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Berliner Kurier 04.10.2019

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Europäer<br />

zweifeln am<br />

Johnson-Plan<br />

Brexit: Britischer Premier hat Alternativkonzept<br />

zum umstrittenen Backstop vorgelegt<br />

Brüssel –Der britische Premierminister<br />

Boris Johnson<br />

hat Brüssel zu Entgegenkommen<br />

im Streit um das EU-Austrittsabkommen<br />

aufgerufen.<br />

„Wir haben große Flexibilität<br />

gezeigt“, so Johnson im Parlament<br />

in London zu seinen neuen<br />

Brexit-Vorschlägen. Nun<br />

sei es an der EU, Zugeständnisse<br />

zu machen. Sollten die<br />

Europäer keinen „entsprechenden<br />

Willen“ zeigen, bliebe<br />

Großbritannien nichts anderes<br />

übrig, als am 31. Oktober<br />

ohne Abkommen auszuscheiden.<br />

Oppositionschef Jeremy<br />

Corbyn warnte hingegen, die<br />

Pläne der Regierung gefährdeten<br />

das Karfreitags-Friedensabkommen<br />

von 1998, das den<br />

jahrzehntelangen blutigen<br />

Konflikt in Nordirland been-<br />

„Ich habe einen Plan“, triumphiert<br />

Boris Johnson. Hat er wirklich?<br />

Foto: Kirsty Wigglesworth/AP<br />

SPD hat Kipppunkt überschritten<br />

Das Leben kann so ungerecht<br />

sein –auchgegenüber<br />

Parteien. Zum Beispiel<br />

gegenüber der SPD. DiePartei<br />

macht inder Großen Koalition<br />

ordentliche Politik,<br />

setzt viele ihrer sozial- und<br />

gesellschaftspolitischen Versprechen<br />

durch. Aber keiner<br />

dankt es ihr. Die SPDhat anerkannte<br />

Kabinettsmitglieder<br />

wie Familienministerin<br />

Franziska Giffey, Außenminister<br />

Heiko Maas und Sozialminister<br />

Hubertus Heil.<br />

Aberkeiner dankt es ihr.<br />

dete.<br />

Johnson will mit den Vorschlägen<br />

erreichen, dass die<br />

als Backstop bezeichnete Garantieklausel<br />

für eine offene<br />

Grenze zwischen dem britischen<br />

Nordirland und dem<br />

EU-Mitglied Irland aus dem<br />

EU-Austrittsabkommen gestrichen<br />

wird. Der Backstop<br />

sollte dafür sorgen, dass an der<br />

inneririschen Grenze keine<br />

Waren- und Zollkontrollen<br />

notwendig sind. Johnson will<br />

als Ersatz eine komplizierte<br />

Regelung, die Zollkontrollen<br />

erforderlich machen würde,<br />

wenn auch nicht direkt an der<br />

Grenze.<br />

Johnson schlägt auch vor,<br />

dass in Nordirland weiter EU-<br />

Standards für Agrarprodukte<br />

und andere Waren gelten. Das<br />

ist der EU wichtig, um ihren<br />

Binnenmarkt zu schützen. Allerdings<br />

will Johnson die Entscheidung,<br />

wie lange das gilt,<br />

in die Hand des nordirischen<br />

Regionalparlaments legen. Die<br />

Volksvertreter sollen alle vier<br />

Jahre entscheiden, ob es dabei<br />

bleibt. Die EU-Kommission<br />

forderte Johnson zu Klarstellungen<br />

auf. Zu dem Text habe<br />

man viele Fragen, sagte eine<br />

Kommissionssprecherin. „Es<br />

gibt problematische Punkte im<br />

britischen Vorschlag, und<br />

mehr Arbeit ist nötig.“<br />

Deutsche sehen sie eher skeptisch: GretaThunberg.<br />

Nobelpreis für Greta?<br />

Deutsche sagen Nein<br />

Laut einerRND-Umfrage sind 66 Prozent dagegen<br />

Im Gegenteil: sie stürztinder<br />

Wählergunst immer weiter<br />

ab –auf zuletzt nur noch 13<br />

Prozent, noch hinter der<br />

AfD. Die SPD hat offenbar<br />

den Punkt überschritten, vor<br />

dem sich beim Klimawandel<br />

die Experten fürchten –den<br />

Kipppunkt, ab dem es kein<br />

Zurückmehrgibt.<br />

Ein anderes Beispiel: die<br />

Grünen. Sie machen nichts,<br />

weil sie das als Oppositionsparteigar<br />

nichtkönnen. Dennoch<br />

steigen sie in den Umfragen.<br />

Ihr Chef Robert Habeck<br />

leistet sich einen Ausrutscher<br />

nach dem anderen.<br />

Erst sprach erBayern, dann<br />

Thüringen die Demokratie<br />

ab. Und schließlich offenbarte<br />

er eine für einen Spitzenpolitiker<br />

ungeahnte Unkenntnis<br />

der Pendlerpauschaleund<br />

blamierte sichvor<br />

laufenden Kameras. Dennoch<br />

steigen die Grünen in<br />

den Umfragen Woche für<br />

Woche –zuletzt auf 27 Prozent,gleichauf<br />

mit der CDU/<br />

CSU.<br />

Der Unterschied: die einen<br />

Berlin – Den Alternativen<br />

Nobelpreis hat Greta Thunberg<br />

bereits bekommen. Mit<br />

ihrer Wutrede vor den Vereinten<br />

Nationen ist die Klimaschutzaktivistin<br />

auch auf<br />

Ablehnung und Kritik gestoßen.<br />

So haben sich zwei Drittel<br />

der Deutschen gegen eine<br />

Auszeichnung der Klimaschutzaktivistin<br />

Greta Thunberg<br />

mit dem Friedensnobelpreis<br />

ausgesprochen, geht<br />

aus dem neuen RND-Wahlmonitor<br />

hervor, einer Repräsentativbefragung<br />

des Meinungsinstituts<br />

YouGov im<br />

Auftrag des RedaktionsNetzwerks<br />

Deutschland (RND).<br />

Auf die Frage, ob Thunberg<br />

den Friedensnobelpreis<br />

erhalten sollte, antworteten<br />

66 Prozent mit Nein sowie 15<br />

Prozent mit Ja. Nicht festlegen<br />

(„Weiß nicht“) wollten<br />

sich 19 Prozent. Am 11. Oktober<br />

wird in Oslo bekannt gegeben,<br />

wer in diesem Jahr<br />

den Friedensnobelpreis erhalten<br />

wird.<br />

Eine deutliche Mehrheit<br />

spricht sich auch gegen die<br />

Pläne von Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer zur<br />

Aufnahme von aus dem Mittelmeer<br />

geretteten Flüchtlingen<br />

aus. Der CSU-Politiker<br />

hatte erklärt, Deutschland<br />

könne ein Viertel aller aus<br />

dem Mittelmeer Geretteten<br />

aufnehmen.<br />

Spreng-<br />

Stoff<br />

Der Journalist<br />

und Politik-Berater<br />

Michael H. Spreng<br />

schreibt<br />

jeden Freitag<br />

im KURIER<br />

surfen auf dem Zeitgeist, die<br />

anderenrennen ihm atemlos<br />

hinterher – gefesselt vom<br />

Ballast vergangener Jahre.<br />

Das Leben kannsoungerecht<br />

sein …<br />

Foto: Paul Chiasson/AP<br />

Foto: UPI Photo/imago images<br />

Foto: J. Heinrich/imago images<br />

SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Freitag, 4. Oktober 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Wütender Trump<br />

Washington –Contenance<br />

zu wahren ist nicht die Stärke<br />

Donald Trumps. Bei der<br />

Pressekonferenz mit Finnlands<br />

Präsident Sauli Niinistö<br />

pöbelte der von Amtsenthebung<br />

bedrohte Präsident dermaßen,<br />

dass Niinistö witzelte:<br />

„Was Sie hier haben, ist<br />

eine großartige Demokratie.<br />

Führen Sie sie weiter.“<br />

Einheitsfeier in Kiel<br />

Kiel –Offizieller Festakt<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

in der Kieler Sparkassen-Arena:<br />

Als Bundesratspräsident<br />

warnte Schleswig-<br />

Holsteins Ministerpräsident<br />

Daniel Günther vor dem<br />

Missbrauch des Wortes<br />

„Wende“ in der politischen<br />

Auseinandersetzung durch<br />

die AfD.<br />

Seehofer in der Türkei<br />

Ankara –Weil wieder mehr<br />

Flüchtlinge aus der Türkei<br />

auf den griechischen Inseln<br />

ankommen, reist Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer<br />

(CSU) nach Ankara. Vor allem<br />

geht es um den kriselnden<br />

EU-Türkei-Flüchtlingspakt.<br />

Lässt die türkische Regierung<br />

die Lage eskalieren?<br />

Patriotismus nötig<br />

Berlin –Der CDU-Abgeordnete<br />

Philipp Amthor hat<br />

einen gesunden Patriotismus<br />

gefordert. „Wir dürfen die<br />

Nationalsymbole nicht den<br />

Rechtspopulisten überlassen.<br />

Ein offener und gesunder<br />

Patriotismus ist doch etwas,<br />

was sich viele Menschen<br />

wünschen“, sagte er „Focus“.<br />

DNA-Probe vonMigranten<br />

Washington –Die US-Regierung<br />

will DNA-Proben<br />

von Migranten nehmen lassen,<br />

die bei der illegalen Einreise<br />

festgenommen oder bereits<br />

festgehalten werden.<br />

Die genetischen Informationen<br />

sollen in einer nationalen<br />

Datenbank mit Straftätern<br />

gespeichert werden.

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