Loccumer Pelikan 4/2019
Mensch und Tier
Mensch und Tier
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editorial 3<br />
Liebe Kolleg*innen!<br />
Tierisch wird es am Ende des Jahres<br />
– nicht nur wegen Ochs, Esel<br />
und der Weihnachtsgans. Der <strong>Pelikan</strong><br />
spricht auch ein wenig über<br />
sich selbst. Die früher blutige Kulturgeschichte<br />
des <strong>Pelikan</strong>s wurde später in einen christlichen<br />
Zusammenhang gestellt: Nach verschiedenen<br />
Erzählungen, in welchen die Tötung und Auferweckung<br />
der Jungen eine Rolle spielt, traten<br />
die <strong>Pelikan</strong>eltern in den Vordergrund, die ihre<br />
Jungen voller Hingabe mit dem eigenen Blut<br />
aus der elterlichen <strong>Pelikan</strong>brust ernährten, bis<br />
sie selbst starben. Geblieben ist vor allem die legendäre<br />
Symbolik der selbstlosen Liebe an die<br />
Jungen, welche aus dem eigenen Blut lebendig<br />
erhalten werden.<br />
Drei Perspektiven eröffnen Grundsatzbelange<br />
rund um die Tierethik. Simone Horstmann blickt<br />
mit ihrem theologischen Beitrag hinter die alltäglichen,<br />
situativen Fragen gesellschaftlicher<br />
Öffentlichkeit und bringt mit ihren „Bruchlinien“<br />
auch das eigene Nachdenken darüber in<br />
Gang, in welcher Weise von biblischen Schöpfungstexten<br />
her tierethische Positionen gefunden<br />
werden können. Welche Relevanz hat<br />
aber eine konkrete Ethik für die Klärung einer<br />
praktischen Frage der Tierhaltung? Beispielhaft<br />
zeigen Elena Thurner und Andreas Aigner einen<br />
Weg angewandter Ethik auf, auf welchem<br />
sie zugleich in zentrale Theorien einführen.<br />
Und drittens erörtert Peter Kunzmann die Frage<br />
der Massentierhaltung im Horizont gesellschaftlicher<br />
Wahrnehmung von Tierschutz und<br />
Tierwohl. Quer dazu beleuchtet Hans-Martin<br />
Gutmann das kulturell personifizierte Phänomen<br />
von Ausgrenzung des Un-Geheuren und<br />
stellt ihm den biblischen Umgang mit solchen<br />
Wesen(santeilen) gegenüber. Vielfältige weitere<br />
Diskussionsfelder Praxisanregungen und kulturelle<br />
Fundstücke zu diesem Themenkreis sind<br />
im Innern dieses <strong>Pelikan</strong>s zu finden.<br />
Vielleicht überlegen Sie bereits selbst, wo Sie<br />
sich verorten in den Beziehungsgefügen von<br />
Mensch und Tier und welchem „Stall“ Sie sich<br />
verbunden fühlen. Als Landwirtskind ist mir je-<br />
denfalls diese Stall-Metapher schon immer sehr<br />
nah.<br />
Manche thematischen Aspekte dieses Heftes<br />
brauchen einen weiteren Anlaufweg, einige<br />
werden deutliche Zustimmung finden, andere<br />
möglicherweise begründeten Widerspruch.<br />
Aus den Kontexten von Haustier-Freundschaft,<br />
pädagogischer Begleitung, Ernährung, Forschung<br />
etc. ergeben sich ganz unterschiedliche<br />
Beziehungen des Menschen zum Tier und<br />
umgekehrt. Selten sind diese Verhältnisse widerspruchsfrei.<br />
Und immer wird damit die Verbundenheit<br />
zum Ganzen – zum gewordenen,<br />
jetzigen und künftigen Leben in Würde – evident.<br />
So manche Frage nach Mensch und Tier ist<br />
auch eine nach globalen Zusammenhängen<br />
und globaler Verantwortung. Diese und zahlreiche<br />
weitere Themenfelder globalen Lernens<br />
stehen beim diesjährigen Lehrkräfteforum unter<br />
dem Titel Jetzt. Anders. Leben. – Globale Verantwortung<br />
teilen im Fokus – herzlich willkommen<br />
am 11. Dezember <strong>2019</strong> im CongressCentrum<br />
Hannover!<br />
Ein zweiter kleiner Programm-<strong>Pelikan</strong> für das<br />
kommende Jahr 2020 flattert Ihnen mit ins<br />
Haus, im Schnabel der große Dank für und die<br />
kleine Bitte um finanzielle Unterstützung.<br />
Weihnachten wird Gott Mensch. Legendär gehören<br />
nicht nur Engel dazu, sondern auch Tiere.<br />
Zusammen mit dem ganzen RPI wünsche ich<br />
Ihnen ein segensreiches Weihnachtsfest – kommen<br />
Sie beflügelt in ein friedvolles und lebendiges<br />
neues Jahr!<br />
Aus Loccum grüßt Sie herzlich<br />
Ihre<br />
PD Dr. Silke Leonhard<br />
Rektorin<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 4/ <strong>2019</strong>