STAHL + TECHNIK 11 2019 Leseprobe
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36 | STATEMENT<br />
Primetals Technologies will Umwelt für künftige Generationen bewahren<br />
Die Zukunft der Stahlerzeugung ist grün<br />
Die Zukunft der Stahlerzeugung muss grün und nachhaltig sein, ist Satoru Iijima, CEO von Primetals<br />
Technologies, überzeugt. In diesem Artikel zeigt S. Iijima auf, dass die gesellschaftlichen und politischen<br />
Reaktionen auf den Klimawandel global sehr unterschiedlich ausfallen – mit weitreichenden Konsequenzen für<br />
die Stahlindustrie. Weltweit einheitliche Klimaziele werden schwer zu etablieren sein, glaubt S. Iijima, aber<br />
dennoch können Stahlproduzenten mit gezielten Maßnahmen und innovativen Lösungen ihren langfristigen<br />
Erfolg sicherstellen.<br />
W<br />
enn Sie die Nachrichten verfolgen,<br />
wird Ihnen der Name Greta<br />
Thunberg bekannt sein. Im September<br />
<strong>2019</strong> – dem Zeitpunkt, an dem ich<br />
diesen Artikel schreibe – hat die junge Klimaaktivistin<br />
gerade per Segelboot den<br />
Atlantik überquert, um vor den Vereinten<br />
Nationen zu sprechen. Die Reise vom englischen<br />
Plymouth nach New York dauerte<br />
knapp 15 Tage und war durchaus entbehrungsreich:<br />
Das Boot hatte weder normale<br />
Betten noch Toiletten oder abgetrennte<br />
Räume. Es war keine komfortable Art zu<br />
reisen, aber dafür eine klimaneutrale. Das<br />
Boot hatte Solaranlagen und Wasserkraftgeneratoren<br />
installiert, um den Stromverbrauch<br />
sicherzustellen, und die Antriebsform<br />
war Wind.<br />
Globale Klimaziele<br />
In vielen Gesellschaften zeichnet sich eine<br />
neue Haltung ab, die sich in gewandelten<br />
Werten und Prioritäten niederschlägt –<br />
und in einer veränderten Vorstellung<br />
davon, was technologische Innovation<br />
ausmacht. Zahlreiche Regierungen und Firmen<br />
haben sich zu Klimazielen verpflichtet.<br />
Allerdings gibt es einen Punkt, in dem<br />
sie sich teils gravierend unterscheiden,<br />
nämlich den Zeitpunkt, bis zu dem sie ihr<br />
Ziel erreichen wollen.<br />
Nicht weniger als 77 Länder – darunter<br />
Großbritannien, Frankreich, Deutschland<br />
und Österreich – planen, den Ausstoß von<br />
Treibhausgasen bis 2050 auf null zu reduzieren.<br />
Finnland will bis 2035 klimaneutral<br />
sein, während Norwegen dies für 2030<br />
plant und vorhat, die Zulassung neuer Benziner<br />
und Dieselautos ab 2025 zu verbieten.<br />
Und obwohl die Regierung der Vereinigten<br />
Staaten sich noch keinem<br />
Klimaziel verschrieben hat, haben doch<br />
einige amerikanische Bundesstaaten die<br />
Initiative ergriffen – unter anderem Kalifornien,<br />
New Mexico und Washington. Sie<br />
alle beabsichtigen, künftig ausschließlich<br />
erneuerbare Energiequellen zu verwenden.<br />
Auch in der Privatwirtschaft gibt es Klimainitiativen.<br />
Das Spektrum der Akteure<br />
rankt von kleinen Firmen bis hin zu internationalen<br />
Großkonzernen. Amazon, einer<br />
der Riesen im Bereich des Onlinehandels,<br />
hat sich kürzlich dazu verpflichtet, bis 2040<br />
CO 2 -neutral zu sein. Siemens, einer der<br />
zwei primären Gründerkonzerne von<br />
Primetals Technologies, peilt 2030 an und<br />
sieht vor, seine Produktionsstätten ausschließlich<br />
mit grüner Energie zu betreiben.<br />
Andere Firmen haben ähnliche Vorhaben<br />
angekündigt, und wenn ihnen dafür<br />
nun Aufmerksamkeit und Medieninteresse<br />
zuteilwird, so haben sie diese verdient.<br />
Allerdings sehe ich im Umfeld von Klimaneutralität<br />
und Emissionszielen auch eine<br />
zentrale Herausforderung, von der ich<br />
glaube, dass sie bisweilen übersehen oder<br />
unterschätzt wird.<br />
Ein gemeinsames Ziel<br />
Um diese Herausforderung zu beschreiben,<br />
möchte ich Greta Thunberg zitieren.<br />
Nach ihrem Eintreffen in New York am<br />
Ende ihrer langen Atlantiküberquerung<br />
wandte sie sich an die Presse und sagte:<br />
„Wir müssen geschlossen die Initiative<br />
ergreifen und handeln, denn sonst könnte<br />
es zu spät sein.“ Sie fügte hinzu, die „Klimakrise<br />
ist eine globale ökologische Krise<br />
und die größte, die die Menschheit je<br />
gesehen hat.“ Nun bin ich von Thunbergs<br />
Mut sehr beeindruckt und bin auch überzeugt<br />
davon, dass unser Planet von einem<br />
nachhaltigeren Umgang mit seinen Ressourcen<br />
profitieren wird. Aber ich denke<br />
auch, dass es eine Hürde gibt, über die wir<br />
nicht hinwegsehen sollten. Die Vorstellung,<br />
es gebe ein „wir“, das es vermag, die<br />
Gesamtheit der Weltbevölkerung in sich<br />
zu vereinen, kann dazu führen, dass Dinge<br />
einfacher erscheinen als sie sind. Dieses<br />
Satoru Iijima, CEO und Vorstandsvorsitzender, Primetals Technologies, Ltd.,<br />
London, Großbritannien.<br />
Satoru Iijima, CEO und Vorstandsvorsitzender<br />
von Primetals Technologies<br />
(Foto: Primetals Technologies)<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>