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HINTERGRUND<br />
Zwölf Tage<br />
weniger<br />
Die Bundesländer Berlin<br />
und Hamburgwollen, dass<br />
sich die Sommerferien<br />
bundesweit nicht mehr<br />
über 85 Tage, sondern nur<br />
noch 72 Tagen erstrecken.<br />
Politisch gibt es dafür viel<br />
Zuspruch. Doch es gibt<br />
auch massiveKritik.Die<br />
Tourismusindustrie würde<br />
rein rechnerisch zwölf<br />
Umsatz-starkeTage verlieren.<br />
Deswegen warnt<br />
sie schon einmal vorsteigenden<br />
Kosten.<br />
Schluss<br />
mit dem<br />
Ferien-Jojo!<br />
Von<br />
ELMAR SCHÜTZE<br />
Es ist jeden Sommer das<br />
Gleiche. Während viele<br />
Bundesländer –darunter<br />
auch Berlin –teils schon im Juni<br />
ihre Schüler und Lehrer in<br />
die großen Ferien schicken<br />
(siehe Tabelle), sind Baden-<br />
Württemberg und Bayern stets<br />
zuletzt dran. Was wie eine Formalie<br />
klingt –immerhin haben<br />
alle sechseinhalb Wochen Ferien<br />
–ist aus Sicht der „frühen“<br />
Länder eine Ungleichbehandlung.<br />
Das will Berlin jetzt ändern.<br />
Doch dass der Vorstoß gelingt,<br />
ist nicht sicher. Unter anderem<br />
der Lobbyismus der<br />
Wirtschaft steht dagegen.<br />
Es ist so etwas wie eine Angriff<br />
des Nordens auf die Ferienpfründe<br />
des Südens, den Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres<br />
(SPD) heute auf der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) im<br />
KMK-Sekretariat in der Taubenstraße<br />
in Mitte führen will.<br />
Zusammen mit ihrem Hamburger<br />
Amtskollegen Ties Rabe<br />
(auch SPD) will Scheeres einen<br />
Vorschlag einbringen, der die<br />
Sommerferien neu organisieren<br />
soll. Die Ferien sollen nur<br />
noch zwischen 1. Juli und<br />
10. September stattfinden.<br />
Die Ferien bis 2024 stehen<br />
fest. Nun soll die Zeit von 2025<br />
bis 2030 geregelt werden. Ein<br />
Blick auf den Ferienkalender<br />
der nächsten drei Jahre zeigt:<br />
In Mecklenburg-Vorpommern<br />
beginnen 2020 die Ferien am<br />
22. Juni. Ein Jahr später gehört<br />
das Bundesland erneut zur Vorhut<br />
–wie auch in Schleswig-<br />
Holstein geht’s am 21. Juni in<br />
die Ferien. 2022 ist Nordrhein-<br />
Westfalen Frühbucher (27. Juni).<br />
Berlin startet am 25. Juni<br />
(2020), am 24. Juni (2021) und<br />
am 7. Juli (2022). Im Süden enden<br />
die Ferien stets erst in der<br />
zweiten September-Woche.<br />
Dahinter steckt ein rollierendes<br />
System. Jeder –bis auf Baden-Württemberg<br />
und Bayern<br />
–gehört mal zu den frühen, mal<br />
Berlin und Hamburgwollen besser planen können<br />
und deswegen die schulfreie Zeit im Sommer anders<br />
organisieren. Doch die Urlaubsindustrie ist dagegen<br />
zu den mittleren Ferienstartern.<br />
Dieser Wechsel macht die<br />
Planung des zweiten Schulhalbjahres<br />
stets kompliziert.<br />
Schließlich bedeuten frühe Ferien<br />
ein kürzeres Halbjahr, und<br />
damit weniger Zeit zur Vorbereitung<br />
von Prüfungen. Insbesondere<br />
beim Abitur, das bundesweit<br />
vergleichbar sein soll,<br />
seien die Unterschiede groß.<br />
Nach Worten eines Sprechers<br />
von Scheeres gehe es nicht darum,<br />
die gestaffelte Ferienregelung<br />
aufzugeben. Niemand<br />
wolle Einheitsferien. Tatsächlich<br />
wolle man, dass „mehrere<br />
Varianten einer regionalen<br />
Staffelung geprüft werden –<br />
mit oder ohne Rotation“. Bisher<br />
rotieren alle außer Baden-<br />
Württemberg und Bayern.<br />
Die beiden Südländer sind<br />
von jeher davon ausgenommen.<br />
Der historische Grund ist, dass<br />
beide einst agrarisch strukturiert<br />
waren. Die Kinder sollten<br />
bei der Ernte helfen und nicht<br />
etwa zu der Zeit in der Schule<br />
sitzen. Doch das ist längst vorbei,<br />
heute sind Baden-Württemberg<br />
und Bayern starke Industriestandorte.<br />
Kein Grund