Loccumer Pelikan 4/2019
Mensch und Tier
Mensch und Tier
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informativ 55<br />
Sodann sind die unterschiedlichen Standpunkte<br />
und Elemente miteinander ins Spiel bzw.<br />
ins Gespräch zu bringen. Am Beispiel des Milchund<br />
Fleischkonsums etwa lässt sich aufzeigen,<br />
dass die tierethische Literatur den Verzicht auf<br />
Milch- und Fleischprodukte für richtig hält. Dies<br />
hätte zur Folge, dass der Viehbestand drastisch<br />
reduziert werden müsste. Im Extremfall würde<br />
Milchvieh überflüssig werden und nur noch im<br />
Streichelzoo zu besichtigen sein. Der vollständige<br />
Verzicht auf Milch und Fleisch zieht einen<br />
Strukturwandel nach sich, der einen radikalen<br />
Eingriff in das bäuerliche Leben bedeutet. Damit<br />
ist unweigerlich die Frage nach der Gerechtigkeit<br />
verbunden. Die Reduktion von Fleischkonsum<br />
bedeutet wiederum, dass die Tieranzahl<br />
verringert würde, so dass keine Ballungsgebiete<br />
entstehen. Damit werden auch Emissionen<br />
reduziert, was sich positiv auf das Ökosystem<br />
auswirkt. Die Reduktion des Viehbestands zieht<br />
eine Preiserhöhung auf Milch- und Fleischprodukte<br />
nach sich. Mit diesen ökonomischen Veränderungen<br />
ist ebenfalls die Gerechtigkeitsfrage<br />
verbunden.<br />
Am Beispiel dieser drei Zugänge lässt sich<br />
aufzeigen, dass es jedoch letzten Endes um eine<br />
Spannung, wenn nicht gar um ein Dilemma<br />
geht. Diese Spannung betrifft die Frage nach<br />
dem gemeinsamen Leben, die immer wieder<br />
aufs Neue Generationen übergreifend im Ausgleich<br />
unterschiedlicher Interessen verhandelt<br />
werden muss. Auf Kirchen- und Gemeindeebene<br />
wird vorschnell der tierethische Standpunkt<br />
eingenommen und der Vegetarismus propagiert.<br />
Damit können ideologische Elemente verbunden<br />
sein. Vielmehr geht es in theologischer<br />
Perspektive darum, die eschatologische Spannung<br />
auszuhalten: Dass Löwe und Lamm beieinander<br />
weiden und der Löwe Stroh frisst wie das<br />
Rind, ist eine biblisch-eschatologische Heilsvorstellung<br />
(Jes 65,25), die mit dem Anbruch des<br />
Gottesreiches realisiert werden soll. Zu dieser<br />
Vorstellung gehört auch, dass Menschen weder<br />
Bosheit noch Schaden tun werden. Vegan-<br />
Trends ohne Rücksicht auf die Frage nach dem<br />
gemeinsamen Leben sind von dieser Vorstellung<br />
zu unterscheiden. Die Förderung der Unterscheidungs-<br />
und Urteilskompetenz ist Teil der<br />
religiösen Bildungsaufgabe.<br />
◆<br />
Der vollständige<br />
Verzicht auf<br />
Milch und Fleisch<br />
bedeutet einen<br />
radikalen Eingriff<br />
in das bäuerliche<br />
Leben. Damit ist<br />
unweigerlich die<br />
Frage nach der<br />
Gerechtigkeit<br />
verbunden.<br />
© Peter lrman / 123rf<br />
KIRSTEN RABE<br />
***<br />
Irgendwie hat es geholfen<br />
Vom Ablauf einer Pferdebestattung<br />
Wenn der Hamster stirbt oder<br />
der Wellensittich und es einen<br />
Garten am Haus gibt,<br />
eine Wiese oder ein Waldstück<br />
in der Nähe, dann findet<br />
sich für diese Tiere ein schöner Ort, an dem<br />
sie bestattet werden können. Auch die verstorbene<br />
Katze oder der Hund, die man schweren<br />
Herzens gehen lassen musste, werden möglichst<br />
in der Nähe des eigenen Zuhauses bestattet.<br />
So manche Blume schmückt diese Gräber,<br />
manchmal ein Rosenstrauch, auch Holzkreuze<br />
finden sich, auf denen man den Namen des Tieres<br />
lesen kann.<br />
Was aber tut man, wenn das eigene Haustier<br />
zu groß ist, um es im Garten oder am an-<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 4/ <strong>2019</strong>