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Leseprobenheft BuchBerlin 2019

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Mobiliar herum. Sämtliche Federbetten waren aufgeschlitzt<br />

worden. Die Federn bedeckten den Fußboden, vielfach vermischt<br />

mit Urin und Scheiße. Der bestialische Gestank machte das<br />

Atmen schwer. Es gab kaum eine größere Fläche, auf der sich<br />

kein Haufen befand. Was, um Himmels willen, waren das für<br />

Menschen, die sich hier ausgetobt hatten?<br />

Sie setzte Monika auf dem Wohnzimmertisch ab – eine von<br />

Fäkalien freie Fläche – stieg in ungläubigem Entsetzen zwischen<br />

dem Unrat umher und entdeckte, dass da auch Dinge<br />

herumlagen, die nicht ihr gehörten.<br />

Bei ihnen sähe es nicht besser aus, erfuhr sie von Käthe, die die<br />

Schaukel der Kinder ablieferte, Fremdgut gewissermaßen. Trudls<br />

Vater hatte am letzten Weihnachtsfest als Geschenk für die Enkel<br />

zwei Haken in das obere Futter der Schlafzimmertür eingedreht<br />

und eine Gitterschaukel daran aufgehängt. Bei geöffneter Tür ließ<br />

es sich zwischen Wohn- und Schlafraum nun so gut schaukeln<br />

wie im Sonnenland neben der Laube. Die Kinder hatten sich<br />

jedoch nur kurze Zeit an dem Geschenk erfreuen können, denn<br />

im Februar waren sie ja aus Liegnitz geflohen.<br />

Aus der Wasserleitung im Hausflur lief nur ein dünner Strahl. Ein<br />

Wunder, dass es überhaupt Wasser gab. Trudl schrubbte die<br />

Schaukel sauber, so gut es möglich war, hängte sie auf und setzte<br />

Moni hinein. Die Kleine war nun erst einmal beschäftigt. Eins der<br />

beiden Kinderstühlchen befand sich in noch brauchbarem<br />

Zustand. Darin saß Bärbel in der Nähe der Schlafzimmertür und<br />

schaute Moni beim Schaukeln zu.<br />

Trudl reinigte die Couch. Offenbar hatte die als Gelegenheit für<br />

gewisse Dienste gedient. Sie war mit typischen Flecken übersät,<br />

aber wenigstens nicht beschissen! Vorerst würden die Kinder<br />

leider auf dieser Couch schlafen müssen, denn für die<br />

Kinderbetten gab es weder Kissen noch Zudecken. Wenn sie es<br />

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