Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Gordon<br />
Repinsnki<br />
Die Messlatte liegt<br />
bei 30 Prozent<br />
SaskiaEsken und Norbert<br />
Walter-Borjans sinddie<br />
neuen Vorsitzenden derSozialdemokratie.<br />
Siesind<br />
nach einem quälend langen<br />
Prozess mit einem ordentlichenErgebnis<br />
zu den neuen<br />
Vorsitzendenvon Deutschlands<br />
ältesterPartei gewählt<br />
worden.Nach wenig<br />
begeisternden Reden haben<br />
Esken und Walter-Borjans<br />
von den Delegierten einen<br />
kleinenVertrauensvorschuss<br />
bekommen.<br />
Beide haben an diesem<br />
Freitag versucht, sich vom<br />
bisherigen Kurs der Bundesregierungabzusetzen<br />
und eine linkeAlternative<br />
aufzubieten. Es ist bei genauem<br />
Hinschauen der<br />
Kurs, mit dem eine Ausnahmepolitikerin<br />
wie Andrea<br />
Nahles im Mainachnur<br />
einem Jahr an derSpitze<br />
der Parteikrachend gescheitert<br />
ist. Vor allem Saskia<br />
Eskenmuss sichnach<br />
einem Jahr an ihrem Versprechen<br />
messen lassen, ob<br />
sie derSPD wieder über<br />
30 Prozent Zustimmung in<br />
der Bevölkerunggebracht<br />
hat.Eine„MissionImpossible“,sie<br />
selbst hat die<br />
Messlattesohoch gelegt.<br />
Und diese erste Bilanz<br />
könnte schon das Scheitern<br />
des neuen Duosbedeuten.<br />
FRAU DESTAGES<br />
Lilly Blaudszun<br />
Der SPD-Parteitag ist überall<br />
präsent –auch auf Instagram.<br />
Dort hat die 18-jährige<br />
Lilly Blaudszun den Account<br />
der SPD<br />
übernommen<br />
und<br />
schildert die<br />
Eindrücke<br />
des Tages<br />
auf ihre<br />
Weise mit<br />
den Hashtags<br />
#SPDbpt19<br />
und<br />
#neueZeit. „Ich freue mich<br />
auf einen spannenden Parteitag<br />
und darauf, euch heute<br />
mitzunehmen“, so die Jurastudentin<br />
aus Frankfurt an<br />
der Oder, die seit drei Jahren<br />
Parteimitglied ist.<br />
Foto: Ostseezeitung<br />
Harmoniesoße statt<br />
Flügelzoffbei der SPD<br />
Bundesparteitag weicht Flügelkämpfenaus. Esken und Walter-Borjans mit gutenErgebnissen gewählt<br />
Berlin – Von der Revolutionsstimmung<br />
der vergangenen<br />
Wochen war wenig bis nichts<br />
zu spüren: Stattdessen gab es<br />
auf dem SPD-Parteitag fast<br />
schon Harmonie pur. Und<br />
zwei hoffnungsfrohe neue<br />
Vorsitzende, die die SPD nun<br />
nach links führen wollen.<br />
Die SPD hat offiziell ein neues<br />
Führungsduo: Der Parteitag<br />
wählte gestern die linke Bundestagsabgeordnete<br />
Saskia Esken<br />
und Nordrhein-Westfalens<br />
Ex-Finanzminister Norbert<br />
Walter-Borjans zuneuen Vorsitzenden.<br />
Esist das erste gemischte<br />
Führungsteam in der<br />
Geschichte der Sozialdemokratie.<br />
Esken erhielt 75,9 Prozent,<br />
Walter-Borjans 89,2 Prozent.<br />
Es gab minutenlang Applaus<br />
der Delegierten, die sich von<br />
ihren Plätzen erhoben.<br />
Die im<br />
Sommer nach<br />
Steinmeiers„Rezo-Return“<br />
Berlin – Der Bundespräsident<br />
gegen den bekanntesten<br />
Youtuber des Landes: Frank-<br />
Walter Steinmeier mischt<br />
sich überraschend in eine<br />
von Rezo („Die Zerstörung<br />
der CDU“) angezettelte Diskussion<br />
ein. Er wählte dafür<br />
einen ungewöhnlichen Weg.<br />
Rezo hatte in seiner Kolumne<br />
bei „Zeit-Online“ gefragt:<br />
„Was soll ich in einer Partei?“<br />
Vorallem junge Leute hätten<br />
nicht „die Kraft und die Nerven,<br />
nachts Plakate zukleben,<br />
sich in der Fußgängerzone<br />
beschimpfen zu lassen<br />
oder bei Bezirksparteitagen<br />
in endlosen Satzungsdiskussionen<br />
aufzureiben“. Parteien<br />
seien komplexe,träge Gebilde.<br />
Um etwas durchsetzen<br />
zu können, müsse man „taktieren,<br />
Zweckbündnisse eingehen,<br />
Zugeständnisse machen,<br />
sich vielfach absichern“.<br />
Man könnte dort<br />
„nicht frei agieren“.<br />
Das wurde offenbar auch im<br />
Schloss Bellevue gelesen.<br />
DasStaatsoberhaupt,das im<br />
Netz immer konsequent als<br />
„Bundespräsident Frank-<br />
Walter Steinmeier“ auftritt,<br />
nutzte die Kommentarspalte<br />
für eine Antwort: „Ich will,<br />
ausgerechnet als einer, der<br />
qua Amt in keiner Partei sein<br />
darf, eine Lanze für das Engagement<br />
in Parteien brechen.“<br />
heftiger Kritik abgetretene<br />
Andrea Nahles hatte bei ihrer<br />
Wahl im April des vergangenen<br />
Jahres 66,35 Prozent bekommen.<br />
In ihren Bewerbungsreden<br />
hatten Esken und Walter-Borjans<br />
vor mehr als 600 Delegierten<br />
in Berlin erklärt, sich für<br />
mehr soziale Gerechtigkeit und<br />
Klimaschutz starkmachen zu<br />
wollen. Sie zweifelten daran, ob<br />
das mit der Union in der großen<br />
Koalition möglich ist. Es gebe<br />
mit ihnen als standhaften SPD-<br />
Chefs einen Aufbruch in eine<br />
„neue Zeit“, so Esken und<br />
Walter-Borjans.<br />
„Ich war und ich bin<br />
skeptisch, was die Zukunft<br />
dieser großen<br />
Koalition angeht“, sagte<br />
Esken, die im Duo<br />
mit Walter-Borjans das<br />
In Eintracht vereint: Die neuen SPD-Vorsitzenden<br />
Saskia Eskenund NorbertWalter-Borjans.<br />
SPD-Mitgliedervotum für sich<br />
entschieden hatte. „Viel zu lange<br />
war die SPD in den letzten<br />
Jahren in ihrer eigenen Denke<br />
mehr große Koalition als eigenständige<br />
Kraft.“ Der großen<br />
Koalition gebe man eine<br />
Foto: Kay Nietfeld/dpa<br />
Steinmeier: „Andersdenkende<br />
überzeugen wollen, aber<br />
sich vielleicht auch selbst<br />
überzeugen lassen –die Fähigkeit<br />
zum Kompromiss ist<br />
keine Schwäche, sondern sie<br />
ist die Stärke der Demokratie.“<br />
Diese drohe verloren zu<br />
gehen. Steinmeier schrieb:<br />
„Engagiert Euch – ja: auf<br />
Straßen und Plätzen und im<br />
Netz. Aber bitte auch in politischen<br />
Parteien. Obwohl es<br />
anstrengend ist – nein, im<br />
Gegenteil: weil es anstrengend<br />
ist! Politik ohne Mühe<br />
ist Rechthaberei. Politik mit<br />
Mühe ist Demokratie.“ Und<br />
Rezo? Habe sich „mega gefreut“,<br />
twitterte er.<br />
„realistische Chance auf eine<br />
Fortsetzung“ – „nicht mehr,<br />
aber auch nicht weniger“. Wie<br />
ihr Partner Walter-Borjans kritisierte<br />
die 58-Jährige die<br />
CDU-Chefin Annegret<br />
Kramp-<br />
Karrenbauer.