Berliner Kurier 02.10.2019
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BERLINER KURIER, Mittwoch, 2. Oktober 2019<br />
aus mehr als 30Qualitätskriterien<br />
besteht. Zusätzlich können<br />
die Pflegeheime freiwillige Angaben<br />
machen, etwa zur Höhe<br />
des Eigenanteils, zur Personalausstattung<br />
oder zur Größe der<br />
Zimmer.<br />
▶ Welche Qualitätskriterien<br />
gibtes?EsgibteinereineDatenerfassung<br />
undeigene Kontrollen<br />
des Medizinischen Dienstes der<br />
Krankenkassen (MDK).Künftig<br />
müssen die Pflegeheime halbjährlich<br />
zu 15 Kriterien die<br />
Daten von allen Bewohnern<br />
melden. Dabei wirdetwa erfasst,<br />
wie viele Heimbewohner sich<br />
wund gelegen haben, gestürzt<br />
sind oder unbeabsichtigt stark<br />
an Gewicht verloren haben. Diese<br />
Werte werden durch eine<br />
Foto: Christoph Schmidt/dpa<br />
Mehr Qualität für die Senioren:<br />
Gute Pflege heißt immer auch<br />
individuelle Versorgung.<br />
zentrale Datenstelle auf Plausibilität<br />
geprüft und mit allen anderen<br />
Einrichtungen verglichen.<br />
Dieser Vergleich wird für alle<br />
Kriterien inForm einer Skala<br />
mit maximal fünf Punkten (von<br />
„weit über dem Durchschnitt“<br />
über „nahe beim Durchschnitt“<br />
bis „weit unter Durchschnitt“)<br />
veröffentlicht.<br />
▶ Waskontrolliertder MDK?<br />
Der MDK überprüft zusätzlich<br />
vor Ort mit einer Stichprobe bei<br />
neun Bewohnern je Heim, wie<br />
die Versorgung imEinzelfall ist.<br />
Erfasstwerden16Kriterien.Dabeigeht<br />
es zum Beispiel darum,<br />
wiedieHeimbewohnerbeimEssen,<br />
Trinken, Waschen oder<br />
dem Toilettengang unterstützt<br />
werden. Gibt es eine systematische<br />
Schmerzerfassung? Hilft<br />
die Einrichtung bei der Gestaltung<br />
des Alltagslebens? Zudem<br />
führen dieKontrolleure Gespräche<br />
mit den Pflegekräften. Diese<br />
Informationen werden für jedes<br />
Kriterium auf einer vierstufigen<br />
Skala dargestellt,die von„keine<br />
oder geringe Qualitätsdefizite“<br />
bis „schwerwiegende Qualitätsdefizite“<br />
reicht. Die Kontrollen<br />
werden zwar einen Tag vorher<br />
angemeldet, die Heime wissen<br />
aber nicht, welche Bewohner<br />
der MDKauswählt.<br />
▶ Wann startet das neue System?<br />
Die Datenerhebung beginnt<br />
in diesen Tagen und wird<br />
Mitte 2020 für alle Heime vorliegen.<br />
Dieneuen MDK-Prüfungen<br />
starten im November. Bis<br />
Ende 2020 muss jedes Heimeinmal<br />
geprüft worden sein. DieInformationen<br />
werden dann<br />
schrittweise auf den Pflegeheimportalen<br />
der Krankenkassen<br />
veröffentlicht.<br />
Foto: Frank Augstein/AP<br />
NACHRICHTEN<br />
Johnson will Brexit-Deal<br />
Manchester –Der britische<br />
Premierminister Boris Johnson<br />
hat eine baldige Bekanntgabe<br />
von konkreten Plänen<br />
für ein neues Brexit-Abkommen<br />
angekündigt. Es gehe<br />
jetzt ans Eingemachte, sagte<br />
Johnson auf dem Parteitag<br />
der Konservativen in Manchester.<br />
Details sollten bald<br />
veröffentlicht werden.<br />
Im Sumpfder<br />
Telefonaffäre<br />
US-PräsidentTrump hat mit AustraliensPremier<br />
geredet,umRussland-Ermittlungen zu behindern<br />
Bekenntnis zum Mord<br />
Washington –Der saudische<br />
Kronprinz Mohammed bin<br />
Salman hat in einem US-<br />
Interview die „volle Verantwortung“<br />
für die Ermordung<br />
des regierungskritischen<br />
Journalisten Jamal Khashoggi<br />
2018 übernommen. Den<br />
Auftrag zum Mord will er<br />
aber nicht gegeben haben.<br />
Strache schmeißt hin<br />
Führer vordem Volk:<br />
Staatspräsident Xi<br />
Jinping in der Karosse<br />
„Rote Fahne“ bei der<br />
Parade.<br />
Washington –Die Russland-<br />
Affäre lässtden US-Präsidenten<br />
Donald Trump nicht los.<br />
Der Chefdes WeißenHauses<br />
bat danach den australischen<br />
PremierministerScott Morrison<br />
und andere Staats- und<br />
Regierungschefs,seinem Justizminister<br />
William Barr zu<br />
helfen, wie das US-JustizministeriumamMontagmitteilte.<br />
Australien bestätigte die<br />
Bereitschaft, die Ermittlungenzubeleuchten.<br />
In den Russland-Untersuchungen<br />
wurde geprüft, wie<br />
Moskau auf die US-Wahl<br />
2016 Einflussnahm, ob es Absprachen<br />
mit Trumps Wahlkampftruppe<br />
gab und ob der<br />
Präsident die Justiz behinderte.<br />
Im Abschlussbericht<br />
schrieb Sonderermittler Robert<br />
Mueller, es gebe keine<br />
hinreichenden Beweise für<br />
kriminelle Absprachen mit<br />
dem Ziel, das Wahlergebnis<br />
zu beeinflussen. Vom Vorwurf<br />
der Justizbehinderung<br />
wurde Trump nicht freigesprochen.<br />
Seine Präsidentschaft<br />
wurde –und<br />
wird bisheute –von den<br />
Ermittlungen<br />
überschattet.<br />
Trump selbst<br />
bewertet sie<br />
als „Hexenjagd“.<br />
Enger Kontakt: US-Präsident<br />
Donald Trump und Australiens<br />
Premier Scott Morrison.<br />
Trumps Umgang mit ausländischen<br />
Staatschefs und<br />
Barrs Rolle dabei bekommen<br />
derzeit erhöhte Aufmerksamkeit.<br />
Die Demokraten im<br />
Repräsentantenhaus prüfen<br />
ein mögliches Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen<br />
Trump und werfen ihm<br />
Machtmissbrauch vor. Anlass<br />
ist ein Telefonat mit dem ukrainischen<br />
Präsidenten Wolodymyr<br />
Selenskyj. Trump<br />
dringt darin auf Hilfe bei Ermittlungen<br />
gegen den demokratischen<br />
Präsidentschaftskandidaten<br />
Joe Biden.<br />
Australien steht im Fokus,<br />
weil die FBI-Ermittlungen<br />
auf den Tipp des australischen<br />
Diplomaten Alexander<br />
Downer zurückgehen. Dem<br />
wurde von Trumps Wahlkampfberater<br />
George Papadopoulos<br />
2016 gesagt, Russland<br />
habe Tausende gestohlene<br />
E-Mails, die Trumps demokratischer<br />
Rivalin Hillary<br />
Clinton politisch<br />
schaden<br />
würden.<br />
Foto: Mick Tsikas/Imago Images<br />
Foto: Hans Punz/dpa<br />
Wien –Der österreichische<br />
Exvizekanzler Heinz-Christian<br />
Strache hat zwei Tage<br />
nach dem FPÖ-Wahldebakel<br />
seine politische Karriere beendet.<br />
Für den Fall eines erwiesenen<br />
Fehlverhaltens in<br />
der Spesenaffäre kündigte<br />
Parteichef Norbert Hofer<br />
Straches Parteiausschluss an.<br />
Staat macht fettes Plus<br />
Wiesbaden –Bund, Länder<br />
und Kommunen haben im<br />
ersten Halbjahr 734,3 Milliarden<br />
Euro ausgegeben –plus<br />
6,6 Prozent im Vergleich zu<br />
2018. Die Einnahmen stiegen<br />
laut Statistischem Bundesamt<br />
um 4,2 Prozent auf 745,2 Milliarden<br />
Euro. Der Überschuss:<br />
10,9 Milliarden Euro.<br />
Flüchtlinge verlegt<br />
Athen –Zwei Tage nach<br />
dem Tod einer Frau im Registrierlager<br />
von Moria auf<br />
der Insel Lesbos hat die griechische<br />
Regierung am Dienstag<br />
215 Flüchtlinge aus dem<br />
überfüllten Lager aufs Festland<br />
bringen lassen. Bis Ende<br />
2020 sollen mehr als 10 000<br />
Migranten zurück in die Türkei.