Leseprobenheft BuchBerlin 2019
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zum Streicheln einlud, Hände, die man in die seinen nehmen<br />
wollte, einen Körper, den man augenblicklich zu umarmen<br />
wünschte und … Karls Magen zog sich warnend zusammen.<br />
Wann hatte er das letzte Mal solche Gefühle für eine Frau<br />
gehabt?<br />
Marie hatte sich gefangen; sie griff nach dem Korb mit den<br />
Fischen und eilte – in der anderen Hand die Wasserflasche – auf<br />
den Kombi zu. In ihrem Hals saß ein Kloß. Wahrscheinlich hätte<br />
sie den Rest Grappa in der Flasche leeren müssen, um ihn<br />
fortzuschwemmen. Distanz war das Einzige, das helfen würde.<br />
Daher wollte sie so schnell wie möglich von diesem Mann fort,<br />
der sie so aus dem Konzept brachte. Sie hatte sich geschworen,<br />
nie mehr solche Gefühle zuzulassen, wie sie sich ihr nun<br />
aufdrängten. Zornig über sich selbst warf sie die Fische in die<br />
große Kühlbox, die sich im Kofferraum des Kombis befand. Und<br />
ihr seelischer Zustand besserte sich erst recht nicht, als Karl<br />
schweigend neben sie trat und ihr beim Beladen half.<br />
Zum Glück ahnte sie nichts von den Bildern in seinem Kopf …<br />
Er sah sich Marie in die Arme nehmen, sah, wie er sie entkleidete<br />
und auf die freie Ladefläche des Kombis bettete … Einen<br />
Augenblick schloss er die Augen, meinte zu spüren wie ihr Mund<br />
den seinen berührte, seine Finger durch ihr Haar glitten, das sich<br />
anfühlte wie …<br />
»Mister Landmann, ist Ihnen nicht gut? Ich würde gern den<br />
Kofferraumdeckel zumachen.« Jetzt erst registrierte er, dass Marie<br />
auf ihn einredete. Sie musste ihn schon einige Male angesprochen<br />
haben, denn ein besorgtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, das die<br />
normale Farbe zurückgewonnen hatte.<br />
»Natürlich, ja. Ich war nur etwas … abwesend. Soll ich helfen?«,<br />
bot er höflich an.<br />
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