Leseprobenheft BuchBerlin 2019
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geschickt anstellte, rettete sie vielleicht noch Federn für ein<br />
dünnes Deckbett. Nähzeug war vorhanden, dafür hatte sich<br />
keiner interessiert.<br />
Bärbel hielt es nicht mehr auf dem Stühlchen, sie wollte<br />
unbedingt das Märchenbuch suchen. Trudl warnte: „Pass auf,<br />
wohin du trittst!”<br />
Das Kind balancierte um die Haufen und die schaukelnde Moni<br />
herum bis zum Kachelofen im Schlafzimmer. Dort schrie es<br />
wütend auf ...<br />
So schnell wie möglich versuchte Trudl ins Schlafzimmer zu<br />
gelangen, rutschte auf einem Haufen aus und bekam glücklicherweise<br />
die Schaukel zu fassen. Die Seile hielten! Moni lachte<br />
fröhlich, weil sie glaubte, das sei ein Spiel.<br />
Dann stand Trudl im Schlafzimmer und erkannte die Ursache für<br />
Bärbels Wutgeschrei: Das Märchenbuch lag in fast aufgelöstem<br />
Zustand auf dem Boden. Die Blätter waren herausgerissen und<br />
als Klopapier benutzt worden. Auf dem abgetrennten Buchdeckel<br />
machte sich ein eingetrockneter Scheißhaufen breit und ringsherum<br />
war es einmal sehr nass gewesen.<br />
„Ich hasse sie! Ich hasse sie!”, schluchzte Bärbel. Sie hatte Helmut<br />
Pohl nicht verstanden, als er ihr erklärte, was Hass sei. Jetzt<br />
wusste sie, wie sich das anfühlte. Diese Gemeinheit hatten<br />
Ungeheuer wie das in Komotau begangen!<br />
„Mäusl! Hör auf zu weinen”, tröstete Trudl. „Du bekommst ein<br />
neues Buch. Es wird genauso aussehen wie das alte, denn davon<br />
gibt es nicht nur eins.” Ihr Blick irrte umher, fiel auf die<br />
Spiegeltoilette und da erkannte sie das Bambi-Buch,<br />
offensichtlich unbeschädigt. Sie stieg über einen Haufen Federn,<br />
griff danach und hielt es hoch. „Sieh mal! Bambi ist noch da!”<br />
Bärbel ließ sich beruhigen. Trudl half ihr zum Stühlchen zurück<br />
und machte sich wieder ans Aufräumen. Sie kam nur langsam<br />
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