STAHL + TECHNIK 11 2019 Leseprobe
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<strong>11</strong>0 | <strong>STAHL</strong>HANDEL<br />
Grad der Digitalisierung zwischen Händler und Verarbeiter ist sehr unterschiedlich<br />
Verschiedene Produktivitätssteigerungen im<br />
Stahlhandel<br />
Ob es einen Sinn ergibt, die Produktivität im Bestellwesen beim Stahleinkauf digital immer weiter zu steigern,<br />
hängt stark von den einkaufenden Branchen ab. Wenn z.B. Schlossereien, Stahlbauer oder Industriebetriebe<br />
Stahlprodukte beim Stahlhandel oder Produktionsverbindungshandel bestellen, wird dies je nach Ausgangsbasis<br />
unterschiedlich zu beantworten sein. Wie das Bestellwesen des Handels aus Sicht der Kundenseite in der<br />
Praxis aussieht, wird kurz vorgestellt.<br />
Übersicht der Digitalisierung von Bestellungen nach Branchen<br />
Stahlhandel Eisenwaren Baustoffe Fliesen Elektro Sanitär/Heizung/Klima<br />
0 – 5 % 32 % 10 % 15 – 20 % 25 – 30 % bis 38 %<br />
E<br />
s gibt heute Stahlhändler, die über ihre<br />
verschiedenen Vertriebskanäle von<br />
ihren Industriekunden 20–30 % der<br />
Auftragseingangspositionen per EDV d. h.<br />
digitalisiert erhalten. Dazu gehören z.B.<br />
Klöckner in Deutschland und Frankstahl in<br />
Österreich.<br />
Der größte Teil der Händler bekommt<br />
jedoch nur 0 bis 5 % der Bestellungen auf<br />
diese Weise. Wie vor allem aus dem Produktionsverbindungshandel<br />
(PVH) zu<br />
erfahren war, sind die mittleren und kleineren<br />
Kunden (z.B. Schlosser) konservativ<br />
gesinnt. Auch sind die Bestellungen und<br />
Produkte im letzten Detail nicht direkt einzeln<br />
quantifizierbar, wie in verwandten<br />
Branchen, z.B. bei Installateuren bzw.<br />
Sanitärinstallateurprodukten, wo dies<br />
objektweise der Fall ist.<br />
Der Schlosser z.B. bestellt für mehrere<br />
Arbeiten gleichzeitig die Ware und auch<br />
je Einzelprodukt, z.B. Flacheisen für mehrere<br />
Abmessungen bzw. Stangen, als er<br />
sofort braucht. Auch spielen die Preisschwankungen<br />
bei Stahl eine gewisse<br />
Rolle. Der gewollte persönliche Kontakt<br />
zum Handelssachbearbeiter ist auch von<br />
Bedeutung. Außerdem will man ganz einfach<br />
nicht „alles elektronisch“ machen,<br />
so hört man auf Anfrage, weil ja auch<br />
noch Menschen hinter den Produkten<br />
stehen.<br />
Dies mag sich in den nächsten 20 Jahren<br />
noch ändern. Es geht auf diesem<br />
Gebiet jedoch nur sehr langsam voran mit<br />
diesen Kundenkreisen. Natürlich spielt der<br />
Generationswechsel dabei auch eine Rolle.<br />
„Wir arbeiten am elektronischen Stahlshop“,<br />
so ein Mitarbeiter eines regionalen<br />
PVH, „jedoch erwarten wir keine großen<br />
Sprünge in dieser Sache.“<br />
Digitale Vernetzung<br />
Nur der Vollständigkeit halber sollen hier<br />
auch einzelne Fälle genannt werden, in<br />
denen Händler mit ihrem EDV-System an<br />
das Warenwirtschaftssystem der Kunden<br />
angebunden sind mit dem Zweck<br />
der Bestandsüberwachung des Kundenlagers.<br />
Der Händler ergänzt dann das<br />
Kundenlager bei Bedarf und mit Rücksprache,<br />
wenn Bestandsmengen eine<br />
Mindestmenge dort unterschreiten.<br />
Alternativ meldet der Kunde automatisch<br />
seinen Stücklistenbedarf und der Händler<br />
reagiert mit einem Angebot aus seinem<br />
Lager.<br />
Dazu gibt es Ausnahmen: Diese werden<br />
im Stahlhandel genutzt, wo ein Händler<br />
20 % seiner Bestellungen von einem<br />
großen Industriekunden bekommt oder in<br />
der Sparte Baustoffshops, wo 100 % der<br />
Bestellungen digitalisiert abgewickelt werden.<br />
Innerhalb des Stahlhandels erfolgen Bestellvorgänge sehr unterschiedlich (Foto:<br />
worldsteel/Roger Ball)<br />
• Ludwig Koschier, Ainring-Mitterfelden.<br />
<strong>STAHL</strong> + <strong>TECHNIK</strong> 1 (<strong>2019</strong>) Nr. <strong>11</strong>