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Berliner Kurier 16.10.2019

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SEITE19<br />

Bunte Juwelen zum<br />

Schnäppchenpreis,<br />

angeboten per Teleshopping<br />

–das ist<br />

das Geschäftsmodell<br />

vonElumeo.<br />

Fotos: Elumeo<br />

er Schmuckhändler<br />

ide<br />

gehen. Der Konzern soll demnach<br />

Schmuck bestellt und den<br />

thailändischen Betrieb dann<br />

auf offenen Rechnungen in Höhe<br />

von mehr als 35 Millionen<br />

Euro sitzen gelassen haben.<br />

Abfindungen sind in Thailand<br />

gesetzlich vorgeschrieben. Gegen<br />

die Ex-Manager läuft jetzt<br />

ein Strafrechtsverfahren, weil<br />

die Firma den Mitarbeitern<br />

die Leistung und Gehälter<br />

schuldig blieb. „Unsere<br />

Rechtsberater haben uns<br />

mitgeteilt, dass wir ins<br />

Gefängnis kommen,<br />

wenn wir nicht die vollen<br />

Gehälter zahlen“,<br />

sagt Taralapt Vrasarinnop,<br />

einer der Manager,<br />

„das Gesetz ist da ganz klar<br />

und wird in Thailand hart<br />

umgesetzt.“<br />

Boyé weist die Vorwürfe zurück.<br />

Zwar bestreitet er nicht,<br />

dass es unbeglichene Rechnungen<br />

von 35 Millionen Euro gab.<br />

Dem aber stünden Forderungen<br />

in gleicher Höhe gegenüber,<br />

ausstehende Gewinnausschüttungen,<br />

beides hebe sich<br />

auf. Die Gegenseite sagt: Diese<br />

Gewinne gebe es nur in den Bilanzen.<br />

„Auf dem Papier sieht<br />

es so aus, als habe PWK Gewinne<br />

gemacht“, sagt ein Sprecher<br />

des thailändischen Investors<br />

Teerasak Jamratkittiwan, „die<br />

Wahrheit ist aber, dass die Gelder<br />

nie geflossen sind.“<br />

Boyé argumentiert: „So funktioniert<br />

das nicht. Die offenen<br />

Rechnungen wurden mit den<br />

Gewinnen verrechnet, die die<br />

PWK noch auszuzahlen hatte.“<br />

Derweil ziehen die Vorfälle<br />

Kreise. Vor einigen Wochen<br />

protestierten laut Presseberichten<br />

Hunderte frühere<br />

PWK-Arbeiter vor der deutschen<br />

Botschaft in Bangkok gegen<br />

Elumeo. Boyé weist die<br />

Schuld an ihrer Misere von<br />

sich. „Faktisch ist es so, dass es<br />

Abfindungen sind, die von der<br />

PWK geschuldet werden und<br />

die PWK zum Zeitpunkt dessen<br />

mehr als ausreichend Mittel<br />

zur Verfügung hatte, diese Abfindungen<br />

zu zahlen.“<br />

Juwelo TV sendet täglich von<br />

acht Uhr morgens bis zwei Uhr<br />

nachts aus Berlin. Aber die Geschäfte<br />

laufen nicht gut. 2018<br />

brachen die Umsätze um 20<br />

Prozent ein. Im Geschäftsbericht<br />

2018 warnt der Konzern<br />

vor drohenden Liquiditätsrisiken,<br />

möglicher Zahlungsunfähigkeit.<br />

Die Idee vom Luxus für<br />

alle ging also nicht auf, strittig<br />

ist nur, wer daran schuld ist.<br />

Von dem konzerneigenen<br />

Werk in Chanthaburi hatte sich<br />

der Konzern eine effizientere<br />

Fertigung versprochen: „Mit<br />

knapp 750 Beschäftigten in 20<br />

Abteilungen ist die Elumeo-<br />

Manufaktur der derzeit größte<br />

Schmuckhersteller in Chanthaburi“,<br />

so stand es 2014 in einer<br />

Pressemitteilung.<br />

Für die Kredite, mit denen die<br />

Fabrik finanziert wurde, bürgten<br />

die vier Geschäftsführer<br />

persönlich. Deswegen müssen<br />

sie jetzt geradestehen, wie Vrasarinnop,<br />

einer der Geschäftsführer,<br />

sagt: „Die Bank wird all<br />

unseren Besitz und all unser<br />

künftiges Einkommen konfiszieren.<br />

Wir werden niemals<br />

wieder in der Lage sein, einen<br />

Kredit, eine Kreditkarte oder<br />

irgendeine Form von Leasing<br />

zu bekommen.“<br />

Wie es die Elumeo-Führung<br />

sieht, haben sie sich das selbst zuzuschreiben.<br />

„Am Ende des Tages<br />

ist die Fabrik kaputtgegangen,<br />

weil das thailändische Management<br />

die Fabrik nicht ordentlich<br />

geführt hat und sich<br />

möglicherweise strafrechtlich<br />

schuldig gemacht hat“, sagt Boyé.<br />

Aus dem Werk seien Vermögenswerte<br />

in Höhe von 5,5 MillionenEuro<br />

verschwunden. „Bis<br />

heute ist ungeklärt, wo dieseVermögensgegenstände<br />

geblieben<br />

sind.“ Beweise dafür hat er<br />

nicht. Die Thailänder bestreiten<br />

den Vorwurf. Die 5,5 Millionen<br />

Euro setzen sich zusammen<br />

aus einer Umsatzsteuer-<br />

Rückforderung von 1,1 Millionen<br />

Euro sowie Schmuck und<br />

Juwelen im Wert von 4,4 Millionen<br />

Euro. Die lägen noch im<br />

Tresorraum, sagt der Sprecher<br />

von Teerasak Jamratkittiwan.<br />

Nur ließen sie sich schwer zu<br />

Geld machen, es handele sich<br />

um Restposten, „billigen Kram,<br />

ein Stück hiervon, zwei Stücke<br />

davon. Daraus kann man praktisch<br />

keinen Schmuck mehr<br />

fertigen.“<br />

In Chanthaburi hat ein Arbeitsgericht<br />

jetzt die Vermögenswerte<br />

der Fabrik beschlagnahmt.<br />

Die Ex-Mitarbeiter<br />

durften das Firmengelände betreten,<br />

um das Inventar zu inspizieren<br />

und zu pfänden; sie<br />

dürfen laut Gerichtsbeschluss<br />

alles verwerten, was sie finden,<br />

Wertgegenstände, die Maschinen<br />

und sogar Teile der Gebäude<br />

selbst.

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