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SEITE19<br />
Bunte Juwelen zum<br />
Schnäppchenpreis,<br />
angeboten per Teleshopping<br />
–das ist<br />
das Geschäftsmodell<br />
vonElumeo.<br />
Fotos: Elumeo<br />
er Schmuckhändler<br />
ide<br />
gehen. Der Konzern soll demnach<br />
Schmuck bestellt und den<br />
thailändischen Betrieb dann<br />
auf offenen Rechnungen in Höhe<br />
von mehr als 35 Millionen<br />
Euro sitzen gelassen haben.<br />
Abfindungen sind in Thailand<br />
gesetzlich vorgeschrieben. Gegen<br />
die Ex-Manager läuft jetzt<br />
ein Strafrechtsverfahren, weil<br />
die Firma den Mitarbeitern<br />
die Leistung und Gehälter<br />
schuldig blieb. „Unsere<br />
Rechtsberater haben uns<br />
mitgeteilt, dass wir ins<br />
Gefängnis kommen,<br />
wenn wir nicht die vollen<br />
Gehälter zahlen“,<br />
sagt Taralapt Vrasarinnop,<br />
einer der Manager,<br />
„das Gesetz ist da ganz klar<br />
und wird in Thailand hart<br />
umgesetzt.“<br />
Boyé weist die Vorwürfe zurück.<br />
Zwar bestreitet er nicht,<br />
dass es unbeglichene Rechnungen<br />
von 35 Millionen Euro gab.<br />
Dem aber stünden Forderungen<br />
in gleicher Höhe gegenüber,<br />
ausstehende Gewinnausschüttungen,<br />
beides hebe sich<br />
auf. Die Gegenseite sagt: Diese<br />
Gewinne gebe es nur in den Bilanzen.<br />
„Auf dem Papier sieht<br />
es so aus, als habe PWK Gewinne<br />
gemacht“, sagt ein Sprecher<br />
des thailändischen Investors<br />
Teerasak Jamratkittiwan, „die<br />
Wahrheit ist aber, dass die Gelder<br />
nie geflossen sind.“<br />
Boyé argumentiert: „So funktioniert<br />
das nicht. Die offenen<br />
Rechnungen wurden mit den<br />
Gewinnen verrechnet, die die<br />
PWK noch auszuzahlen hatte.“<br />
Derweil ziehen die Vorfälle<br />
Kreise. Vor einigen Wochen<br />
protestierten laut Presseberichten<br />
Hunderte frühere<br />
PWK-Arbeiter vor der deutschen<br />
Botschaft in Bangkok gegen<br />
Elumeo. Boyé weist die<br />
Schuld an ihrer Misere von<br />
sich. „Faktisch ist es so, dass es<br />
Abfindungen sind, die von der<br />
PWK geschuldet werden und<br />
die PWK zum Zeitpunkt dessen<br />
mehr als ausreichend Mittel<br />
zur Verfügung hatte, diese Abfindungen<br />
zu zahlen.“<br />
Juwelo TV sendet täglich von<br />
acht Uhr morgens bis zwei Uhr<br />
nachts aus Berlin. Aber die Geschäfte<br />
laufen nicht gut. 2018<br />
brachen die Umsätze um 20<br />
Prozent ein. Im Geschäftsbericht<br />
2018 warnt der Konzern<br />
vor drohenden Liquiditätsrisiken,<br />
möglicher Zahlungsunfähigkeit.<br />
Die Idee vom Luxus für<br />
alle ging also nicht auf, strittig<br />
ist nur, wer daran schuld ist.<br />
Von dem konzerneigenen<br />
Werk in Chanthaburi hatte sich<br />
der Konzern eine effizientere<br />
Fertigung versprochen: „Mit<br />
knapp 750 Beschäftigten in 20<br />
Abteilungen ist die Elumeo-<br />
Manufaktur der derzeit größte<br />
Schmuckhersteller in Chanthaburi“,<br />
so stand es 2014 in einer<br />
Pressemitteilung.<br />
Für die Kredite, mit denen die<br />
Fabrik finanziert wurde, bürgten<br />
die vier Geschäftsführer<br />
persönlich. Deswegen müssen<br />
sie jetzt geradestehen, wie Vrasarinnop,<br />
einer der Geschäftsführer,<br />
sagt: „Die Bank wird all<br />
unseren Besitz und all unser<br />
künftiges Einkommen konfiszieren.<br />
Wir werden niemals<br />
wieder in der Lage sein, einen<br />
Kredit, eine Kreditkarte oder<br />
irgendeine Form von Leasing<br />
zu bekommen.“<br />
Wie es die Elumeo-Führung<br />
sieht, haben sie sich das selbst zuzuschreiben.<br />
„Am Ende des Tages<br />
ist die Fabrik kaputtgegangen,<br />
weil das thailändische Management<br />
die Fabrik nicht ordentlich<br />
geführt hat und sich<br />
möglicherweise strafrechtlich<br />
schuldig gemacht hat“, sagt Boyé.<br />
Aus dem Werk seien Vermögenswerte<br />
in Höhe von 5,5 MillionenEuro<br />
verschwunden. „Bis<br />
heute ist ungeklärt, wo dieseVermögensgegenstände<br />
geblieben<br />
sind.“ Beweise dafür hat er<br />
nicht. Die Thailänder bestreiten<br />
den Vorwurf. Die 5,5 Millionen<br />
Euro setzen sich zusammen<br />
aus einer Umsatzsteuer-<br />
Rückforderung von 1,1 Millionen<br />
Euro sowie Schmuck und<br />
Juwelen im Wert von 4,4 Millionen<br />
Euro. Die lägen noch im<br />
Tresorraum, sagt der Sprecher<br />
von Teerasak Jamratkittiwan.<br />
Nur ließen sie sich schwer zu<br />
Geld machen, es handele sich<br />
um Restposten, „billigen Kram,<br />
ein Stück hiervon, zwei Stücke<br />
davon. Daraus kann man praktisch<br />
keinen Schmuck mehr<br />
fertigen.“<br />
In Chanthaburi hat ein Arbeitsgericht<br />
jetzt die Vermögenswerte<br />
der Fabrik beschlagnahmt.<br />
Die Ex-Mitarbeiter<br />
durften das Firmengelände betreten,<br />
um das Inventar zu inspizieren<br />
und zu pfänden; sie<br />
dürfen laut Gerichtsbeschluss<br />
alles verwerten, was sie finden,<br />
Wertgegenstände, die Maschinen<br />
und sogar Teile der Gebäude<br />
selbst.