<br />

sie inzwischen hauptberuflich.<br />

„Der Anfang ist nicht<br />

schwer“, ermutigt Nadine<br />

Schubert andere Verbraucher,<br />

es ihr gleichzutun.<br />

„Am besten fängt man in<br />

der Küche an.“ Das meiste,<br />

was im Plastikmüll landet,<br />

seien schließlich Lebensmittelverpackungen.<br />

Der Umstieg auf Pfandglas<br />

war das erste, was die<br />

Familie Schubert umgesetzt<br />

hat: Milch und Säfte in<br />

Glasflaschen statt in Tetra<br />

Paks und Joghurt in Gläsern<br />

statt in Plastikbechern.<br />

Es ist inzwischen wissenschaftlich<br />

erwiesen, dass<br />

Kunststoffpartikel aus<br />

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