25.11.2019 Aufrufe

11 d’Isarwinkler

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

frage von vornherein geklärt gewesen.<br />

Bei mehreren Kindern war klar,<br />

dass einer, meist der Älteste, den<br />

elterlichen Betrieb übernimmt. Natürlich<br />

hatte das auch oft zur Folge,<br />

dass persönliche Ambitionen und<br />

Wünsche der Kinder in den Hintergrund<br />

rückten. Doch um einen<br />

Betrieb zu führen, gehört eine gehörige<br />

Portion Herzblut dazu. In der<br />

letzten oder allerspätestens in der<br />

jetzigen Generation wird die Unternehmensnachfolge<br />

weniger auf der<br />

rationellen, sondern auf der Gefühlsebene<br />

geklärt.<br />

Der Ministerpräsident erkundigt<br />

sich bei den Isarwinkler Miniköchen<br />

Simon und Max über den Nachwuchs<br />

in der bayerischen Gastronomie<br />

WIRTSHAUSKULTUR<br />

Es gibt überall auf der Welt hervorragende<br />

Köche. Bestausgebildes<br />

Fachpersonal rund um die Gastronomie,<br />

die ihr Handwerk beherrschen.<br />

Wer denkt, diese seien nur in<br />

Top-Hotels oder Gourmet-Restaurants<br />

zu finden, der muss sich nur<br />

in den hiesigen Küchen umschauen.<br />

Gerade die bayerische Küche ist so<br />

vielseitig und auf Regionalität wird<br />

mittlerweile beinahe überall gesetzt.<br />

Ich glaube, es ist die Aufgabe eines<br />

jeden Gastronomen, auch selbst<br />

gutes Personal zu motivieren und<br />

auszubilden. Zum Beispiel Servicepersonal<br />

gezielt zu schulen oder<br />

Lehrlinge einzustellen. So entsteht<br />

ein Kreislauf, der hin- und herfließt,<br />

nicht ins Stocken gerät und gleichzeitig<br />

Verantwortung übernimmt.<br />

Das fühlt sich immer besser an, als<br />

eine Veränderung „von oben“ abzuwarten,<br />

die vielleicht in der Form,<br />

wie sie gewünscht wird, gar nicht<br />

eintreten wird.<br />

Die gute Nachricht<br />

zum Schluss<br />

Es besteht weiterhin ein Überangebot<br />

an Gastronomie. Die Leute<br />

gehen immer noch gerne zum Essen,<br />

Feiern oder treffen sich auf ein<br />

paar Bierchen abends mit Freunden<br />

an der Bar. Auch andere Branchen<br />

haben durchaus mit „Problemen“<br />

zu kämpfen. Unternehmerisch und<br />

vorrausschauend, aber gleichzeitig<br />

auch fair und sich gerecht seinen<br />

Arbeitnehmern gegenüber zu verhalten,<br />

zahlt sich langfristig immer<br />

aus. Besonders die Gastronomie ist<br />

so ein wertvoller Beitrag zu unserer<br />

Gesellschaft, der oft erst richtig geschätzt<br />

wird, wenn er wegfällt. Ich<br />

persönlich würde gerne mehr Beiträge<br />

über leidenschaftliche Köche und<br />

Servicemitarbeiter lesen, die ihren<br />

Beruf aufrichtig lieben, anstatt über<br />

seitenlange Artikel in Zeitungen zu<br />

stolpern, warum ein Beruf in der<br />

Gastronomie so anstrengend und<br />

daher kaum mehr erstrebenswert<br />

ist. Gerne würde ich mehr über engagierte<br />

Gastronomen hören, die<br />

sich ihre Freude an der Arbeit nicht<br />

nehmen lassen und bei dem Thema<br />

Wirtshausterben, erst recht die Ärmel<br />

aufkrempeln. Die kreativ sind<br />

und denen immer wieder neue Ideen<br />

zufliegen, wie sie selbst Lösungen<br />

finden können. Unabhängig davon,<br />

was die Politik entscheidet, weil sie<br />

einfach immer einen Schritt voraus<br />

und somit ziemlich frei sind.<br />

Derzeit stehen der Staatsregierung<br />

30 Millionen Fördergelder zur Modernisierung<br />

von Gasthäusern im<br />

ländlichen Raum zur Verfügung.<br />

Wirte und Verpächter können sich<br />

hierfür bewerben. Die Voraussetzung<br />

ist gut. Von den 30 Millionen<br />

sind noch rund 20 Millionen<br />

nicht vergeben. Doch irgendwie<br />

beschleicht mich bei all dem das<br />

Gefühl, dass es doch für jeden Betrieb<br />

wichtig ist, aus eigener Kraft<br />

zu wachsen. Ob Fördergelder da der<br />

richtige Weg sind, lässt sich schlecht<br />

beurteilen, weil man ja jeden einzelnen<br />

Betrieb anschauen müsste, aber<br />

ich habe da meine Zweifel. Nur eins<br />

weiß ich mit absoluter Sicherheit: die<br />

Gastronomie gehört zu den schönsten<br />

Berufen der Welt! Es bedeutet<br />

Menschen mit gutem Essen und<br />

Trinken, also etwas ganz Elementarem,<br />

glücklich zu machen. Es bedeutet<br />

Gemeinsamkeit, Geselligkeit, zusammensitzen,<br />

sich zu unterhalten<br />

und zu genießen.<br />

Vor vielen Jahren habe ich in Argentinien<br />

einmal ein sehr langes<br />

Gespräch mit einem Einheimischen<br />

geführt. Er hatte mir detailliert und<br />

ziemlich eindrucksvoll erklärt, warum<br />

die stark ausgeprägte Gastronomie-Kultur<br />

der Argentinier aller<br />

Erwartungen zum Trotz die Inflation<br />

vor ca. 20 Jahren überlebt hat.<br />

Einfach deswegen, weil sie schon<br />

immer ein wichtiger Teil ihrer Kultur<br />

war und die Argentinier unter<br />

keinen Umständen bereit waren,<br />

diese für irgendetwas zu opfern. Das<br />

hat mich damals echt beeindruckt<br />

und ich glaube bei uns Bayern ist<br />

das ähnlich. Wir sind so mit unserer<br />

Kultur und dem Brauchtum verwurzelt,<br />

dass wir es uns einfach nicht<br />

leisten können, dass uns das abhandenkommt.<br />

Dafür ist es viel zu<br />

wertvoll und es liegt, Gott sei Dank,<br />

davon bin ich überzeugt, viel an uns,<br />

diesen Schatz zu bewahren.<br />

<strong>11</strong>8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!