Leseprobenheft BuchBerlin 2019
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Ein Kichern ist zu hören und anschließend: „Oh doch, ich sehe<br />
alles sehr gut.“<br />
Lisa bemerkt etwas auf der Brust des Fremden und setzt an:<br />
„Was ist …?“ Dann stoppt sie die Frage und ihre nächsten Worte<br />
klingen ein wenig vorwurfsvoll: „Du hast mir noch gar nicht<br />
gesagt, wie du heißt.“<br />
„Stimmt. Entschuldige“, antwortet die schwarze Gestalt. „Du<br />
kannst mich einfach Duh nennen.“<br />
Lisa macht große Augen. „Duh … so wie ich und du?“<br />
„Ja, so ungefähr.“<br />
„Dein Name gefällt mir“, sagt Lisa zufrieden. „Also Duh, was ist<br />
das hier, das so grün leuchtet?“ Sie berührt die Stelle auf dem<br />
Umhang. „Es ist hart. Ist das ein Kästchen?“<br />
Bereitwillig erklärt Duh: „Das ist ein kleines Gerät, das meine<br />
Sprache für dich übersetzt und deine für mich.“<br />
Das Mädchen wundert sich. „Verstehst du denn kein Deutsch? Auch<br />
kein Russisch? Ich kann schon gut Russisch sprechen“, fügt sie stolz<br />
hinzu. „Kann das Kästchen auch andere Sprachen übersetzen?“<br />
„Ja, alle Sprachen der Welt.“<br />
Lisa schüttelt beeindruckt den Kopf und lehnt sich an Duhs<br />
Schulter: „Du riechst gut“, murmelt sie.<br />
„Ich habe mich extra für dich fein gemacht.“<br />
Lisa ist zwar erst sechs Jahre alt, aber versteht den Scherz und<br />
antwortet gespielt ernst: „Für Mädchen müssen die Jungs sich<br />
eben fein machen.“<br />
„Gut erkannt, Kleine“, murmelt Duh.<br />
Lisa wird müde und der Fremde trägt sie wieder ins Haus, in ihr<br />
Bett. Sie löst sich nur ungern aus seinen Armen. Bevor der Schlaf<br />
sie endgültig überwältigt, flüstert sie: „Danke, Duh …“<br />
„Wofür denn, Kleines?“<br />
„Dafür, dass du so lieb bist.“<br />
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