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Berliner Kurier 10.11.2019

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BERLINER KURIER, Sonntag, 10. November 2019<br />

Kuscheln mit Papa. auf dem Sofa daheim.<br />

Bei ihm im Arm ist Zümrazufrieden.<br />

Sie ist oft heute noch heillos<br />

überfordert, obwohl ihr Mann<br />

immer wieder nachts das Kind<br />

übernimmt, wenn es unruhig<br />

ist, damit die Mutter schlafen<br />

kann.<br />

Wenn er arbeitet, koordiniert<br />

Gülsüm A. die Termine bei den<br />

diversen Helfern und Behörden<br />

– Kinderarzt, Neuropädiater,<br />

Sozialpädiatrisches Zentrum,<br />

Physiotherapeut, Logopäde,<br />

Orthopäde, Einzelfallhilfe, Eingliederungshilfe,<br />

Verhinderungspflege.<br />

Ein Full-<br />

Time-Job für die<br />

junge Frau.<br />

Katharina Veerbeek<br />

vom Verein<br />

„Traglinge e. V.“,<br />

der sich um Familien<br />

mit versorgungsintensiven<br />

Kindern kümmert:<br />

„Der medizinische<br />

Dienst der Kassen hat<br />

Zümra nicht einmal den höchsten<br />

Pflegegrad 5zugebilligt.“<br />

Fortschritte sind bei Zümra<br />

erkennbar, wenn es auch sehr<br />

kleine sind: Seit Dezember 2018<br />

hat das Kind eine Magensonde,<br />

die durch die Bauchdecke<br />

führt, weil es mit dem normalen<br />

Essvorgang so schwierig war.<br />

Fünfmal am Tag setzen die Eltern<br />

eine Spritze an, pumpen<br />

langsam die kalorienreiche,<br />

vorgefertigte Nahrung hinein,<br />

damit das Mädchen nicht erbricht.<br />

Gülsüm A.: „Ich füge<br />

Suppen oder Brühen hinzu und<br />

gebe Zümra ein bisschen davon<br />

mit dem Löffel, damit sie den<br />

Geschmack nicht vergisst.“<br />

Die Sondenernährung hat einen<br />

guten Effekt: Die häufigen<br />

Infekte, deretwegen das Kind<br />

immer wieder ins Krankenhaus<br />

muss, sind seltener geworden.<br />

Weit weg von der Familie A.,<br />

an der Lebuser Straße in Friedrichshain,<br />

befindet sich eine<br />

der sehr wenigen Einrichtungen,<br />

die schwerstbehinderte<br />

Kinder aufnehmen: Das „<strong>Berliner</strong><br />

Herz“ des Humanistischen<br />

Verbands.<br />

Leiterin Kathi Bertolini erläutert,<br />

was in ihrem Haus getan<br />

wird: „Wir haben vier Plätze<br />

für eine 24-Stunden-Betreuung<br />

und fünf für<br />

jeweils<br />

Pflegerin<br />

Kathi<br />

Bertolini:<br />

„Viele<br />

Ehen<br />

gehen kaputt.“<br />

zwölf Stunden.“<br />

Sie fährt<br />

fort: „Es geht<br />

darum, Familien<br />

zu unterstützen,<br />

deren Kinder<br />

eine lebensverkürzende<br />

Erkrankung<br />

haben. Durch die angebotene<br />

Pflege und Begleitung<br />

werden die Familien temporär<br />

entlastet, und Klinikaufenthalte<br />

können vermieden werden.<br />

So haben Eltern die Möglichkeit,<br />

sich für eine kurze Zeit<br />

eigenen Themen zu widmen<br />

oder sich um die Arbeit und die<br />

Geschwister zu kümmern.“<br />

Das solle vor allem Alleinerziehenden<br />

helfen, die rund die<br />

Hälfte der Klienten ausmachen.<br />

Sie sagt: „Viele Ehen gehen kaputt.“<br />

Die Sozialarbeiterin Madeleine<br />

Arlitt beschreibt, welche<br />

Folgen die Betreuung ihrer<br />

Kinder für die Mütter hat: „Sie<br />

sind erschöpft, übermüdet und<br />

verzweifelt. Frauen sind zwar<br />

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