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Europäer<br />
zweifeln am<br />
Johnson-Plan<br />
Brexit: Britischer Premier hat Alternativkonzept<br />
zum umstrittenen Backstop vorgelegt<br />
Brüssel –Der britische Premierminister<br />
Boris Johnson<br />
hat Brüssel zu Entgegenkommen<br />
im Streit um das EU-Austrittsabkommen<br />
aufgerufen.<br />
„Wir haben große Flexibilität<br />
gezeigt“, so Johnson im Parlament<br />
in London zu seinen neuen<br />
Brexit-Vorschlägen. Nun<br />
sei es an der EU, Zugeständnisse<br />
zu machen. Sollten die<br />
Europäer keinen „entsprechenden<br />
Willen“ zeigen, bliebe<br />
Großbritannien nichts anderes<br />
übrig, als am 31. Oktober<br />
ohne Abkommen auszuscheiden.<br />
Oppositionschef Jeremy<br />
Corbyn warnte hingegen, die<br />
Pläne der Regierung gefährdeten<br />
das Karfreitags-Friedensabkommen<br />
von 1998, das den<br />
jahrzehntelangen blutigen<br />
Konflikt in Nordirland been-<br />
„Ich habe einen Plan“, triumphiert<br />
Boris Johnson. Hat er wirklich?<br />
Foto: Kirsty Wigglesworth/AP<br />
SPD hat Kipppunkt überschritten<br />
Das Leben kann so ungerecht<br />
sein –auchgegenüber<br />
Parteien. Zum Beispiel<br />
gegenüber der SPD. DiePartei<br />
macht inder Großen Koalition<br />
ordentliche Politik,<br />
setzt viele ihrer sozial- und<br />
gesellschaftspolitischen Versprechen<br />
durch. Aber keiner<br />
dankt es ihr. Die SPDhat anerkannte<br />
Kabinettsmitglieder<br />
wie Familienministerin<br />
Franziska Giffey, Außenminister<br />
Heiko Maas und Sozialminister<br />
Hubertus Heil.<br />
Aberkeiner dankt es ihr.<br />
dete.<br />
Johnson will mit den Vorschlägen<br />
erreichen, dass die<br />
als Backstop bezeichnete Garantieklausel<br />
für eine offene<br />
Grenze zwischen dem britischen<br />
Nordirland und dem<br />
EU-Mitglied Irland aus dem<br />
EU-Austrittsabkommen gestrichen<br />
wird. Der Backstop<br />
sollte dafür sorgen, dass an der<br />
inneririschen Grenze keine<br />
Waren- und Zollkontrollen<br />
notwendig sind. Johnson will<br />
als Ersatz eine komplizierte<br />
Regelung, die Zollkontrollen<br />
erforderlich machen würde,<br />
wenn auch nicht direkt an der<br />
Grenze.<br />
Johnson schlägt auch vor,<br />
dass in Nordirland weiter EU-<br />
Standards für Agrarprodukte<br />
und andere Waren gelten. Das<br />
ist der EU wichtig, um ihren<br />
Binnenmarkt zu schützen. Allerdings<br />
will Johnson die Entscheidung,<br />
wie lange das gilt,<br />
in die Hand des nordirischen<br />
Regionalparlaments legen. Die<br />
Volksvertreter sollen alle vier<br />
Jahre entscheiden, ob es dabei<br />
bleibt. Die EU-Kommission<br />
forderte Johnson zu Klarstellungen<br />
auf. Zu dem Text habe<br />
man viele Fragen, sagte eine<br />
Kommissionssprecherin. „Es<br />
gibt problematische Punkte im<br />
britischen Vorschlag, und<br />
mehr Arbeit ist nötig.“<br />
Deutsche sehen sie eher skeptisch: GretaThunberg.<br />
Nobelpreis für Greta?<br />
Deutsche sagen Nein<br />
Laut einerRND-Umfrage sind 66 Prozent dagegen<br />
Im Gegenteil: sie stürztinder<br />
Wählergunst immer weiter<br />
ab –auf zuletzt nur noch 13<br />
Prozent, noch hinter der<br />
AfD. Die SPD hat offenbar<br />
den Punkt überschritten, vor<br />
dem sich beim Klimawandel<br />
die Experten fürchten –den<br />
Kipppunkt, ab dem es kein<br />
Zurückmehrgibt.<br />
Ein anderes Beispiel: die<br />
Grünen. Sie machen nichts,<br />
weil sie das als Oppositionsparteigar<br />
nichtkönnen. Dennoch<br />
steigen sie in den Umfragen.<br />
Ihr Chef Robert Habeck<br />
leistet sich einen Ausrutscher<br />
nach dem anderen.<br />
Erst sprach erBayern, dann<br />
Thüringen die Demokratie<br />
ab. Und schließlich offenbarte<br />
er eine für einen Spitzenpolitiker<br />
ungeahnte Unkenntnis<br />
der Pendlerpauschaleund<br />
blamierte sichvor<br />
laufenden Kameras. Dennoch<br />
steigen die Grünen in<br />
den Umfragen Woche für<br />
Woche –zuletzt auf 27 Prozent,gleichauf<br />
mit der CDU/<br />
CSU.<br />
Der Unterschied: die einen<br />
Berlin – Den Alternativen<br />
Nobelpreis hat Greta Thunberg<br />
bereits bekommen. Mit<br />
ihrer Wutrede vor den Vereinten<br />
Nationen ist die Klimaschutzaktivistin<br />
auch auf<br />
Ablehnung und Kritik gestoßen.<br />
So haben sich zwei Drittel<br />
der Deutschen gegen eine<br />
Auszeichnung der Klimaschutzaktivistin<br />
Greta Thunberg<br />
mit dem Friedensnobelpreis<br />
ausgesprochen, geht<br />
aus dem neuen RND-Wahlmonitor<br />
hervor, einer Repräsentativbefragung<br />
des Meinungsinstituts<br />
YouGov im<br />
Auftrag des RedaktionsNetzwerks<br />
Deutschland (RND).<br />
Auf die Frage, ob Thunberg<br />
den Friedensnobelpreis<br />
erhalten sollte, antworteten<br />
66 Prozent mit Nein sowie 15<br />
Prozent mit Ja. Nicht festlegen<br />
(„Weiß nicht“) wollten<br />
sich 19 Prozent. Am 11. Oktober<br />
wird in Oslo bekannt gegeben,<br />
wer in diesem Jahr<br />
den Friedensnobelpreis erhalten<br />
wird.<br />
Eine deutliche Mehrheit<br />
spricht sich auch gegen die<br />
Pläne von Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer zur<br />
Aufnahme von aus dem Mittelmeer<br />
geretteten Flüchtlingen<br />
aus. Der CSU-Politiker<br />
hatte erklärt, Deutschland<br />
könne ein Viertel aller aus<br />
dem Mittelmeer Geretteten<br />
aufnehmen.<br />
Spreng-<br />
Stoff<br />
Der Journalist<br />
und Politik-Berater<br />
Michael H. Spreng<br />
schreibt<br />
jeden Freitag<br />
im KURIER<br />
surfen auf dem Zeitgeist, die<br />
anderenrennen ihm atemlos<br />
hinterher – gefesselt vom<br />
Ballast vergangener Jahre.<br />
Das Leben kannsoungerecht<br />
sein …<br />
Foto: Paul Chiasson/AP<br />
Foto: UPI Photo/imago images<br />
Foto: J. Heinrich/imago images<br />
SEITE3<br />
BERLINER KURIER, Freitag, 4. Oktober 2019<br />
NACHRICHTEN<br />
Wütender Trump<br />
Washington –Contenance<br />
zu wahren ist nicht die Stärke<br />
Donald Trumps. Bei der<br />
Pressekonferenz mit Finnlands<br />
Präsident Sauli Niinistö<br />
pöbelte der von Amtsenthebung<br />
bedrohte Präsident dermaßen,<br />
dass Niinistö witzelte:<br />
„Was Sie hier haben, ist<br />
eine großartige Demokratie.<br />
Führen Sie sie weiter.“<br />
Einheitsfeier in Kiel<br />
Kiel –Offizieller Festakt<br />
zum Tag der Deutschen Einheit<br />
in der Kieler Sparkassen-Arena:<br />
Als Bundesratspräsident<br />
warnte Schleswig-<br />
Holsteins Ministerpräsident<br />
Daniel Günther vor dem<br />
Missbrauch des Wortes<br />
„Wende“ in der politischen<br />
Auseinandersetzung durch<br />
die AfD.<br />
Seehofer in der Türkei<br />
Ankara –Weil wieder mehr<br />
Flüchtlinge aus der Türkei<br />
auf den griechischen Inseln<br />
ankommen, reist Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer<br />
(CSU) nach Ankara. Vor allem<br />
geht es um den kriselnden<br />
EU-Türkei-Flüchtlingspakt.<br />
Lässt die türkische Regierung<br />
die Lage eskalieren?<br />
Patriotismus nötig<br />
Berlin –Der CDU-Abgeordnete<br />
Philipp Amthor hat<br />
einen gesunden Patriotismus<br />
gefordert. „Wir dürfen die<br />
Nationalsymbole nicht den<br />
Rechtspopulisten überlassen.<br />
Ein offener und gesunder<br />
Patriotismus ist doch etwas,<br />
was sich viele Menschen<br />
wünschen“, sagte er „Focus“.<br />
DNA-Probe vonMigranten<br />
Washington –Die US-Regierung<br />
will DNA-Proben<br />
von Migranten nehmen lassen,<br />
die bei der illegalen Einreise<br />
festgenommen oder bereits<br />
festgehalten werden.<br />
Die genetischen Informationen<br />
sollen in einer nationalen<br />
Datenbank mit Straftätern<br />
gespeichert werden.