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Drei Sem<strong>es</strong><strong>te</strong>r M<strong>as</strong><strong>te</strong><strong>rs</strong><strong>tu</strong>d<strong>io</strong> –
von der Theorie zur Praxis
Sarah Fischer
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Rahmenbedingungen in<strong>te</strong>r- und transdisziplinärer A<strong>rb</strong>ei<strong>te</strong>n
Neben der Bereitschaft, Neu<strong>es</strong> zuzul<strong>as</strong>sen und im Team zu ar-
bei<strong>te</strong>n, ist Prof<strong>es</strong>s<strong>io</strong>nalität von grosser Bedeu<strong>tu</strong>ng. Prof<strong>es</strong>-
s<strong>io</strong> nalität bezieht sich dabei auf die Ebenen der Projektorgani-
sat<strong>io</strong>n und der Kommunikat<strong>io</strong>n. Projektmanagement ist die
B<strong>as</strong>is für erleich<strong>te</strong>r<strong>te</strong>s A<strong>rb</strong>ei<strong>te</strong>n bei komplexen Frag<strong>es</strong><strong>te</strong>llungen.
Um bedeutsame Schnitts<strong>te</strong>llen und Wei<strong>te</strong>rentwicklungspo-
Wenn nun also die D<strong>es</strong><strong>ig</strong>ntheorie mit
der Theorie der In<strong>te</strong>r- und Transdis-
ziplinarität ve<strong>rb</strong>unden wird, wirft d<strong>as</strong>
schon e<strong>rs</strong><strong>te</strong> Fragen auf. Denn der
Begriff In<strong>te</strong>rdisziplinarität umschreibt
die Zusammena<strong>rb</strong>eit zwischen meh-
reren voneinander un abhäng<strong>ig</strong>en Diszi-
plinen, um einen Mehrwert r<strong>es</strong>pek-
tive Fortschritt zu erzielen. Wei<strong>te</strong>renwi-
ckeln beinhal<strong>te</strong>t also Austausch von
methodischen Herangehensweisen und
Denkansätzen zwischen mind<strong>es</strong><strong>te</strong>ns
zwei un<strong>te</strong><strong>rs</strong>chiedlichen wissenschaftlichen
Disziplinen.
Ak<strong>tu</strong>eller Disku<strong>rs</strong>
Oder ist die in<strong>te</strong>rdisziplinäre A<strong>rb</strong>eitsweise
eher so zu ve<strong>rs</strong><strong>te</strong>hen, d<strong>as</strong>s wir uns Methoden
und Wissen anderer Disziplinen anhören,
ane<strong>ig</strong>nen, sei di<strong>es</strong> durch G<strong>es</strong>präche, Li<strong>te</strong>ra-
<strong>tu</strong>rrecherchen und Neugier im Allgemeinen?
D<strong>as</strong>s wir Erfahren<strong>es</strong> in unseren Entwurfs-
proz<strong>es</strong>s einfli<strong>es</strong>sen l<strong>as</strong>sen, den Proz<strong>es</strong>s
selbst aber allein durchführen? D<strong>as</strong> würde
bedeu<strong>te</strong>n: Wir l<strong>as</strong>sen andere Disziplinen
an unseren Proz<strong>es</strong>sen <strong>te</strong>ilhaben, d<strong>as</strong> e<strong>ig</strong>ent-
liche Ziel der In<strong>te</strong>rdisziplinarität,
durch Zusammena<strong>rb</strong>eit in einen
neuen, gemeinsamen Proz<strong>es</strong>s zu
gelangen, wird damit aber wohl
kaum erreicht.
<strong>te</strong>nziale zu erkennen, ist die Rhe-
torik d<strong>as</strong> A und O in der In<strong>te</strong>r-
und Transdiszi plinarität.
Und genau da setzt die ak<strong>tu</strong>elle Diskuss<strong>io</strong>n
un<strong>te</strong>r uns S<strong>tu</strong>dierenden an: Un<strong>te</strong><strong>rs</strong>chei-
den sich unsere erlern<strong>te</strong>n Disziplinen wirklich
so stark voneinander, d<strong>as</strong>s wir uns
wissenschaftlich voneinander un<strong>te</strong><strong>rs</strong>cheiden?
Kann die Zusammena<strong>rb</strong>eit zwischen
einem Industried<strong>es</strong><strong>ig</strong>ner und einem Mode-
d<strong>es</strong><strong>ig</strong>ner wirklich als in<strong>te</strong>rdis-
ziplinär gel<strong>te</strong>n? Schli<strong>es</strong>slich wird
mit der D<strong>es</strong><strong>ig</strong>ntheorie ein gemeinsam<strong>es</strong>
Dach für alle Disziplinen
g<strong>es</strong>chaffen. Und wir alle
sind durch sie un<strong>te</strong>r dem Dach der
Formgebung, der e<strong>ig</strong>entlichen
Funkt<strong>io</strong>n von D<strong>es</strong><strong>ig</strong>n, mi<strong>te</strong>inander
ve<strong>rb</strong>unden.
Die Meinungen gehen dabei weit aus-
einander, wie eine anonyme in<strong>te</strong>rne
Umfrage un<strong>te</strong>r den S<strong>tu</strong>dierenden ze<strong>ig</strong>t.
Die Freiheit, A<strong>rb</strong>ei<strong>te</strong>n am M<strong>as</strong><strong>te</strong>r-
s<strong>tu</strong>d<strong>io</strong> selbst initiieren zu können, hat
in den letz<strong>te</strong>n anderthalb Jahren
die un<strong>te</strong><strong>rs</strong>chiedlichs<strong>te</strong>n Projek<strong>te</strong> hervorgebracht.
Ein grosser Teil der
S<strong>tu</strong>dierenden hat sich bewusst dazu
entschlossen, die inhaltliche Aus-
einande<strong>rs</strong>etzung ihrer e<strong>ig</strong>enen A<strong>rb</strong>ei<strong>te</strong>n
in der erlern<strong>te</strong>n Disziplin wei<strong>te</strong>rzuführen,
ein etw<strong>as</strong> kleine rer Teil hat
die Chance, Neuland zu betre<strong>te</strong>n,
genutzt. Viele betrach<strong>te</strong>n d<strong>as</strong> ei gene
Projekt nicht zwingend als in<strong>te</strong>r-
oder transdisziplinäre A<strong>rb</strong>eit, sondern
als Vertiefung der bereits angee<strong>ig</strong>ne<strong>te</strong>n
Fäh<strong>ig</strong>kei<strong>te</strong>n, mit der Möglichkeit,
di<strong>es</strong> durch Dozierende und S<strong>tu</strong>die-
rende anderer Disziplinen kritisch zu
betrach<strong>te</strong>n l<strong>as</strong>sen.
Austausch
Womit wir beim Gedanken d<strong>es</strong> Austausch<strong>es</strong>
ankommen. Di<strong>es</strong>er wird wiederum ausschli<strong>es</strong>slich
positiv konnotiert und von allen S<strong>tu</strong>dierenden
auch als die lehrreichs<strong>te</strong> Erfahrung der vergangenen
drei Sem<strong>es</strong><strong>te</strong>r betrach<strong>te</strong>t. Der Austausch
in Form von Präsentat<strong>io</strong>nen ist dabei sogar eher
zweitrang<strong>ig</strong>, am meis<strong>te</strong>n g<strong>es</strong>chätzt wird der
Austausch im A<strong>te</strong>lieralltag: d<strong>as</strong> gegenseit<strong>ig</strong>e Aus-
helfen bei Klein<strong>ig</strong>kei<strong>te</strong>n, d<strong>as</strong> Nachfragen bei
Unklarhei<strong>te</strong>n, d<strong>as</strong> Beglei<strong>te</strong>n der Proz<strong>es</strong>se der an-
deren und die Inspirat<strong>io</strong>n, die daraus für die
e<strong>ig</strong>enen Projek<strong>te</strong> ents<strong>te</strong>ht.
Drei Projek<strong>te</strong> – Praxis<strong>te</strong>st
Aus di<strong>es</strong>er ganzen Reflex<strong>io</strong>n heraus sind in den vergangenen drei
Sem<strong>es</strong><strong>te</strong>rn ve<strong>rs</strong>chiedene Projek<strong>te</strong> entstanden, wie zum Bei-
spiel der bereits im In<strong>te</strong>rview mit Heinz Wagner erwähn<strong>te</strong> e<strong>rs</strong><strong>te</strong>
M<strong>as</strong><strong>te</strong><strong>rs</strong><strong>tu</strong>d<strong>io</strong>-M<strong>es</strong>seauftritt «RAW9003» (www.raw9003.com)
am Salone Mobile 2009 in Mailand. Es ist ein Sem<strong>es</strong><strong>te</strong>rprojekt, d<strong>as</strong>
von einer visuellen G<strong>es</strong>tal<strong>te</strong>rin und einer Archi<strong>te</strong>ktin aus dem
M<strong>as</strong><strong>te</strong><strong>rs</strong><strong>tu</strong>d<strong>io</strong> D<strong>es</strong><strong>ig</strong>n und zwei S<strong>tu</strong>dentinnen aus dem M<strong>as</strong><strong>te</strong>r of
Fine Arts der HGK B<strong>as</strong>el initiiert wurde. Die vier haben ein
in<strong>te</strong>r- und transdisziplinär<strong>es</strong> Konzept entwickelt, und mithilfe der
g<strong>es</strong>am<strong>te</strong>n M<strong>as</strong><strong>te</strong>rkl<strong>as</strong>se wurden un<strong>te</strong>r dem Ti<strong>te</strong>l «we furnish
milan» ausg<strong>es</strong>uch<strong>te</strong> Or<strong>te</strong> in Mailand als Möbelstücke benutzt und
bei Nacht performativ b<strong>es</strong>pielt. Die von den Performanc<strong>es</strong> ge-
dreh<strong>te</strong>n Videos wurden den M<strong>es</strong>seb<strong>es</strong>uchern am darauffolgenden
Tag am Stand installativ und performativ
vorgeführt. D<strong>as</strong> Pro-
jekt beweg<strong>te</strong> sich bewusst an der
Schnitts<strong>te</strong>lle von D<strong>es</strong><strong>ig</strong>n und
Kunst und hat im Ansatz zu einer
Vermischung der beiden Dis-
zi pli nen geführt.
Ande<strong>rs</strong> als d<strong>as</strong> Projekt «RAW 9003» kann
die Zusammena<strong>rb</strong>eit einer Moded<strong>es</strong>i-
gnerin und einer Kul<strong>tu</strong>rwissenschaftlerin,
die sich mit der Vermittlung von Mode
im Kon<strong>te</strong>xt von Modemagazinen und Modeli<strong>te</strong>ra<strong>tu</strong>r
auseinande<strong>rs</strong>etzen, als kl<strong>as</strong>si-
sch<strong>es</strong> in<strong>te</strong>rdisziplinär<strong>es</strong> Projekt eing<strong>es</strong><strong>tu</strong>ft
werden. Ebenso die M<strong>as</strong><strong>te</strong>rth<strong>es</strong>is, die
zur Zusammena<strong>rb</strong>eit mit einem Ingenieu<strong>rb</strong>üro
und einem G<strong>es</strong>tal<strong>te</strong>r geführt hat:
Hier ging <strong>es</strong> darum, gemeinsam ein <strong>te</strong>chnisch<strong>es</strong>
Pa<strong>te</strong>nt für eine Energi<strong>es</strong>pardusche
auf g<strong>es</strong>tal<strong>te</strong>risch hohem Niveau markt-
reif auszua<strong>rb</strong>ei<strong>te</strong>n.
Wen<strong>ig</strong>er kl<strong>as</strong>sisch wiederum die ve<strong>rb</strong>inden-
de A<strong>rb</strong>eit zwischen einer visuellen G<strong>es</strong>tal-
<strong>te</strong>rin und einer Moded<strong>es</strong><strong>ig</strong>nerin: Aus-
gangs lage war d<strong>as</strong> typografische Projekt
«Alice». Anhand d<strong>es</strong> Buch<strong>es</strong> «Alice in
Wonderland» sind typografische Analysen
zu den Begriffen Zynismus, Sark<strong>as</strong>mus
und Ironie entstanden. Der Wunsch, d<strong>as</strong> Pro-
jekt wei<strong>te</strong>rzuentwickeln und in<strong>te</strong>rdiszipli-
när zu verknüpfen, führ<strong>te</strong> zum Team mit einer
Moded<strong>es</strong><strong>ig</strong>nerin. Die aus der e<strong>rs</strong><strong>te</strong>n Projektph<strong>as</strong>e
entwickel<strong>te</strong>n typografischen Ornamen<strong>te</strong>
werden mit Textilien ve<strong>rb</strong>unden,
und d<strong>as</strong> Projekt kann nun als in<strong>te</strong>rdisziplinär
gel<strong>te</strong>n oder eben auch nicht. Es ze<strong>ig</strong>t auf
jeden Fall sehr schön auf, wie die Proz<strong>es</strong>se
am M<strong>as</strong><strong>te</strong><strong>rs</strong><strong>tu</strong>d<strong>io</strong> ineinanderfli<strong>es</strong>sen
und daraus neue Projek<strong>te</strong> ents<strong>te</strong>hen können.
Gleichzeit<strong>ig</strong> ve<strong>rs</strong>pricht die in <strong>te</strong>rdisziplinäre
Erwar<strong>tu</strong>ngshal<strong>tu</strong>ng mehr als eine kl<strong>as</strong>sische
Modekollekt<strong>io</strong>n durch Zusammena<strong>rb</strong>eit.
Drei Sem<strong>es</strong><strong>te</strong>r M<strong>as</strong><strong>te</strong><strong>rs</strong><strong>tu</strong>d<strong>io</strong> –
von der Theorie zur Praxis
Sarah Fischer
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