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*<br />
KULTUR<br />
Kipling für Kinder<br />
Vergesst eure<br />
Wurzeln nicht!<br />
Mogli kämpft mit Shir<br />
Khan, dem Tiger. Der will<br />
das Menschenkind, das von<br />
Wölfen groß gezogen wurde<br />
und mit Balu, dem Bären und<br />
Baghira, dem Panther, befreundet<br />
ist, aus dem Dschungel vertreiben.<br />
„Ich muss einen kleinen<br />
Jungen spielen, und ich bin<br />
ein Mädchen und siebenundzwanzig.<br />
Das ist gar nicht so<br />
einfach“, sagt Rubini Zöllner.<br />
Sie bewegt sich geschmeidig<br />
wie eine Katze auf der Bühne.<br />
Kein Wunder. Rubini Zöllner<br />
ist praktisch auf der Bühne aufgewachsen.<br />
Bei den Proben<br />
nimmt man ihr den wilden,<br />
quirligen, neugierigen Jungen<br />
sofort ab. Freut und fürchtet<br />
sich mit ihm vor Kaa, der<br />
Schlange, geht mit im Rhythmus<br />
der Lieder, des fröhlichen<br />
Songs „Im Dschu-, Dschu-,<br />
Dschungel“, wenn die Tiere des<br />
Urwalds das Dasein feiern. Es<br />
ist die erste Hauptrolle der <strong>Berliner</strong><br />
Schauspielerin und Sängerin<br />
in einem Musical.<br />
Am Sonnabend steigt die Premiere<br />
in der Komödie am Kurfürstendamm<br />
im Schillertheater,<br />
und Rubini ist herrlich aufgeregt:<br />
„Soll ich diese Perücke<br />
tragen oder doch lieber meine<br />
eigenen Haare offen lassen?“<br />
Lachend fährt sie sich durch die<br />
Locken.<br />
Die Wiederaufnahme des<br />
Musicals von Christian Berg<br />
mit der Musik von Konstantin<br />
Wecker nach dem 1894 erschienenen<br />
Roman von Rudyard<br />
Kipling fällt passend in die Vorweihnachtszeit.<br />
Die Geschichte<br />
hat schon in der Zeichentrickfassung<br />
von Walt Disney ganze<br />
Generationen begeistert und zu<br />
Tränen gerührt.<br />
Aber anders als in der Disney-<br />
Version geht es in dem auch für<br />
kleine Kinder geeigneten Musical<br />
vor allem um Freundschaft.<br />
„Man erntet, was man sät, wer<br />
böse ist, wie Shir Khan, hat keine<br />
Freunde. Und es geht um die<br />
Frage: Muss Mogli am Ende<br />
wirklich zu den Menschen zurück<br />
oder kann er im Dschungel<br />
bleiben? Kann ich dort leben,<br />
wo ich aufgewachsen bin oder<br />
muss ich dort hin, wo ich hingehöre?“,<br />
sagt Rubini. „Ich spüre<br />
in der Rolle, dass ich lieber bei<br />
den Tieren bleiben würde, aber<br />
Foto: Markus Wächter<br />
Rubini Zöllner ist die Tochter des Rocksängers Dirk Zöllner.<br />
IhrePatentante war TamaraDanz. Jetzt spielt sie ihre<br />
erste Hauptrolle in dem Musical „Das Dschungelbuch“<br />
Auf der Bühne<br />
geschmeidig wie eine<br />
Katze: Rubini Zöllner<br />
feiertjetzt Premiere<br />
in der Komödie am<br />
Kurfürstendamm im<br />
Schillertheater.<br />
Mogli entscheidet sich anders.<br />
Vielleicht aus Neugier?“<br />
Um Freundschaft geht es<br />
auch in ihrem Leben und in ihrer<br />
Familie. Geboren in Mitte<br />
kurz nach der Wende, war ihr<br />
Elternhaus ein Bezugspunkt<br />
für viele Musiker und Künstler.<br />
Ihr Vater Dirk Zöllner gründete<br />
die letzte Rockband der DDR,<br />
„Die Zöllner“. „Tamara Danz<br />
war meine Patentante, die Prinzen<br />
gingen ein und aus. Das war<br />
eine richtige Szene in den<br />
Neunzigern, Tamara hat noch<br />
Kuhns<br />
Kulturstück<br />
Helmut Kuhn<br />
schaut,liest<br />
und hörtfür<br />
den KURIER.<br />
gelebt, die Mauer war offen, alle<br />
waren glücklich und selbst<br />
die Erwachsenen waren wie die<br />
Kinder“, sagt sie. „Mit meinen<br />
Eltern fuhren wir nach Amerika<br />
ins Disneyland, wir haben<br />
das alles zusammen entdeckt.“<br />
Sie machte Abi am John-Lennon-Gymnasium,<br />
studierte an<br />
der Universität der Künste Musical<br />
und Show. „Ich kann es<br />
immer noch nicht fassen, dass<br />
ich damals aufgenommen wurde“.<br />
Seit vier Jahren steht sie<br />
jetzt im Beruf, ist Rock-Pop-<br />
Soul-Sängerin, Schauspielerin<br />
und Musicaldarstellerin. Vor<br />
zwei Jahren spielte sie in der<br />
Neuköllner Oper in dem Musical<br />
„Affe“ von Fabian Gerhard<br />
nach der Musik des Rappers<br />
Peter Fox.<br />
Am liebsten aber trete sie<br />
nach wie vor in Papas Band auf<br />
und geht mit ihm auf Tour. „Da<br />
bin ich zwar nicht Frontsängerin,<br />
aber es macht am meisten<br />
Spaß und ich bin ich selbst“.<br />
Denn trotz berühmter Familie<br />
ist und bleibt ihr Beruf ein hartes<br />
Brot: „Ich muss zu Castings,<br />
Castings, Castings.“ Wie viele<br />
in der Branche lebt sie auch<br />
vom Synchronsprechen. Am<br />
Ende überquert Mogli doch<br />
den Fluss, der den Dschungel<br />
von den Menschen trennt, folgt<br />
dem betörenden Gesang eines<br />
Mädchens. „Vielleicht ist das<br />
auch eine Botschaft. Vergesst<br />
nicht eure Wurzeln, aber traut<br />
euch, freut euch auf etwas Neues“,<br />
sagt Rubini.<br />
„Das Dschungelbuch“, Musical von<br />
Christian Bergmit Musik von Konstantin<br />
Wecker,vom 7. bis 28. 12., Komödie<br />
am Kurfürstendamm im Schillertheater;<br />
„Die Zöllner“, Konzertam<br />
5.12., Kuturbrauerei.