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Berliner Kurier 17.10.2019

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HINTERGRUND<br />

Zwölf Tage<br />

weniger<br />

Die Bundesländer Berlin<br />

und Hamburgwollen, dass<br />

sich die Sommerferien<br />

bundesweit nicht mehr<br />

über 85 Tage, sondern nur<br />

noch 72 Tagen erstrecken.<br />

Politisch gibt es dafür viel<br />

Zuspruch. Doch es gibt<br />

auch massiveKritik.Die<br />

Tourismusindustrie würde<br />

rein rechnerisch zwölf<br />

Umsatz-starkeTage verlieren.<br />

Deswegen warnt<br />

sie schon einmal vorsteigenden<br />

Kosten.<br />

Schluss<br />

mit dem<br />

Ferien-Jojo!<br />

Von<br />

ELMAR SCHÜTZE<br />

Es ist jeden Sommer das<br />

Gleiche. Während viele<br />

Bundesländer –darunter<br />

auch Berlin –teils schon im Juni<br />

ihre Schüler und Lehrer in<br />

die großen Ferien schicken<br />

(siehe Tabelle), sind Baden-<br />

Württemberg und Bayern stets<br />

zuletzt dran. Was wie eine Formalie<br />

klingt –immerhin haben<br />

alle sechseinhalb Wochen Ferien<br />

–ist aus Sicht der „frühen“<br />

Länder eine Ungleichbehandlung.<br />

Das will Berlin jetzt ändern.<br />

Doch dass der Vorstoß gelingt,<br />

ist nicht sicher. Unter anderem<br />

der Lobbyismus der<br />

Wirtschaft steht dagegen.<br />

Es ist so etwas wie eine Angriff<br />

des Nordens auf die Ferienpfründe<br />

des Südens, den Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres<br />

(SPD) heute auf der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) im<br />

KMK-Sekretariat in der Taubenstraße<br />

in Mitte führen will.<br />

Zusammen mit ihrem Hamburger<br />

Amtskollegen Ties Rabe<br />

(auch SPD) will Scheeres einen<br />

Vorschlag einbringen, der die<br />

Sommerferien neu organisieren<br />

soll. Die Ferien sollen nur<br />

noch zwischen 1. Juli und<br />

10. September stattfinden.<br />

Die Ferien bis 2024 stehen<br />

fest. Nun soll die Zeit von 2025<br />

bis 2030 geregelt werden. Ein<br />

Blick auf den Ferienkalender<br />

der nächsten drei Jahre zeigt:<br />

In Mecklenburg-Vorpommern<br />

beginnen 2020 die Ferien am<br />

22. Juni. Ein Jahr später gehört<br />

das Bundesland erneut zur Vorhut<br />

–wie auch in Schleswig-<br />

Holstein geht’s am 21. Juni in<br />

die Ferien. 2022 ist Nordrhein-<br />

Westfalen Frühbucher (27. Juni).<br />

Berlin startet am 25. Juni<br />

(2020), am 24. Juni (2021) und<br />

am 7. Juli (2022). Im Süden enden<br />

die Ferien stets erst in der<br />

zweiten September-Woche.<br />

Dahinter steckt ein rollierendes<br />

System. Jeder –bis auf Baden-Württemberg<br />

und Bayern<br />

–gehört mal zu den frühen, mal<br />

Berlin und Hamburgwollen besser planen können<br />

und deswegen die schulfreie Zeit im Sommer anders<br />

organisieren. Doch die Urlaubsindustrie ist dagegen<br />

zu den mittleren Ferienstartern.<br />

Dieser Wechsel macht die<br />

Planung des zweiten Schulhalbjahres<br />

stets kompliziert.<br />

Schließlich bedeuten frühe Ferien<br />

ein kürzeres Halbjahr, und<br />

damit weniger Zeit zur Vorbereitung<br />

von Prüfungen. Insbesondere<br />

beim Abitur, das bundesweit<br />

vergleichbar sein soll,<br />

seien die Unterschiede groß.<br />

Nach Worten eines Sprechers<br />

von Scheeres gehe es nicht darum,<br />

die gestaffelte Ferienregelung<br />

aufzugeben. Niemand<br />

wolle Einheitsferien. Tatsächlich<br />

wolle man, dass „mehrere<br />

Varianten einer regionalen<br />

Staffelung geprüft werden –<br />

mit oder ohne Rotation“. Bisher<br />

rotieren alle außer Baden-<br />

Württemberg und Bayern.<br />

Die beiden Südländer sind<br />

von jeher davon ausgenommen.<br />

Der historische Grund ist, dass<br />

beide einst agrarisch strukturiert<br />

waren. Die Kinder sollten<br />

bei der Ernte helfen und nicht<br />

etwa zu der Zeit in der Schule<br />

sitzen. Doch das ist längst vorbei,<br />

heute sind Baden-Württemberg<br />

und Bayern starke Industriestandorte.<br />

Kein Grund

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