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Berliner Kurier 07.12.2019

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Gordon<br />

Repinsnki<br />

Die Messlatte liegt<br />

bei 30 Prozent<br />

SaskiaEsken und Norbert<br />

Walter-Borjans sinddie<br />

neuen Vorsitzenden derSozialdemokratie.<br />

Siesind<br />

nach einem quälend langen<br />

Prozess mit einem ordentlichenErgebnis<br />

zu den neuen<br />

Vorsitzendenvon Deutschlands<br />

ältesterPartei gewählt<br />

worden.Nach wenig<br />

begeisternden Reden haben<br />

Esken und Walter-Borjans<br />

von den Delegierten einen<br />

kleinenVertrauensvorschuss<br />

bekommen.<br />

Beide haben an diesem<br />

Freitag versucht, sich vom<br />

bisherigen Kurs der Bundesregierungabzusetzen<br />

und eine linkeAlternative<br />

aufzubieten. Es ist bei genauem<br />

Hinschauen der<br />

Kurs, mit dem eine Ausnahmepolitikerin<br />

wie Andrea<br />

Nahles im Mainachnur<br />

einem Jahr an derSpitze<br />

der Parteikrachend gescheitert<br />

ist. Vor allem Saskia<br />

Eskenmuss sichnach<br />

einem Jahr an ihrem Versprechen<br />

messen lassen, ob<br />

sie derSPD wieder über<br />

30 Prozent Zustimmung in<br />

der Bevölkerunggebracht<br />

hat.Eine„MissionImpossible“,sie<br />

selbst hat die<br />

Messlattesohoch gelegt.<br />

Und diese erste Bilanz<br />

könnte schon das Scheitern<br />

des neuen Duosbedeuten.<br />

FRAU DESTAGES<br />

Lilly Blaudszun<br />

Der SPD-Parteitag ist überall<br />

präsent –auch auf Instagram.<br />

Dort hat die 18-jährige<br />

Lilly Blaudszun den Account<br />

der SPD<br />

übernommen<br />

und<br />

schildert die<br />

Eindrücke<br />

des Tages<br />

auf ihre<br />

Weise mit<br />

den Hashtags<br />

#SPDbpt19<br />

und<br />

#neueZeit. „Ich freue mich<br />

auf einen spannenden Parteitag<br />

und darauf, euch heute<br />

mitzunehmen“, so die Jurastudentin<br />

aus Frankfurt an<br />

der Oder, die seit drei Jahren<br />

Parteimitglied ist.<br />

Foto: Ostseezeitung<br />

Harmoniesoße statt<br />

Flügelzoffbei der SPD<br />

Bundesparteitag weicht Flügelkämpfenaus. Esken und Walter-Borjans mit gutenErgebnissen gewählt<br />

Berlin – Von der Revolutionsstimmung<br />

der vergangenen<br />

Wochen war wenig bis nichts<br />

zu spüren: Stattdessen gab es<br />

auf dem SPD-Parteitag fast<br />

schon Harmonie pur. Und<br />

zwei hoffnungsfrohe neue<br />

Vorsitzende, die die SPD nun<br />

nach links führen wollen.<br />

Die SPD hat offiziell ein neues<br />

Führungsduo: Der Parteitag<br />

wählte gestern die linke Bundestagsabgeordnete<br />

Saskia Esken<br />

und Nordrhein-Westfalens<br />

Ex-Finanzminister Norbert<br />

Walter-Borjans zuneuen Vorsitzenden.<br />

Esist das erste gemischte<br />

Führungsteam in der<br />

Geschichte der Sozialdemokratie.<br />

Esken erhielt 75,9 Prozent,<br />

Walter-Borjans 89,2 Prozent.<br />

Es gab minutenlang Applaus<br />

der Delegierten, die sich von<br />

ihren Plätzen erhoben.<br />

Die im<br />

Sommer nach<br />

Steinmeiers„Rezo-Return“<br />

Berlin – Der Bundespräsident<br />

gegen den bekanntesten<br />

Youtuber des Landes: Frank-<br />

Walter Steinmeier mischt<br />

sich überraschend in eine<br />

von Rezo („Die Zerstörung<br />

der CDU“) angezettelte Diskussion<br />

ein. Er wählte dafür<br />

einen ungewöhnlichen Weg.<br />

Rezo hatte in seiner Kolumne<br />

bei „Zeit-Online“ gefragt:<br />

„Was soll ich in einer Partei?“<br />

Vorallem junge Leute hätten<br />

nicht „die Kraft und die Nerven,<br />

nachts Plakate zukleben,<br />

sich in der Fußgängerzone<br />

beschimpfen zu lassen<br />

oder bei Bezirksparteitagen<br />

in endlosen Satzungsdiskussionen<br />

aufzureiben“. Parteien<br />

seien komplexe,träge Gebilde.<br />

Um etwas durchsetzen<br />

zu können, müsse man „taktieren,<br />

Zweckbündnisse eingehen,<br />

Zugeständnisse machen,<br />

sich vielfach absichern“.<br />

Man könnte dort<br />

„nicht frei agieren“.<br />

Das wurde offenbar auch im<br />

Schloss Bellevue gelesen.<br />

DasStaatsoberhaupt,das im<br />

Netz immer konsequent als<br />

„Bundespräsident Frank-<br />

Walter Steinmeier“ auftritt,<br />

nutzte die Kommentarspalte<br />

für eine Antwort: „Ich will,<br />

ausgerechnet als einer, der<br />

qua Amt in keiner Partei sein<br />

darf, eine Lanze für das Engagement<br />

in Parteien brechen.“<br />

heftiger Kritik abgetretene<br />

Andrea Nahles hatte bei ihrer<br />

Wahl im April des vergangenen<br />

Jahres 66,35 Prozent bekommen.<br />

In ihren Bewerbungsreden<br />

hatten Esken und Walter-Borjans<br />

vor mehr als 600 Delegierten<br />

in Berlin erklärt, sich für<br />

mehr soziale Gerechtigkeit und<br />

Klimaschutz starkmachen zu<br />

wollen. Sie zweifelten daran, ob<br />

das mit der Union in der großen<br />

Koalition möglich ist. Es gebe<br />

mit ihnen als standhaften SPD-<br />

Chefs einen Aufbruch in eine<br />

„neue Zeit“, so Esken und<br />

Walter-Borjans.<br />

„Ich war und ich bin<br />

skeptisch, was die Zukunft<br />

dieser großen<br />

Koalition angeht“, sagte<br />

Esken, die im Duo<br />

mit Walter-Borjans das<br />

In Eintracht vereint: Die neuen SPD-Vorsitzenden<br />

Saskia Eskenund NorbertWalter-Borjans.<br />

SPD-Mitgliedervotum für sich<br />

entschieden hatte. „Viel zu lange<br />

war die SPD in den letzten<br />

Jahren in ihrer eigenen Denke<br />

mehr große Koalition als eigenständige<br />

Kraft.“ Der großen<br />

Koalition gebe man eine<br />

Foto: Kay Nietfeld/dpa<br />

Steinmeier: „Andersdenkende<br />

überzeugen wollen, aber<br />

sich vielleicht auch selbst<br />

überzeugen lassen –die Fähigkeit<br />

zum Kompromiss ist<br />

keine Schwäche, sondern sie<br />

ist die Stärke der Demokratie.“<br />

Diese drohe verloren zu<br />

gehen. Steinmeier schrieb:<br />

„Engagiert Euch – ja: auf<br />

Straßen und Plätzen und im<br />

Netz. Aber bitte auch in politischen<br />

Parteien. Obwohl es<br />

anstrengend ist – nein, im<br />

Gegenteil: weil es anstrengend<br />

ist! Politik ohne Mühe<br />

ist Rechthaberei. Politik mit<br />

Mühe ist Demokratie.“ Und<br />

Rezo? Habe sich „mega gefreut“,<br />

twitterte er.<br />

„realistische Chance auf eine<br />

Fortsetzung“ – „nicht mehr,<br />

aber auch nicht weniger“. Wie<br />

ihr Partner Walter-Borjans kritisierte<br />

die 58-Jährige die<br />

CDU-Chefin Annegret<br />

Kramp-<br />

Karrenbauer.

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