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Berliner Kurier 15.12.2019

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BERLINER KURIER, Sonntag, 15. Dezember 2019<br />

schriften zu piesacken. Allein<br />

für die Handelskette Rewe verursache<br />

die Pflicht 140000 Kilometer<br />

zusätzlicher Bons im<br />

Jahr. Altmaier verwies darauf,<br />

dass der Gesetzentwurf von<br />

2016 zwar eine Belegpflicht auf<br />

Kundenwunsch vorgesehen habe.<br />

„Diese Regelung wurde im<br />

parlamentarischen Verfahren<br />

zu einer allgemeinen Belegpflicht<br />

ausgeweitet.“ Im Klartext:<br />

Scholz ist übers Ziel hinausgeschossen.<br />

Er hoffe nun<br />

„auf eine kurzfristige einvernehmliche<br />

Lösung im Sinne der<br />

Unternehmenund der Umwelt“.<br />

Und wiedie aussieht, wurde gesternklar:Der<br />

Wirtschaftsministersetze<br />

sich dafür ein, die „Bonpflicht“aus<br />

dem Gesetz zu streichen,<br />

teilte das Wirtschaftsministerium<br />

auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks<br />

Deutschland(RND)mit.<br />

Altmaier hat möglicherweise<br />

einen passenden Zeitpunkt gesucht,<br />

um seinen eigentlich starken<br />

Kabinettskollegen und Widersacherzuberempeln.<br />

Scholz<br />

hatte für den SPD-Vorsitz kandidiert,<br />

war beim Mitgliederentscheid<br />

aber überraschend<br />

durchgefallen. Danach gab es<br />

Stimmen, die ihm nahelegten,<br />

nach dem Debakel auch sein Ministeramt<br />

abzugeben. Altmaiers<br />

öffentliche Rüge in der Bondebatte<br />

wirkt da wie ein Nachtreten.<br />

In derSPD schließen sich bei<br />

dem Thema daher die Reihen.<br />

Norbert Walter-Borjans, siegreicher<br />

Konkurrent von Scholz<br />

im Ringen um den SPD-Chefposten,<br />

verteidigte gegenüber<br />

dem RND die Bonpflicht. „Das<br />

Problem ist,dass bei Bargeschäften<br />

zu oftgeschummelt wird, um<br />

Steuern zu umgehen. In der<br />

Summe geht es um vieleMilliarden,<br />

die auf Kosten der Steuerzahler<br />

der Allgemeinheit verloren<br />

gehen“, sagte er.<br />

Auchdas Bundesfinanzministerium<br />

reagierte kühl auf Altmaiers<br />

Anwurf. „Es liegen keine<br />

Erkenntnisse dazu vor, dass die<br />

Koalitionsfraktionen kurzfristig<br />

eine gesetzliche Änderung der<br />

Belegausgabepflicht vorsehen“,<br />

so eine Sprecherin des Hauses.<br />

Das hat übrigens einepragmatische<br />

Lösung im Bonstreit: Einfach<br />

auf die Schnipsel verzichten.<br />

„Bußgelder drohen bei Verstößen<br />

nicht“, hieß es dazu aus<br />

dem Scholz-Ministerium.<br />

Setzt auf Steuerehrlichkeit:<br />

Bundesfinanzminister Olaf<br />

Scholz (SPD).<br />

ErhieltFPÖ-Rechtspopulist<br />

illegal Geld aus Osteuropa?<br />

Heinz-Christian Strache soll auch Gold gehortet haben, weil er Angst vor der Nato hatte<br />

Wien – Der Krimi um den<br />

ehemaligen österreichischen<br />

Vizekanzler und Ex-Chef der<br />

rechten FPÖ, Heinz-Christian<br />

Strache, hat ein neues Kapitel.<br />

Nach der schmutzigen Ibiza-<br />

Affäre geht es nun um bündelweise<br />

Bargeld und um laxe<br />

Spesenabrechnungen. Zudem<br />

gibt es Berichte über die sehr<br />

eigenwillige Notfallvorsorge<br />

Straches.<br />

Über die neuen Details berichten<br />

die „Süddeutsche Zeitung“<br />

(SZ) und der „Spiegel“:<br />

Demnach hat ein Leibwächter<br />

Straches 2013 und 2014 Fotos<br />

von Bargeldbündeln in einer<br />

Designersporttasche und in<br />

einem Rucksack gemacht.<br />

Laut „SZ“ scheint es sich um<br />

mehrere Zehntausend Euro<br />

zu handeln.<br />

Der „Spiegel“ zitiert einen<br />

Anwalt des Leibwächters mit<br />

den Worten, dass „der Rucksack<br />

und die Sporttasche von<br />

Herrn Strache in das Auto gelegt<br />

wurden“. In einem anonymen<br />

Schreiben an die Wiener<br />

Staatsanwaltschaft heiße es:<br />

„HC Strache hat vor 2015 regelmäßig<br />

Sporttaschen mit<br />

hohen Summen Bargeld erhalten.“<br />

Die Zuwendungen<br />

stammten von „Kräften aus<br />

dem osteuropäischen Ausland“.<br />

In der Partei sei Strache für<br />

den großzügigen Umgang mit<br />

Spesen bekannt gewesen,<br />

schreibt der „Spiegel“ weiter.<br />

Vize-FPÖ-Chef Manfred<br />

Bundesrichter schützen<br />

Eltern-Kinder-Zentrum<br />

Rentnerhatten sich über den Lärmbeschwert. Bundespolitik erleichtertüber Urteil<br />

München – Aufatmen in<br />

einemEltern-Kind-Zentrum in<br />

München: In letzter Instanz<br />

hat der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) entschieden, dass der<br />

Familientreff bleiben darf.<br />

Dort wohnende Rentner müssen<br />

die Einrichtung hinnehmen,<br />

auch wenn im Erdgeschoss<br />

an sich nur ein Laden<br />

vorgesehen war.<br />

Gerettet hat das Zentrum<br />

mit dem Spitznamen Elki eine<br />

Gesetzesvorschrift, die<br />

Foto: Hans Klaus Techt/APA/dpa<br />

Haimbuchner wird mit den<br />

Worten zitiert, in seiner Partei<br />

habe es eine „Unkultur im<br />

Umgang mit Geld“ gegeben.<br />

Strache selbst meldete sich<br />

auf Facebook: „Niemals habe<br />

ich Sporttaschen mit Geld in<br />

meinem Auto gehabt, sondern<br />

wenn mit durchgeschwitzter<br />

Sportwäsche.“ Die Geschichte<br />

geht laut „SZ“ und „Spiegel“<br />

Kinderlärm privilegiert. Dieses<br />

sei ein „klares Signal für eine<br />

kinderfreundliche Gesellschaft“,<br />

sagte die Vorsitzende<br />

BGH-Richterin ChristinaStresemann.<br />

Denn gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

sind Geräusche<br />

durch Kitas, Spielplätze<br />

und ähnliche Einrichtungen in<br />

der Regel „keine schädliche<br />

Umwelteinwirkung“. Das galt<br />

auch für das Elki.<br />

In der Bundespolitik wurde<br />

Neue Vorwürfe: Der<br />

österreichische<br />

Rechtspopulist<br />

Heinz-Christian<br />

Strache steht nicht<br />

nur wegen der Ibiza-<br />

Affäreunter Druck.<br />

noch weiter: Strache habe aus<br />

Angst vor Bargeldabschaffung<br />

Goldmünzen gehortet sowie<br />

Benzin für Notfälle. Er habe<br />

auch Pläne geschmiedet für<br />

den Fall einer Invasion Österreichs<br />

durch die Nato.<br />

Und: Strache habe „Metallteile<br />

in der Unterhose“ getragen,<br />

die „heilende Kräfte haben<br />

sollten“.<br />

das Urteil zufrieden aufgenommen.<br />

„Kindergeschrei ist Zukunftsmusik<br />

und keine Ruhestörung“,<br />

sagte die stellvertretende<br />

Unionsfraktionschefin<br />

Nadine Schön dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland<br />

(RND).„Einweitereswichtiges<br />

Signal für eine kinderfreundliche<br />

Gesellschaft wäre die Aufnahme<br />

der Kinderrechte ins<br />

Grundgesetz“, so die Vizevorsitzende<br />

der Grünen-Fraktion<br />

Katja Dörner zum RND.<br />

Foto: JeffJ.Mitchell/Getty Images<br />

Foto: Burhan Ozbilici/AP/dpa<br />

NACHRICHTEN<br />

Schottland will raus<br />

London –ImStreit um ein<br />

neues Unabhängigkeitsreferendum<br />

in Schottland sind<br />

London und Edinburgh auf<br />

Kollisionskurs. Die schottische<br />

Regierungschefin Nicola<br />

Sturgeon kündigte einen<br />

Antrag auf ein Referendum<br />

an; Premier Boris Johnson<br />

lehnte das in einem Telefonat<br />

mit Sturgeon ab.<br />

CDU will härtereStrafen<br />

Berlin –Die CDU will sexuelleGewalt<br />

gegen Kinder<br />

härterbestrafen. Das geht aus<br />

einem Konzept hervor, das<br />

der in der CDU für dasThema<br />

zuständige „Bundesfachausschuss<br />

Innere Sicherheit“<br />

beschlossen hat. Kindesmissbrauch<br />

soll demnachimmer<br />

mit Haft bestraft werden.<br />

Ex-Diktator verurteilt<br />

Khartum –Acht Monate<br />

nach seinem Sturzist der sudanesische<br />

Ex-Machthaber<br />

Omar al-Baschirwegen Korruption<br />

zu zwei Jahren Arrest<br />

im Rehabilitationszentrum<br />

verurteilt worden. EinGericht<br />

in Khartum verurteilte den<br />

75-Jährigen am Samstag.Sein<br />

Vermögen wurdeeingezogen.<br />

Nordkorea provoziert<br />

Seoul –Inden stockenden<br />

Atomverhandlungen mit den<br />

USA steuert Nordkorea weiter<br />

auf Konfrontationskurs.<br />

Die selbst erklärte Atommacht<br />

meldete am Samstag<br />

zum zweiten Mal in einer<br />

Woche einen „wichtigen“<br />

militärischen Test im Raumfahrtzentrum<br />

Sohae.<br />

Ärger über Kohleausstieg<br />

Berlin –Die Wirtschaft hat<br />

den Kurs der Bundesregierung<br />

beim Kohleausstieg<br />

scharf kritisiert. Der Wirtschaft<br />

würden Steine in den<br />

Weg gelegt, so die Hauptgeschäftsführerin<br />

des Energieverbandes<br />

BDEW, Kerstin<br />

Andreae. Sie warnte vor entschädigungsloser<br />

Stilllegung<br />

von Kohlekraftwerken.

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