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Begehrtbei Seevögeln: Die einfahrenden Boote der Fischer –nach dem<br />
Anlanden fällt immer das eine oder andereStück Fisch ab.<br />
Begehrtbei Touristen:<br />
Vonhier fahren Boote<br />
zu den Meeresvögeln<br />
der Islas Ballestas.<br />
Erst ein Bad und dann ein<br />
Snack oder umgekehrt?<br />
Zahlreiche Vogelarten<br />
leben in Paracas –<br />
und sie verhalten sich<br />
fast schon menschlich.<br />
Ein Schmuckreiher<br />
gönnt sich ein<br />
Wellnessprogramm<br />
für sein Gefieder.<br />
Fotos: Wolfgang Stürzbecher<br />
wild mit den Armen rudert. Erfolgreich<br />
sind beide Methoden<br />
nicht.<br />
Über Jahrtausende existierten<br />
in der Region altperuanische<br />
Kulturen; sie entstanden,<br />
wie sie verschwanden –auf unerklärliche<br />
Weise. Das meiste,<br />
was wir über die Vorfahren der<br />
Einwohner Paracas’ wissen,<br />
entstammt deren Gräbern. Die<br />
ältesten sind rund 2700, die<br />
jüngsten 1900 Jahre alt.<br />
Aus dieser Zeit stammen auch<br />
riesige, in den Boden gescharrte<br />
Zeichen, deren Bedeutung<br />
bis heute nicht zweifelsfrei geklärt<br />
ist. Eines von ihnen ist der<br />
„Kandelaber“, ein Zeichen in<br />
Form eines dreiarmigen Kerzenständers.<br />
Vermutlich diente<br />
er Seefahrern als Orientierungszeichen<br />
zur Navigation.<br />
Eine 600 Meter lange Strandpromenade,<br />
mit Restaurants<br />
und Buden gesäumt, liegt heute<br />
in dem Gebiet, dessen Umfeld<br />
sich kahl wie die Mondlandschaft<br />
präsentiert. Dazwischen<br />
und dahinter liegen viele kleine<br />
Hotels der mittleren bis untersten<br />
Preisklasse.<br />
Zwei Querstraßen weiter verläuft<br />
die Hauptstraße. An jedem<br />
dritten Stand wird für vier<br />
Touren geworben: Buggy fahren<br />
in der Wüste, Klettertouren<br />
und Besuch der einzigen Oase<br />
Amerikas sowie –die Hauptattraktion<br />
– ein zweistündiger<br />
Besuch der Islas Ballestas für<br />
30 bis 45 US-Dollar.<br />
Während sich am Anleger<br />
Menschenschlangen bilden,<br />
um nach Ballestas überzusetzen,<br />
sitzen zwei Kilometer entfernt<br />
auf dem Fragment einer<br />
beim Erdbeben eingestürzten<br />
Brücke zahlreiche Seevögel.<br />
Hier sieht man sie dichter,<br />
wenn man sich ihnen ruhig nähert<br />
–und dazu noch kostenlos.<br />
Ab dem Sommerbeginn im<br />
November reißt die Sonne immer<br />
öfter Löcher in den Küstennebel,<br />
der während der vorangegangenen<br />
Monate wie ein<br />
Leichentuch über dem Gebiet<br />
lag. Die UV-Strahlung ist extrem.<br />
Schon am Morgen liegt<br />
der Wert bei 12, dem höchsten.<br />
An meinem Abreisemorgen<br />
holt sich ein Nachtreiher am<br />
Steg ein Betthupferl. Wie jeden<br />
Morgen haben die Fischer hier<br />
ihren Fang angelandet, inmitten<br />
ungeduldig wartender gefiederter<br />
Frühstücksgäste.<br />
Wenn eine Stunde nach Sonnenaufgang<br />
der Ort erwacht,<br />
fliegt der Reiher in den nahen<br />
Nationalpark, um den Tag zu<br />
verschlafen, wie es schon seine<br />
Vorfahren taten.<br />
Wolfgang Stürzbecher