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LEUTE<br />
NEUE CDS<br />
Soul mit Tick<br />
Michael Kiwanuka, CD:<br />
Kiwanuka (Polydor). Ein<br />
großer Wurf wie „Cold<br />
little heart“ vom Vorgängeralbum<br />
fehlt. „Hero“ erinnert<br />
an<br />
den Hit aus<br />
„Big little<br />
lies“, „Piano<br />
joint“ ist<br />
eine wunderschöne<br />
Ballade. Doch das kann<br />
nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass Danger Mouse<br />
den Sound des Soulbarden<br />
zu sehr Richtung Easy Listening<br />
gefrickelt hat, alles<br />
einen Tick zu clean klingt.<br />
Raabe-Zauber<br />
Max Raabe &Palast Orchester,<br />
CD: MTV unplugged<br />
(Universal). Nanu,<br />
fragt man sich, hat Max<br />
Raabe jemals nicht unplugged<br />
gespielt?<br />
Irgendwie<br />
denkt man<br />
bei E-<br />
Krach nicht<br />
unbedingt<br />
an ihn. „Mackie Messer“,<br />
„Ich bin dein Mann“, der<br />
„Kaktus“: Raabe verzaubert<br />
mit 30 Songs von damals<br />
und Hits von heute, die wie<br />
von damals klingen. Mit Samy<br />
Deluxe, Grönemeyer<br />
und Lars Eidinger. STH<br />
NEUE DVDS<br />
Computer-Löwen<br />
25 Jahre und ein technischer<br />
Quantensprung liegen<br />
zwischen Original und<br />
Kopie. Wurde 1994 Bild für<br />
Bild per<br />
Hand gezeichnet,<br />
wurde der<br />
neue „Der<br />
König der<br />
Löwen“<br />
(Disney,<br />
DVD –12,99 Euro, BD –<br />
15,99 Euro, 3D –28,99 Euro)<br />
komplett am Computer<br />
zusammengeschraubt. Was<br />
vielleicht etwas despektierlich<br />
klingt. Denn die Neuverfilmung<br />
zeigt, was heute<br />
technisch möglich ist: Simba,<br />
Mufasa und Co. wirken<br />
so fotorealistisch, als würden<br />
echte Tiere die Hauptrollen<br />
spielen. Bisweilen<br />
glaubt man, einer Tierdokumentation<br />
über Afrikas<br />
Savannen zuzuschauen.<br />
Wenn es was zu meckern<br />
gibt, dann das, dass die herzige<br />
Emotionalität des Originals<br />
auf Grund der Effekthascherei<br />
ein klein wenig<br />
auf der Strecke bleibt. STH<br />
Fotos: dpa<br />
Beim Euro-Oscar:<br />
Die „Babylon Berlin“-<br />
Macher TomTykwer,<br />
Hendrik Handloegten<br />
und Achim vonBorries<br />
(v.li.) präsentieren<br />
stolz ihreTrophäe.<br />
SEITE17<br />
BERLINER KURIER, Montag, 9. Dezember 2019<br />
Ganz Europa feiert<br />
„Babylon Berlin“<br />
Beim Europäischen Filmpreis hagelt es Trophäen in Serie<br />
Filmszene mit Oliver Masucci<br />
Foto: Frédéric Batier/Sommerhaus/Warner<br />
„Systemsprengerin“ Helena Zengel und ihreMutter (F.li.), Andreas Höfer,<br />
Alexander Scheer und Andreas Dresen, die zauberhafte Juliette Binoche (r.).<br />
Pedro Almodóvar fuhr im<br />
Bus vor, Antonio Banderas<br />
grüßte per Video aus einem<br />
leeren Kinosaal, Werner<br />
Herzog enttäuschte <strong>Berliner</strong> Autogrammjäger<br />
und Oscarstar Juliette<br />
Binoche hatte mal wieder<br />
ein hinreißendes Kleid am Leib.<br />
Auchdie 32. Ausgabe des Europäischen<br />
Filmpreises war unbedingt<br />
sehenswert,obwohl es am<br />
Endefür deutsche Filmemacher<br />
ein enttäuschender Abend wurde.<br />
Immerhin: Das für einen Oscar<br />
vorgeschlagene Drama „Systemsprenger“<br />
von Regisseurin<br />
NoraFingscheidt über ein Mädchenmit<br />
plötzlichenGewaltausbrüchen<br />
bekam eine Auszeichnung:<br />
für die Musik. Und auch<br />
die Macher der Serie „Babylon<br />
Berlin“umRegisseur undDrehbuchautorTom<br />
Tykwerdurften<br />
einen Preis mit nach Hause nehmen<br />
(den „European Achievement<br />
in Fiction Series Award“).<br />
Das lolaverwöhnte Liedermacher-Drama<br />
„Gundermann“ von<br />
Andreas Dresen ging dagegen<br />
leer aus.Hauptdarsteller Alexander<br />
Scheer (nominiert als Bester<br />
Schauspieler) hatte wohl den<br />
richtigen Riecher, als er auf dem<br />
roten Teppich im Haus der <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele an der Schaperstraße<br />
tiefstapelte. Sie hätten mit<br />
dem Film schon so viel gewonnen,<br />
jetztsei es auch malgut:„Ich<br />
wusste,wennich die Rolle spiele,<br />
verändert das mein Leben“. Bester<br />
Darsteller wurde schließlich<br />
der abwesende Spanier Antonio<br />
Banderasfür „Leidund Herrlichkeit“<br />
von Altmeister Pedro<br />
Almodóvar. Beste Schauspielerin<br />
Olivia Colman. Die Britin<br />
spielt in „The Favourite“ eine<br />
ziemlich übellaunige Queen Anne<br />
(18. Jahrhundert) und hatte<br />
dafür auchschoneinen Oscar gewonnen.<br />
Mit dem Titel Bester<br />
Regisseur darf sich Yorgos Lanthimos<br />
schmücken, ebenfalls<br />
„The Favourite“. Seine Intrigengroteske<br />
warmit acht Auszeichnungen<br />
Abräumer des Abends.<br />
„FilmAcademy“-Präsident Wim<br />
Wenders zeichnete dann noch<br />
Werner Herzog mit dem Ehrenpreis<br />
fürs Lebenswerk aus. KM<br />
Film-Hitler Oliver Masucci: Er ist wieder da!<br />
Oliver Masucci (51) ist wirklich<br />
ein Teufelskerl, ein Paradeschauspieler<br />
wie ausdem Bilderbuch.<br />
Furchtlos, begabt und mit<br />
einer professionellen Kaltschnäuzigkeit<br />
gesegnet, die ihm<br />
jetzt aber auch endlichmal einen<br />
Filmpreis bescheren muss. Erst<br />
spielte der Sohn eines beliebten<br />
BonnerGastwirtsHitlerhöchstselbst<br />
(„Er ist wieder da“, 2015),<br />
nun ist er ein Opfer des Massenmörders.<br />
Und auchindieser neuen<br />
Rolle überzeugt der Burgschauspieler<br />
wie nur wenige.<br />
Darum geht’s: Im Filmvon Caroline<br />
Link „Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl“ (ab 25.12. im<br />
Kino) muss der berühmte TheaterkritikerArthur<br />
(Masucci)mit<br />
seiner Familie aus Deutschland<br />
fliehen. Zurück bleibt das rosa<br />
Stoffkaninchen der Tochter (Riva<br />
Krymalowski). Deranrührende<br />
Film nach dem Roman von Judith<br />
Kerr feierte jetzt Weltpremiere<br />
im Zoo-Palast. KM