Loccumer Pelikan 4/2019
Mensch und Tier
Mensch und Tier
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praktisch 35<br />
JEANETTE KANTUSER<br />
Ethische Urteilsbildung<br />
am Beispiel „Tierversuche“<br />
Ein Unterrichtsentwurf für den Sekundarbereich I, Gymnasium<br />
Der Umgang mit Tieren – sei es bei<br />
der Tierhaltung, in der Diskussion<br />
um Fleischverzicht bei der Ernährung<br />
oder in Bezug auf Sinn und<br />
Unsinn von Tierversuchen – ist<br />
ein Thema, das viele Schüler*innen interessiert.<br />
Das Nachdenken über Tierversuche bietet daher<br />
gute Möglichkeiten, das Interesse der Jugendlichen<br />
mit den in Jg. 9/10 curricular vorgegebenen<br />
Themen in den Themenbereichen<br />
„Mensch“ und „Ethik“ zu verbinden – auch<br />
wenn das Thema „Tierversuche“ nicht explizit<br />
im Kerncurriculum des RU benannt ist. Das Leitthema<br />
für Jg. 9/10 für den Themenbereich Ethik<br />
(Sterben und Tod als Anfragen an das Leben)<br />
wird in den vorgestellten Unterrichtsideen daher<br />
auf das Sterben von Tieren als Anfrage an<br />
menschliches Handeln erweitert. Das Leitthema<br />
für den Themenbereich „Mensch“ (Zuspruch<br />
und Anspruch Gottes als Grundlage christlicher<br />
Lebensgestaltung) ist unmittelbar anschlussfähig<br />
an ethische Fragestellungen. Auch die biblischen<br />
Basistexte (1 Mose 1,26-28) sowie die verbindlichen<br />
Grundbegriffe (z.B. Ebenbild Gottes,<br />
Schöpfungsauftrag) weisen Überschneidungen<br />
auf. Der aus Jg. 5/6 verbindliche Grundbegriff<br />
der Menschenwürde wird vorausgesetzt.<br />
Die mit dieser Sequenz angestrebten Kompetenzen<br />
lauten:<br />
„Die Schüler*innen<br />
• wenden biblisch-theologische Grundlagen<br />
christlicher Ethik auf den Umgang mit Tieren<br />
an.<br />
• erörtern auf der Grundlage theologischer<br />
Überzeugungen und verschiedener ethischer<br />
Modelle einen exemplarischen Konflikt.”<br />
Die Erarbeitung von Zuspruch und Anspruch<br />
Gottes als Grundlage christlich orientierter Lebensgestaltung<br />
ist vorausgesetzt. Ethische Modelle<br />
können anhand der angebotenen Texte<br />
erarbeitet oder mit dem Thema „Tierversuche“<br />
vertieft und angewendet werden.<br />
Tierversuche – Zahlen<br />
und Informationen<br />
2017 betrug die Gesamtzahl der Tiere, die für<br />
Tierversuche „verwendet“ 1 wurden, rund zwei<br />
Millionen: 80 Prozent der eingesetzten Versuchstiere<br />
waren Nagetiere, vor allem Mäuse<br />
und Ratten, wobei Mäuse etwa 66 Prozent<br />
der eingesetzten Tiere ausmachten. Circa zwölf<br />
Prozent der Tiere waren Fische, rund fünf Prozent<br />
Kaninchen, etwa zwei Prozent Vögel. Darüber<br />
hinaus wurden 3.472 Affen und Halbaffen,<br />
3.330 Hunde und 718 Katzen verwendet. 2<br />
Die Hälfte der Tierversuche wird in der<br />
Grundlagenforschung eingesetzt. Die andere<br />
Hälfte kommt in der Erforschung von Erkrankungen,<br />
bei der Herstellung und Qualitätskontrolle<br />
von medizinischen Produkten, für toxi ko -<br />
logische Sicherheitsprüfungen, in der Aus- oder<br />
Weiterbildung sowie bei der Zucht natürlicher<br />
und genetisch veränderter Tieren zum Einsatz. 3<br />
1<br />
So der Ausdruck des zuständigen Bundesministeriums<br />
für Ernährung und Landwirtschaft.<br />
2<br />
Menschenaffen werden in Deutschland seit 1991<br />
nicht mehr zu Tierversuchen eingesetzt.<br />
3<br />
Alle Zahlen und Informationen sind den Angaben<br />
des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft<br />
entnommen: www.bmel.de/DE/Tier/Tier<br />
schutz/_texte/Versuchstierzahlen2017.html.<br />
<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> | 4/ <strong>2019</strong>