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11 d’Isarwinkler

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Ois wos bleibt is d’Erinnerung<br />

eine wunderschöne Kindheit in Fall<br />

verbracht hat, und mir einen anderen<br />

Blickwinkel ermöglicht hat.<br />

Aber jetzt erst moi zum Historischen.<br />

Der Name Fall wurde von den früheren<br />

Bewohnern ganz pragmatisch<br />

gewählt. Er kommt vom Wasserfall,<br />

der neben dem Ort war. Zum ersten<br />

Mal wurde „Am Faal“ oder „Zum<br />

Faal“ 1280 im Grundbuch des Herzogs<br />

von Bayern erwähnt. Zu jener<br />

Zeit war es allerdings nur mit einem<br />

Hof bebaut. 1740 wird dann zusätzlich<br />

eine Kapelle und ein Forsthaus<br />

beschrieben.<br />

das wald- und wildreiche Gebiet ein<br />

wunderbares Jagdrevier lieferte. Besonders<br />

gern gesehen war der Prinzregent<br />

Luitpold von Bayern, den es<br />

immer wieder in das Wittelsbacher<br />

Hofjagdrevier zog. Auch der Dichter<br />

Ludwig Ganghofer und sein Namenskollege<br />

Ludwig Thoma kamen<br />

oft hierher. Thoma ist ja nur einen<br />

Steinwurf entfernt in der Vorderriß<br />

aufgewachsen.<br />

Auch der Generalfeldmarschall Paul<br />

von Hindenburg entspannte sich in<br />

der Idylle von Fall.<br />

Warum baute man<br />

dann in diese reine Natur<br />

den Staudamm?<br />

Seit langer Zeit hatte Bad Tölz immer<br />

massive Probleme mit dem Wasser<br />

oder besser gesagt mit dem nicht vorhanden<br />

Wasser. Früher lief der Rißbach<br />

in die Isar und auch der Achensee<br />

entwässerte über die Achen in die<br />

Isar. Diese beiden Wasserlieferanten<br />

wurden jetzt aber vorher schon abgeleitet,<br />

um im Walchensee- und<br />

dem Achensee-Kraftwerk für Strom<br />

zu sorgen. Jetzt war unsere reißende<br />

Isar manchmal eine regelrechte Wasserleiche.<br />

Für Lenggries reichte es<br />

oft noch, aber Bad Tölz war von der<br />

Wasserversorgung abgeschnitten. So<br />

entschied man sich für ein Wasserreservoir<br />

oberhalb von Lenggries. Erste<br />

Pläne sahen sogar vor, den See bis<br />

nach Vorderriß auszudehnen. Diese<br />

Pläne wurden aber dann wieder verworfen.<br />

Vielleicht auch, weil nur Fall<br />

Staatsgrund war und so die Umsiedlung<br />

der Bewohner leichter ging, als<br />

wenn man endlose Grundstücksverhandlungen<br />

hätte führen müssen.<br />

Das Örtchen Fall wurde kurzerhand<br />

ein paar 100 Meter oberhalb wieder<br />

errichtet. Hier stellte wieder der<br />

Staat den Grund zur Verfügung, den<br />

die Faller unter Erbpacht erwerben<br />

und mit großzügigen Grundstücken<br />

neu beginnen konnten. Natürlich<br />

wären viele Leute gerne in ihrer alten<br />

Heimat geblieben, aber so war es<br />

nun mal. Da laut Barbara Camelly ➳<br />

Langsam weads<br />

1829 findet man neben den beiden<br />

Gebäuden drei Häuser und – man<br />

kon’s kaum glauben – zwei Wirtshäuser<br />

– do könnt mas scho aushalten.<br />

1952 also kurz vorm Bau<br />

des Staudammes gab es eine Volkszählung.<br />

Die war allerdings gleich<br />

vorbei, weil nur 122 Menschen in<br />

zwölf Gebäuden in Fall lebten. Das<br />

alte Fall, so klein es auch war, wurde<br />

von vielen Bekannten besucht, denen<br />

Tristberger Sepp – letzte Demontagearbeiten<br />

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