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Berliner Kurier 05.12.2019

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*<br />

KULTUR<br />

Kipling für Kinder<br />

Vergesst eure<br />

Wurzeln nicht!<br />

Mogli kämpft mit Shir<br />

Khan, dem Tiger. Der will<br />

das Menschenkind, das von<br />

Wölfen groß gezogen wurde<br />

und mit Balu, dem Bären und<br />

Baghira, dem Panther, befreundet<br />

ist, aus dem Dschungel vertreiben.<br />

„Ich muss einen kleinen<br />

Jungen spielen, und ich bin<br />

ein Mädchen und siebenundzwanzig.<br />

Das ist gar nicht so<br />

einfach“, sagt Rubini Zöllner.<br />

Sie bewegt sich geschmeidig<br />

wie eine Katze auf der Bühne.<br />

Kein Wunder. Rubini Zöllner<br />

ist praktisch auf der Bühne aufgewachsen.<br />

Bei den Proben<br />

nimmt man ihr den wilden,<br />

quirligen, neugierigen Jungen<br />

sofort ab. Freut und fürchtet<br />

sich mit ihm vor Kaa, der<br />

Schlange, geht mit im Rhythmus<br />

der Lieder, des fröhlichen<br />

Songs „Im Dschu-, Dschu-,<br />

Dschungel“, wenn die Tiere des<br />

Urwalds das Dasein feiern. Es<br />

ist die erste Hauptrolle der <strong>Berliner</strong><br />

Schauspielerin und Sängerin<br />

in einem Musical.<br />

Am Sonnabend steigt die Premiere<br />

in der Komödie am Kurfürstendamm<br />

im Schillertheater,<br />

und Rubini ist herrlich aufgeregt:<br />

„Soll ich diese Perücke<br />

tragen oder doch lieber meine<br />

eigenen Haare offen lassen?“<br />

Lachend fährt sie sich durch die<br />

Locken.<br />

Die Wiederaufnahme des<br />

Musicals von Christian Berg<br />

mit der Musik von Konstantin<br />

Wecker nach dem 1894 erschienenen<br />

Roman von Rudyard<br />

Kipling fällt passend in die Vorweihnachtszeit.<br />

Die Geschichte<br />

hat schon in der Zeichentrickfassung<br />

von Walt Disney ganze<br />

Generationen begeistert und zu<br />

Tränen gerührt.<br />

Aber anders als in der Disney-<br />

Version geht es in dem auch für<br />

kleine Kinder geeigneten Musical<br />

vor allem um Freundschaft.<br />

„Man erntet, was man sät, wer<br />

böse ist, wie Shir Khan, hat keine<br />

Freunde. Und es geht um die<br />

Frage: Muss Mogli am Ende<br />

wirklich zu den Menschen zurück<br />

oder kann er im Dschungel<br />

bleiben? Kann ich dort leben,<br />

wo ich aufgewachsen bin oder<br />

muss ich dort hin, wo ich hingehöre?“,<br />

sagt Rubini. „Ich spüre<br />

in der Rolle, dass ich lieber bei<br />

den Tieren bleiben würde, aber<br />

Foto: Markus Wächter<br />

Rubini Zöllner ist die Tochter des Rocksängers Dirk Zöllner.<br />

IhrePatentante war TamaraDanz. Jetzt spielt sie ihre<br />

erste Hauptrolle in dem Musical „Das Dschungelbuch“<br />

Auf der Bühne<br />

geschmeidig wie eine<br />

Katze: Rubini Zöllner<br />

feiertjetzt Premiere<br />

in der Komödie am<br />

Kurfürstendamm im<br />

Schillertheater.<br />

Mogli entscheidet sich anders.<br />

Vielleicht aus Neugier?“<br />

Um Freundschaft geht es<br />

auch in ihrem Leben und in ihrer<br />

Familie. Geboren in Mitte<br />

kurz nach der Wende, war ihr<br />

Elternhaus ein Bezugspunkt<br />

für viele Musiker und Künstler.<br />

Ihr Vater Dirk Zöllner gründete<br />

die letzte Rockband der DDR,<br />

„Die Zöllner“. „Tamara Danz<br />

war meine Patentante, die Prinzen<br />

gingen ein und aus. Das war<br />

eine richtige Szene in den<br />

Neunzigern, Tamara hat noch<br />

Kuhns<br />

Kulturstück<br />

Helmut Kuhn<br />

schaut,liest<br />

und hörtfür<br />

den KURIER.<br />

gelebt, die Mauer war offen, alle<br />

waren glücklich und selbst<br />

die Erwachsenen waren wie die<br />

Kinder“, sagt sie. „Mit meinen<br />

Eltern fuhren wir nach Amerika<br />

ins Disneyland, wir haben<br />

das alles zusammen entdeckt.“<br />

Sie machte Abi am John-Lennon-Gymnasium,<br />

studierte an<br />

der Universität der Künste Musical<br />

und Show. „Ich kann es<br />

immer noch nicht fassen, dass<br />

ich damals aufgenommen wurde“.<br />

Seit vier Jahren steht sie<br />

jetzt im Beruf, ist Rock-Pop-<br />

Soul-Sängerin, Schauspielerin<br />

und Musicaldarstellerin. Vor<br />

zwei Jahren spielte sie in der<br />

Neuköllner Oper in dem Musical<br />

„Affe“ von Fabian Gerhard<br />

nach der Musik des Rappers<br />

Peter Fox.<br />

Am liebsten aber trete sie<br />

nach wie vor in Papas Band auf<br />

und geht mit ihm auf Tour. „Da<br />

bin ich zwar nicht Frontsängerin,<br />

aber es macht am meisten<br />

Spaß und ich bin ich selbst“.<br />

Denn trotz berühmter Familie<br />

ist und bleibt ihr Beruf ein hartes<br />

Brot: „Ich muss zu Castings,<br />

Castings, Castings.“ Wie viele<br />

in der Branche lebt sie auch<br />

vom Synchronsprechen. Am<br />

Ende überquert Mogli doch<br />

den Fluss, der den Dschungel<br />

von den Menschen trennt, folgt<br />

dem betörenden Gesang eines<br />

Mädchens. „Vielleicht ist das<br />

auch eine Botschaft. Vergesst<br />

nicht eure Wurzeln, aber traut<br />

euch, freut euch auf etwas Neues“,<br />

sagt Rubini.<br />

„Das Dschungelbuch“, Musical von<br />

Christian Bergmit Musik von Konstantin<br />

Wecker,vom 7. bis 28. 12., Komödie<br />

am Kurfürstendamm im Schillertheater;<br />

„Die Zöllner“, Konzertam<br />

5.12., Kuturbrauerei.

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