Leseprobenheft BuchBerlin 2019
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Als Mutti aus der Küche herbeieilte und Schwesterchen in den<br />
Arm nahm murmelte Moni: „Mickl is so kaputt.”<br />
Mutti legte Schwesterchen die Hand auf die Stirn und stellte fest:<br />
„Du hast Fieber.” Darauf befühlte sie Bärbel und sagte: „Du<br />
auch.”<br />
Was Fieber bedeutete, wusste Bärbel: Man war krank. Schließlich<br />
hatte sie schon eine Krankheit hinter sich gebracht, die Scharlach<br />
hieß. Aber jetzt tat ihr doch vom um den Stuhl Herumtanzen nur<br />
ein bisschen der Kopf weh. Es half nichts, sie wurde wie Moni<br />
unter die Decken gepackt und unversehens wurden Arme und<br />
Beine wirklich immer schwerer.<br />
Sobald die Kinder schliefen, lief Trudl zu Vogts hinüber. „Die<br />
Mädchen haben Fieber”, sagte sie bekümmert. „Es wird doch<br />
nichts Ernstes sein?”<br />
„Lassen Sie eine Nacht verstreichen”, riet Martha Vogt. „Ist ja<br />
kein Wunder, dass die Kinder bei der miesen Ernährung und den<br />
Strapazen, die sie hinter sich haben, schlapp machen. Das nimmt<br />
uns Erwachsene ja schon mit.”<br />
In dieser Nacht tat Trudl kein Auge zu und am Morgen zeigte<br />
sich, dass es nicht allein um Entkräftung ging: Beide Kinder<br />
hatten hohes Fieber und kamen gar nicht zu sich.<br />
„Geh zum Viehdoktor, Georg”, bat Martha Vogt ihren Mann.<br />
„Er soll sich die beiden ansehen. Was kann er schon falsch<br />
machen!”<br />
Der Tierarzt war nicht daheim, sondern bei anderen zweibeinigen<br />
Patienten. „Ich sag's ihm, wenn er zurück ist”, versprach die<br />
Haushälterin und schrieb sich die Adresse auf.<br />
Am Nachmittag dieses Tages kam Bärbel zu sich. Sie wand sich<br />
vor Bauchschmerzen. Trudl setzte sie aufs Töpfchen. Was das<br />
Kind stöhnend und weinend aus sich herauspresste, bestand<br />
indes nur aus Blut und Schleim. So furchtbar dies war, Trudl hätte<br />
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