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BERLINER KURIER, Donnerstag, 5. Dezember 2019<br />
Strich ist der Leitantrag kein<br />
Scheidungsdokument für die<br />
GroKo. Eher stößt das Dokument<br />
die Tür zum Weiterregieren<br />
auf.<br />
Den Eindruck verstärkt ein<br />
Interview, das Juso-Chef Kevin<br />
Kühnert der Rheinischen Post<br />
gegeben hat. Darin erklärte der<br />
Chef des Parteinachwuchses<br />
einerseits seine Kandidatur für<br />
einen SPD-Stellvertreterposten.<br />
MitBlick auf den Parteitag<br />
fügte Kühnert bemerkenswerte<br />
Sätze hinzu. „Wer eine Koalition<br />
verlässt, gibt einen Teil der<br />
Kontrolle aus der Hand, das ist<br />
doch eine ganz nüchterne Feststellung.<br />
Auch das sollten die<br />
SPD-Delegierten bei ihrerEntscheidung<br />
berücksichtigen.<br />
Nicht weil sie Angst bekommen<br />
sollen, sondern weil Entscheidungen<br />
vom Ende her durchdacht<br />
werden müssen.“ Die<br />
Sätzehätte selbst Olaf Scholz so<br />
unterschrieben. Von NoGroKo<br />
zu ProGroKo –sowill es Kühnert<br />
aber auch nichtverstanden<br />
wissen. Der Parteitag entscheide.Ermaße<br />
sich nichtan, dazu<br />
Empfehlungzugeben.<br />
Trotzdem ist die Aufregung<br />
in der Parteigroß. Vertreter des<br />
linken Flügels fürchten, dass<br />
Kühnert, Walter-Borjans und<br />
Esken das umsetzen, wofür<br />
Olaf Scholz und Klara Geywitz<br />
eigentlich angetreten sind:<br />
Weitermachen wie bisher.Parteilinke<br />
wie Karl Lauterbach<br />
wollen deshalb auf dem Parteitag<br />
eine explizite Abstimmung<br />
über den Fortbestand der Gro-<br />
Ko durchsetzen.<br />
Renate Künast (Grüne) erzielt<br />
nur Teilerfolg im Rechtsstreit<br />
Berlin – „Stück Scheiße“,<br />
„Sondermüll“ sowie üble sexistische<br />
Beleidigungen: Die<br />
Grünen-Politikerin Renate<br />
Künast war im Internet übel<br />
angegangen worden –und das<br />
geht auch in Ordnung, befand<br />
das <strong>Berliner</strong> Landgericht im<br />
September.<br />
Das Urteil löste Empörung<br />
aus; jetzt hat Künast mit ihrem<br />
Einspruch vor Gericht nur in<br />
einem Fall einen Erfolg erzielt.<br />
Ein Twitter-Nutzer hatte ohne<br />
Klarnamen der Politikerin ein<br />
erfundenes Zitat („Ja zu Sex<br />
mit Kindern“) in den Mund gelegt.<br />
Künasts Auskunftsersuchen<br />
an die Plattform,wer Urheber<br />
sei, sei datenschutzrechtlich<br />
zu erlauben, so die<br />
Richter. Ansonsten erklärten<br />
sie die Pöbeleien für rechtens.<br />
Die von Künast kritisierten<br />
Formulierungen wie „Abartige“<br />
oder „perverses Pack“ bezögen<br />
sich „für Durchschnittsbürger<br />
nicht zwingend“ auf sie<br />
Wehrtsich gegen<br />
Beleidigungen:<br />
Renate Künast.<br />
selbst. Generell sei bei Äußerungen<br />
im Internet ein „großzügiger<br />
Maßstab“ anzulegen,<br />
weil es sich nicht um einen<br />
„Ort des Höflichkeitsaustausches“<br />
handle.<br />
Künast reagierte verärgert:<br />
„Ich halte esfür ungeheuerlich,<br />
wenn ein Gericht meint,<br />
engagierte Menschen müssten<br />
sich so was gefallen lassen.“ Sie<br />
will erneut in Revision gehen.<br />
„Ich werde weitermachen, bis<br />
wir gewinnen.“<br />
Foto: Christian Spicker/imago images<br />
Foto: Iranian Presidency/dpa<br />
Foto: John Locher/AP<br />
NACHRICHTEN<br />
Präsident will reden<br />
Teheran –Der Iranhält sich<br />
nach den Worten von Präsident<br />
Hassan Ruhani die Tür<br />
für Gespräche über Atomfragen<br />
mit den USA offen. Teheran<br />
bleibe aber bei der Bedingung,<br />
dass die Regierung von<br />
US-Präsident Donald Trump<br />
zuvor die Sanktionen gegen<br />
das Land aufheben müsse,<br />
hieß es am Mittwoch.<br />
Demokratenoptimistisch<br />
Washington –Nach Ansicht<br />
der Demokraten hat US-Präsident<br />
Donald Trump im Umgang<br />
mit der Ukraine seine<br />
Macht missbraucht. Er habe<br />
mit seinem „Fehlverhalten“<br />
die nationale Sicherheit gefährdet,<br />
so der Geheimdienstausschuss.<br />
Ein Amtsenthebungsverfahren<br />
rückt näher.<br />
Kamala Harris steigt aus<br />
Washington –Die Senatorin<br />
Kamala Harris ist aus dem<br />
US-Präsidentschaftsrennen<br />
ausgestiegen. Mit Bedauern<br />
stelle sie ihren Wahlkampf<br />
für die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin<br />
der<br />
Demokraten ein, teilte sie auf<br />
Twitter mit. Grund: fehlende<br />
finanzielle Ressourcen.<br />
Peking rügt US-Gesetz<br />
Washington –Der US-Kongresshat<br />
einGesetzzur Stärkung<br />
der Menschenrechte<br />
muslimischer Minderheiten<br />
im WestenChinasgebilligt<br />
und damit den Zorn Pekings<br />
aufsichgezogen. Geprüft<br />
werden Sanktionen gegen chinesische<br />
Politiker. Pekingforderteeine<br />
„Korrektur des<br />
Fehlers“.<br />
Nicht wirklich beste<br />
Freunde: Donald Trump und<br />
Angela Merkel.<br />
Fotos: Evan Vucci, Matt Dunham/AP/dpa<br />
Großauftrag für Airbus<br />
Chicago –Die US-Fluggesellschaft<br />
United Airlines hat50<br />
neue Langstreckenjets vom<br />
TypA321XLR beim europäischen<br />
Hersteller Airbus bestellt.<br />
United will mit den<br />
Maschinen ab 2024 nach und<br />
nach seine Boeing-757-Flotte<br />
erneuern, wie das Unternehmen<br />
in Chicago mitteilte.