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Berliner Kurier 04.10.2019

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GELD<br />

Wucher an<br />

der Haustür<br />

Jemand verliert seinen<br />

Schlüssel, kommt nicht<br />

mehr in die Wohnung rein.<br />

Dann kann das Öffnen einer<br />

Tür teuer werden. Denn<br />

manche Schlüsseldienste<br />

verlangen ein Vielfaches der<br />

ortsüblichen Preise. Das<br />

zeigt eine Stichprobe der<br />

Stiftung Warentest (Zeitschrift<br />

„test“, Ausgabe<br />

10/2019). So kassieren einige<br />

Anbieter für ihren Service<br />

65 Euro, während andere<br />

mehr als 450 Euro wollen –<br />

in Extremfällen sogar über<br />

1000 Euro. Wer sich am Wochenende<br />

oder nachts aussperrt,<br />

muss häufig noch mit<br />

Zuschlägen rechnen.<br />

Je nach Tageszeit und Region<br />

sollte die Dienstleistung<br />

maximal aber etwa 110<br />

bis 250 Euro kosten –davon<br />

gehen Gerichte nach Angaben<br />

der Experten aus. Das<br />

Problem: Manche Dienstleister<br />

nutzen die missliche<br />

Lage aus und zocken Verbraucher<br />

ab. Die Tester raten<br />

deshalb, nicht den erstbesten<br />

Anbieter anzurufen,<br />

sondern im Internet nach einen<br />

korrektem Schlüsseldienst<br />

in der Nähe zu suchen.<br />

Dafür das Impressum<br />

der Webseite kontrollieren.<br />

Verbraucher sollten am Telefon<br />

auch nach Anfahrtskosten<br />

fragen, um hohe Zusatzkosten<br />

zu vermeiden.<br />

Zudem sollten sie vorab<br />

am Telefon einen Festpreis<br />

vereinbaren und den Betrag<br />

niemals bar zahlen –sonst<br />

ist das zu viel gezahlte Geld<br />

in der Regel weg. Sicher sei<br />

nur eine Überweisung. Wer<br />

zu viel gezahlt hat, sollte<br />

sich an einen Anwalt wenden<br />

–eine Anzeige bei der<br />

Polizei bringe laut Stiftung<br />

Warentest meist wenig. Das<br />

Risiko liege dann jedoch<br />

beim Kläger, er müsse auch<br />

in Vorkasse gehen.<br />

Am besten sorgen Verbraucher<br />

für den Notfall vor:<br />

Speichern Sie die Notrufnummer<br />

von einem seriösen<br />

Anbieter in ihrer Umgebung<br />

im Handy ab. Noch besser:<br />

Deponieren Sie einen Ersatzschlüssel<br />

bei Vertrauten<br />

–Nachbarn oder Freunden<br />

zum Beispiel.<br />

Einen Ersatzschlüssel sollte man<br />

bei Vertrauten deponieren.<br />

Foto: dpa<br />

Der Ratgeber für<br />

Markt und Wirtschaft<br />

Damit möchte keiner rechnen.<br />

Aber mitunter sind bei<br />

einem Unfall die Verletzungen<br />

so gravierend, dass der<br />

Betroffene Körperteile verliert.<br />

Auch Sinnesorgane<br />

oder innere Organe könnten<br />

dauerhaft nicht mehr funktionieren.<br />

Die private Unfallversicherung<br />

springt in so einem<br />

Fall ein – wie viel sie<br />

zahlt, richtet sich unter anderem<br />

nach der sogenannten<br />

Gliedertaxe.<br />

Was genau ist diese Gliedertaxe?<br />

Damit bemessen private<br />

Versicherer den Invaliditätsgrad<br />

nach einem Unfall –bezogen<br />

auf den „Gesamtkörper“.<br />

„Von diesem Invaliditätsgrad<br />

hängt ab, in welcher Höhe eine<br />

Leistung auf Basis der vereinbarten<br />

Versicherungssumme<br />

ausgezahlt wird“, erklärt Claudia<br />

Frenz vom Bund der Versicherten.<br />

Der Versicherer ordnet<br />

Gliedmaßen, Sinnesorganen<br />

und den inneren Organen<br />

für deren Verlust oder dauernde<br />

Invalidität feste Prozentsätze<br />

zu.<br />

Sind die Bemessungswerte<br />

bei allen Anbietern gleich?<br />

Nein. „Jeder Unfallversicherer<br />

bestimmt seine Gliedertaxe<br />

selbst“, erklärt Elke Weidenbach<br />

von der Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Aber viele Versicherer richten<br />

sich nach Empfehlungen des<br />

Gesamtverbands der Deutschen<br />

Versicherungswirtschaft<br />

(GDV).<br />

Danach gilt bei Verlust oder<br />

vollständiger Funktionsunfähigkeit<br />

eines Auges ein Invaliditätsgrad<br />

von 50 Prozent, bei<br />

einem Fuß von 40 Prozent. Der<br />

Verlust des Geruchssinns<br />

macht zehn Prozent und des<br />

Gehörs auf einem Ohr 30 Prozent<br />

aus. Die Richtwerte des<br />

GDV sind Mindestempfehlungen.<br />

„Einige Versicherer legen<br />

höhere Werte in ihren Versicherungsklauseln<br />

fest“, sagt<br />

Weidenbach.<br />

Was gilt bei Teilverlust? Ein<br />

vollständig funktionsunfähiger<br />

Arm bedeutet einen Invaliditätsgrad<br />

von mindestens 70<br />

Prozent. Ist er um ein Zehntel<br />

in seiner Funktion beeinträchtigt,<br />

ergibt das einen Invaliditätsgrad<br />

von sieben Prozent –<br />

also einem Zehntel von 70 Prozent.<br />

„Abzüge gibt es auch<br />

dann, wenn Krankheiten oder<br />

Gebrechen am Verlust oder der<br />

Funktionsunfähigkeit mitgewirkt<br />

haben“, erklärt GDV-Expertin<br />

Beate Weiße. Grundlage<br />

dafür ist ein medizinisches Gutachten.<br />

Wie berechnet sich letztlich<br />

die gezahlte Summe? Angenommen,<br />

es geht um die Invaliditätssumme<br />

von 100000 Euro.<br />

Nun ist ein Daumen bei einem<br />

Unfall vollständig verloren gegangen<br />

oder zu 100 Prozent beeinträchtigt.<br />

Die vertraglich<br />

vereinbarte Gliedertaxe dafür<br />

beträgt 20 Prozent. Die Entschädigung<br />

beläuft sich demnach<br />

auf 20000 Euro. „Bei einer<br />

Gebrauchsminderung des<br />

Daumens von 50 Prozent wird<br />

von den genannten 20 Prozent<br />

nur die Hälfte, also 10000 Euro,<br />

an Entschädigung gezahlt“, erklärt<br />

Weidenbach.<br />

Addieren sich bei mehreren<br />

Verletzungen die Invaliditätsgrade?<br />

Ja, wenn sie an unterschiedlichen<br />

Gliedmaßen<br />

auftreten, etwa rechtes Handgelenk,<br />

linkes Bein und ein Auge.<br />

Dann legt ein medizinischer<br />

Gutachter den Invaliditätsgrad<br />

für jede Verletzung fest. „Von<br />

jedem Invaliditätsgrad werden<br />

eventuelle Krankheiten oder<br />

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BERLINER KURIER, Freitag, 4. Oktober 2019<br />

Wie viel ist<br />

ein Bein wert?<br />

Werein Bein verliert, kann je<br />

nach Police Zahlungen seiner<br />

Unfallversicherung erhalten.<br />

Die Versicherungen berechnen den Invaliditätsgrad eines Unfallopfers mit der Gliedertaxe<br />

Vorschädigungen abgezogen<br />

und dann die Ergebnisse addiert“,<br />

erläutert Weiße. Der Invaliditätsgrad<br />

kann aber nicht<br />

mehr als 100 Prozent betragen.<br />

Wie hoch sollte die Invaliditätsgrundsumme<br />

sein?<br />

„Wichtig ist, sich individuell<br />

beraten zu lassen“, rät Weiße.<br />

Bei der Kalkulation sollte man<br />

die aktuellen Lebensverhältnisse<br />

und bereits bestehende Versicherungsverträge<br />

berücksichtigen.<br />

„Bei Berufstätigen<br />

kann man sich an dem Alter<br />

und dem Einkommen orientieren“,<br />

sagt Frenz. Bei Personen<br />

bis 30 Jahren sollte die Grundinvaliditätssumme<br />

ungefähr<br />

das Sechsfache des Bruttojahreseinkommens<br />

betragen,<br />

bei bis 40-Jährigen das Fünffache<br />

und bis 50-Jährigen das<br />

Vierfache.<br />

Wie wichtig ist die Progression?<br />

Vereinbaren Versicherer<br />

und Kunde eine Progression,<br />

steigen die Versicherungsleistungen<br />

bei höheren Invaliditätsgraden<br />

deutlich an. Bei<br />

Vollinvalidität komme ein Vielfaches<br />

der Versicherungssumme<br />

zusammen, bemerkt Weidenbach.

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