Loccumer Pelikan 4/2019
Mensch und Tier
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60 informativ<br />
Inmitten der Rosapelikane<br />
sehen die<br />
Schüler*innen den<br />
auffällig langen<br />
Schnabel der Tiere<br />
mit dem kleinen<br />
Haken sowie den<br />
dehnbaren Kehlsack.<br />
© Zoo Hannover<br />
GmbH (3 Fotos)<br />
und sich längere Zeit auf die Tiere zu konzentrieren.<br />
Heutzutage nennt man dies Entschleunigung“,<br />
erklärt Zooschullehrer Erwin Bastian.<br />
Wenn dann – nach einigen Minuten – der Löwe<br />
aufsteht und sein Weibchen in Katzenart<br />
begrüßt, wird dies von den Kindern viel intensiver<br />
wahrgenommen und als spannender empfunden<br />
als die Berieselung mit Daueraktionsszenen<br />
in Tierfilmen, es ist Biologie live.<br />
Passiert doch einmal „nichts“, kommt der<br />
Plan B zum Zuge, wie Handpuppen mehrerer<br />
Löwen, mit denen nun die Jagd eines Rudels<br />
von den Schüler*innen einer Grundschule<br />
spielerisch nachgestellt werden kann. An einem<br />
Schädelreplikat können die verschiedenen<br />
Funktionen der Zahnarten erläutert werden<br />
– Biologie zum Anfassen.<br />
„Zusätzlich zu den Tieren, die immer im<br />
Vordergrund stehen, und unseren tierischen<br />
Unterrichtsmaterialien gibt es noch die Möglichkeit,<br />
hinter die Kulissen zu schauen“, so Bastian.<br />
So entdecken die Kinder die große Vielfalt<br />
von Obst und Gemüse in der Affen-Futterküche,<br />
lernen Heu und Stroh im Stall der Bisons<br />
kennen oder bestaunen lebendige Mehlwürmer<br />
und große Mengen Fleisch im Futtermagazin<br />
des Zoos.<br />
Die Tiere bestimmen<br />
„In der Zooschule geht es vor allem um die Beobachtung<br />
der Tiere, draußen im Zoo“, erklärt<br />
Zooschullehrer Erwin Bastian. Die Tiere sind es,<br />
die den genauen Ablauf des Unterrichts bestimmen<br />
und einen Schultag in der Zooschule<br />
für die Zoopädagog*innen nur begrenzt planbar<br />
machen. „Nicht selten entwickelt sich eine<br />
positive, nicht vorhersehbare Eigendynamik“,<br />
so Bastian. Bei ihren Beobachtungen der Zootiere<br />
können die Kinder körperliche Besonderheiten<br />
oder spannende Verhaltensweisen der<br />
Tiere erkennen. Das Beobachtete wird im Unterricht<br />
besprochen und in einen biologischen<br />
Kontext gesetzt.<br />
Biologie zum Anfassen<br />
Im Erlebnis-Zoo ergeben sich besondere Unterrichtsmöglichkeiten.<br />
In der begehbaren <strong>Pelikan</strong>-Anlage<br />
erleben Schulkinder Biologieunterricht<br />
zum Thema „Tiere im Wasser“ aus<br />
nächster Nähe. Inmitten der Rosapelikane sehen<br />
die Schüler*innen den auffällig langen<br />
Schnabel der Tiere mit dem kleinen Haken sowie<br />
den dehnbaren Kehlsack. Mit etwas Glück<br />
(und Geduld) können die Kinder sogar beobachten,<br />
wie die Vögel mit dem Schnabel durch<br />
das Wasser keschern, um vermeintlich Fische zu<br />
fangen. Zooschullehrer Erwin Bastian: „Schnell<br />
erkennen die Kinder, welche Vorteile die Schnabelstrukturen<br />
den <strong>Pelikan</strong>en beim Fischfang bieten<br />
und entdecken damit spielerisch Struktur-<br />
Funktions-Beziehungen.“<br />
Wer sich traut, kann die Tiere auch berühren<br />
und selbst erleben, wie sich Federn, Kehlsack<br />
und Schnabel anfühlen. „Beim Kraulen der<br />
<strong>Pelikan</strong>e entsteht eine positiv-emotionale Beziehung<br />
zu diesen Vögeln, ein Erlebnis, an das sich<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 4/ <strong>2019</strong>